Menden. Ursula und Klaus Lücking leben im Hansa-Seniorenwohnpark in Menden. Die beiden treffen ihre Familie regelmäßig online – schon lange vor Corona.
Kontaktbeschränkungen machen es möglich: In der Corona-Pandemie boomen Video-Anrufe. Ursula (86) und Klaus Lücking (85) allerdings haben hierin schon seit Jahren Erfahrungen. Und so muss trotz Pandemie auch das sonntägliche Familientreffen nie ausfallen.
Die beiden öffnen der Westfalenpost die Tür zu einer besonderen Wohnung: nämlich der Wohnung mit der Nr. 75 im Hansa-Seniorenwohnpark an der Bodelschwinghstraße in Menden. Hier lebt das Ehepaar seit einigen Jahren.
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Eigentlich stammen die beiden, die seit 1954 verheiratet sind, aus Witten. Nach der Hochzeit zogen sie nach Dortmund, wo Klaus Lücking bei dem regionalen Energieversorger VEW (Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen) arbeitete. „Heute gehört das ja zu RWE“, sagt Klaus Lücking, der dort als Elektriker tätig war und auch seine Meisterprüfung ablegte.
Brennendes Auto in den Feldern in Schwitten
1964 zogen die beiden nach Fröndenberg-Dellwig. „Ich bin in der Betriebsstelle in Dellwig bei VEW Betriebsleiter geworden“, blickt Klaus Lücking zurück. Bis heute erinnert er sich gut an einen Einsatz, als er einen Strommasten in Schwitten kontrollieren sollte. „Da hatte ein Auto gebrannt“, erzählt der Senior. „Und ich sollte gucken, ob der Strommast durch den Brand irgendwie in Mitleidenschaft gezogen worden war.“
In ausgebranntem Auto starben Marion und Tim Hesse
Was dort geschehen war, ahnte Klaus Lücking zu dem Zeitpunkt nicht. Feuerwehr und Polizei waren schon abgerückt, nur das ausgebrannte Auto stand noch auf dem Feldweg. „Erst am nächsten Tag habe ich aus der Zeitung erfahren, was da passiert war“, sagt Klaus Lücking nachdenklich. Seine Arbeit hatte ihn zum Tatort geführt, an dem die junge Mutter Marion Hesse und ihr zweijähriger Sohn Tim in ihrem Auto angezündet worden waren. Bis heute ist der Doppelmord ungeklärt. „Da erschrickt man sich schon ziemlich, wenn man im Nachhinein erfährt, was da passiert ist“, sagt Klaus Lücking.
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Mit 64 Jahren ging Klaus Lücking in den Ruhestand. Doch das Handwerk hat ihn auch danach nie losgelassen. Während Ehefrau Ursula Lücking gerne kocht, hat sich Klaus Lücking immer um alles Handwerkliche gekümmert. In ihrem Eigenheim in Dellwig war er immer aktiv – nicht nur als Elektriker. „Ich habe auch gemalert, tapeziert und gestrichen“, sagt er. „Das Handwerk ist mein Leben und meine Freude.“
Mit über 80 Jahren noch selbst die Reifen gewechselt
Manchmal lässt Klaus Lücking dann doch mal jüngere Handwerker ran: Bis vor vier Jahren hat er noch selbst die Sommer- beziehungsweise Winterreifen beim Auto gewechselt, „aber irgendwann hat man dazu keine Lust mehr“. Jetzt fährt er zum Reifenwechsel in eine Werkstatt.
2018 haben die beiden ihr Haus in Dellwig verkauft und sind in den Hansa-Seniorenwohnpark in Menden gezogen. Vor allem Ursula Lücking ist dieser Schritt nicht leicht gefallen, musste sie sich doch auch von ihrem Garten verabschieden. Heute sind beide froh, diesen Schritt gegangen zu sein. „Es war einfach zu viel Arbeit“, sagt Ursula Lücking.
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„Wir haben das auf die Zukunft ausgerichtet“, fügt Klaus Lücking hinzu. „Im Moment können wir uns noch um alles kümmern, aber so wissen wir, dass alles geregelt ist.“ Die geräumige Wohnung in Innenstadtnähe hat beiden auf Anhieb zugesagt.
Enge Verbindung zu Menden
Mit Menden haben sich die beiden immer verbunden gefühlt. Sohn Christian und Tochter Claudia besuchten einst das Walburgisgymnasium. Eine Schulbildung mit christlichen Werten sei ihnen immer wichtig gewesen. „Unsere Tochter war schon auf dem Walburgisgymnasium, als unser Sohn auf die weiterführende Schule kommen sollte. Wir wollten ihn schon am Heilig-Geist-Gymnasium anmelden, weil ja damals nur Mädchen zum Walburgisgymnasium durften“, erzählt Ursula Lücking. „Aber dann durften auch Jungs hin und Christian war im ersten Jahrgang, in dem das erlaubt war.“
Tochter wohnt in Bonn, Sohn auf einer Yacht
Tochter und Sohn sind längst erwachsen. Während die Tochter in Bonn wohnt, hat sich der Sohn seit einiger Zeit auf einer Yacht, die derzeit vor der Karibikinsel Grenada liegt, zur Ruhe gesetzt, wie Klaus und Ursula Lücking berichten.
Zur Familie gehören auch drei Enkel und ein Urenkel. Ein persönliches Treffen aller Familienmitglieder ist auch unabhängig von der Corona-Pandemie aufgrund der räumlichen Entfernung mit längerer Vorausplanung verbunden. Umso wichtiger ist es Klaus und Ursula Lücking, dass ein Termin immer fest im Kalender steht: „Sonntagabend um 9 ist Familientreffen am Fernseher über Skype. Und das haben wir schon lange vor Corona so gemacht.“
Enkelin Clara macht mit Großeltern Fitness-Übungen
Das Ehepaar ist dankbar, dass ein enger Kontakt zur Familie besteht. So macht Enkelin Clara mit ihren Großeltern Fitness-Übungen, während sich die Drei übers iPad sehen. Und wenn es mit der Technik am Tablet mal hakt, holen die beiden ihr Smartphone raus und zeigt per Video-Anruf, wo das Problem liegt. Ruckzuck läuft dann alles wieder.
„Und mit unserem Sohn spielen wir gerne Rummikub“, sagt Ursula Lücking. Die beiden Senioren sitzen sich dann gegenüber und lehnen ihr iPad an eine große Kerze, die auf dem Tisch im Wohnzimmer steht. Sohn Christian sitzt auf diese Weise – wenn auch in Grenada tausende Kilometer entfernt – mit am Tisch.