Fröndenberg. Nach dem extremen Starkregen in Fröndenberg gehen die Schäden in die Millionen. Diese Versicherungen brauchen Betroffene.
Spätestens am Tag nach dem Unwetter folgte für viele Fröndenberger der Blick in die Versicherungspolicen – und damit für manche ein böses Erwachen. Was Betroffene nun wissen müssen.
Bei Helge Rosenstengel, Chef der Fröndenberger Allianz-Versicherungsagentur, laufen die Telefone schon seit Sonntag heiß. Und auch Bettina Sattelberger von der Fröndenberger Provinzial-Geschäftsstelle Dirk Sattelberger sagt angesichts der Zahl der Kundenkontakte: „Bei uns brennt die Hütte.“
Waschmaschine unter Wasser
Nicht alle Kunden haben die beiden Versicherungen, auf die es nach dem verheerenden Starkregen nun vielfach ankommt: eine Wohngebäudeversicherung mit Elementarschutz und eine Hausratversicherung mit Elementarschutz. „Wenn es zu einer Überschwemmung in Folge von Starkregen kommt, dann braucht man die Elementarversicherung“, erklärt Helge Rosenstengel. „Eine klassische Wohngebäudeversicherung reicht da nicht.“ Denn die reguläre Wohngebäudeversicherung decke zum Beispiel Sturm- und Hagelschäden mit ab, aber eben nicht die Schäden, die durch Unwetterereignisse wie das am Sonntag in Fröndenberg auftreten. „Durch die Gebäudeversicherung sind beispielsweise Leitungswasserschäden abgedeckt“, erläutert Bettina Sattelberger.
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Elementarschutz als zusätzliche Option
Was viele nicht wissen: Den Elementarschutz gibt es ebenfalls bei der Hausratversicherung als zusätzlich abschließbare Option. Sascha Plattner von der Fröndenberger Generalagentur der Nürnberger Versicherung, Bettina Sattelberger und Helge Rosenstengel nennen ein klassisches Beispiel, wann diese Versicherung greift: „Wenn Wasser in den Keller läuft und dort die Waschmaschine steht – oder andere wertvolle Dinge gelagert werden.“ In solchen Fällen, so raten die Versicherungsexperten, sollte ein Elementarschutz mit abgeschlossen werden.
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Richtig teuer werden kann es auch, wenn es keine Haftpflicht für einen Öltank im Keller gibt und nach einem Unwetter Öl ausläuft: „Bei einem Öltank im Keller sollte man immer eine Gewässerschadenhaftpflichtversicherung in der Gebäudeversicherung haben“, erklärt Helge Rosenstengel. Sonst könnte es im Schadenfall sein, „dass Unmengen ausgepumpt werden müssen. Wenn man kontaminiertes Wasser im Keller hat, das ist nicht ohne. Das kann teuer werden.“
Nicht Seen oder Flüsse, sondern Regen
Nicht alle Kunden sind versicherungstechnisch optimal aufgestellt, weiß Helge Rosenstengel: „Manche haben im Vorfeld gesagt, dass sie auf einem Hügel wohnen und deshalb keinen Elementarschutz brauchen.“ Doch es gehe ja hier nicht nur um Seen oder Flüsse, die vielleicht weiter weg vom Haus sind, „sondern auch um das Wasser, das vom Himmel kommt“. Das bekräftigt auch Bettina Sattelberger: „Die Gefahr kommt nicht von der Ruhr. Es geht um den Starkregen, durch den sich auf einmal Bäche bilden.“
Diese Erfahrungen macht auch Sascha Plattner immer wieder, rät aber ebenfalls zum Elementarschutz: „Der kostet bei der Hausratversicherung ein oder zwei Euro mehr im Monat, das ist also kein hoher zusätzlicher Betrag.“
Manche Häuser sind unbewohnbar
Die Schäden im Fröndenberger Stadtgebiet sind teilweise derart groß, dass Häuser nicht mehr bewohnbar sind, weiß Helge Rosenstengel. Bei anderen wiederum halte es sich in Grenzen, „da sind dann nur ein paar Möbel kaputt, aber das Haus ist weiterhin bewohnbar“. Mit einem blauen Auge davon gekommen sind wohl die, bei denen nur klares Wasser hochgedrückt wurde: „Bei anderen kam viel Schlammwasser. Da haben Menschen jetzt Angst um ihre Existenz.“
Angesichts der Unwetterfolgen durchforsten aktuell manche Kunden ihre Versicherungsverträge. So hat Sascha Plattner beispielsweise am Montag schon mehrere Anrufe bekommen, in denen Kunden vorsorglich nachfragten, ob sie in einem Unwetter-Schadenfall gut aufgestellt wären.
Bilder, die man sonst aus dem Fernsehen kennt
Helge Rosenstengel und Sascha Plattner – er betreibt die Agentur in zweiter Generation – haben derart extreme Wetterfolgen in ihrer beruflichen Laufbahn in Fröndenberg noch nicht gesehen. „Hier wird der Schutt von den Straßen geräumt“, sagt Helge Rosenstengel. „Es ist gruselig, so was zu sehen. Das sind Bilder, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt – und jetzt ist das alles bei uns hier direkt vor der Tür.“