Menden/Hagen. . Kommt doch noch alles ans Licht? Es gibt eine neue Spur – und die Aussicht auf einen Beitrag in der ZDF-Reihe „Aktenzeichen XY ungelöst“.
30 Jahre nach dem wohl furchtbarsten Verbrechen der Mendener Nachkriegsgeschichte, dem Mord an der jungen Mutter Marion Hesse (35) und ihrem Söhnchen Tim (2), hofft die Hagener Mordkommission doch noch auf die Aufklärung des Falls.
Auslöser ist der jüngste Hinweis eines Zeugen, der sich offenbar in Bezug auf die „Tatorte“-Serie der WP an die Staatsanwaltschaft Arnsberg gewandt hatte. Der Mendener Pensionär habe demnach 1989 – dem Jahr, als der Mord geschah – im Nordsee-Urlaub mit einem Kellner darüber gesprochen, berichtet der Hagener Mordermittler Ralf Eickler auf WP-Anfrage.
XY-Sendung behandelt zwei „Cold Cases“
Auf www.zdf.de wird der Mordfall Hesse als einer von zwei „Cold Cases“ angekündigt, die Moderator Rudi Cerne vorstellt.
Unter „Cold Cases“ versteht man unaufgeklärte Delikte, die lange zurückliegen.
Cold Cases konnten dank DNA-Nachweisen auch nach Jahrzehnten geklärt werden.
Der Kellner habe behauptet, die Mendener Familie zu kennen. Als der Urlaubsgast nachhakte, habe der Mann merkwürdig „unwirsch“ reagiert und das Gespräch abrupt abgebrochen. Tatsächlich gelang es Eickler, die Identität des Kellners nach drei Jahrzehnten noch zu ermitteln. Der Mann sei allerdings vor fünf Jahren verstorben. Da noch eine zweite Person genannt wurde, die kontaktiert werde, liefen die Ermittlungen weiter.
Ermittler setzen auf Verjährung
Große Hoffnung setzt Ralf Eickler indes in die ZDF-Fahndungsserie „Aktenzeichen XY ungelöst“, die den Fall Hesse am 6. Februar in ihrer Sendung vorstellen will. Dies geht auf eine XY-Reihe zu Altfällen, so genannten „Cold Cases“ zurück. Eickler: „Wir setzen dabei ausdrücklich auch auf Menschen, die damals etwas über die Hintergründe der Tat wussten, aber nicht aktiv daran beteiligt waren.“
Belohnung immer noch ausgelobt
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Denn solch eine Mitwisserschaft sei als strafbares Delikt heute verjährt, anders als der Mord selbst. Wer also nicht zu den damaligen Tätern zählte – die Polizei geht von mindestens zwei Mördern aus – könne gefahrlos sein Gewissen erleichtern. Zudem bestehe Aussicht auf die 100.000 Mark, die damals von der Staatsanwaltschaft als Belohnung für Hinweise zur Aufklärung ausgelobt wurden. Heute würde das Geld in Euro ausbezahlt. Beide Anreize könnten noch zu Hinweisen führen, sieht Eickler die ZDF-Sendung als „große Chance“.
Schreckliches Verbrechen
Am Abend des 27. Januar 1989 war der VW Passat von Marion Hesse in den Schwitter Felder an einem Strommasten in Flammen aufgegangen. Als die alarmierten Mendener Wehrleute eintrafen, brannte das Auto lichterloh. Beim Ablöschen entdeckten sie die Frauenleiche hinterm Steuer, später den toten Jungen hinten im Kindersitz, wie sich Werner Bartmann im WP-Video im Rahmen der „Tatorte“-Serie erinnerte. Der spätere langjährige Stadtbrandmeister, damals am Brandort, wünscht sich bis heute, dass diejenigen, die den Passat mit einer Lunte in Brand setzten, bestraft werden.