Menden. 13 Corona-positiv Getestete, die in Quarantäne waren, sollen in einem Mendener Supermarkt eingekauft haben – wie Fantasie-Storys entstehen.
13 Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet worden waren und damit ihre Wohnung nicht verlassen durften, sind angeblich in einem Mendener Supermarkt einkaufen gegangen. Diese Geschichte wird derzeit nicht nur in Menden in persönlichen Gesprächen und in sozialen Netzwerken weitererzählt. Die Recherche ergibt: Äußerst kuriose Geschichte – aber nicht wahr.
Ähnliche Vorfälle in anderen Städten
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Die Mendenerin, die sich in der WP-Redaktion meldete, war zu Recht empört. Sie hatte über Umwege davon gehört, dass vergangene Woche ein Kunde eine Corona-positiv getestete Person in der Kaufland-Filiale an der Holzener Straße gesehen habe. Da der Kunde wusste, dass diese Person gar nicht hätte einkaufen gehen dürfen, meldete er sich mit diesem Hinweis an der Supermarkt-Info, berichtet die Leserin, was ihr erzählt worden war.
Angeblich Durchsage über Lautsprecher
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Die Mitarbeiterin habe über Lautsprecher durchgegeben, dass Kaufland wisse, dass sich ein Corona-Positiver im Laden aufhalte. Dieser solle sich zur Info begeben. Wenig später, so wurde es der Leserin erzählt, seien 13 (!) Kunden an der Info aufgetaucht, die sich dafür gerechtfertigt hätten, dass sie trotz Corona-Infektion einkaufen waren. Sogar die Polizei habe gerufen werden müssen. Ähnliche Vorfälle schildern Leser aus Facebook-Gruppen anderer Städte im Umkreis.
Nachfrage bei der Polizei und der Stadt
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Die WP-Nachfrage bei der Filialleiterin von Kaufland in Menden ergibt: Sie hat von solch einem Vorfall nichts gehört. Das Gleiche berichten Marcel Dilling, Pressesprecher der Polizei, und Johannes Ehrlich, Pressesprecher der Stadt Menden, auf Nachfrage der Westfalenpost. Die Recherche bei der Kaufland-Zentrale in Neckarsulm bringt dann Licht ins Dunkel: Kaufland habe in den vergangenen Tagen mehrere Anfragen erhalten, „in denen das gleiche Szenario, allerdings für verschiedene Filialen, beschrieben wurde“, berichtet Alisa Götzinger aus der Kaufland-Unternehmenskommunikation.
Rücksprache mit Mitarbeitern vor Ort
Nach Rücksprache mit den Mitarbeitern vor Ort habe sich kein einziger Vorfall bewahrheitet: „Uns liegen keine Informationen vor, dass sich ein derartiger Vorfall in einer unserer Filialen ereignet hat.“ Alisa Götzinger vermutet, dass das Ganze auf einer Falschinformation basiert, „die derzeit im Netz kursiert, vermutlich auf Basis eines Videos des Comedians Sebastian Puffpaff, der in seiner Satire-Show ,Noch nicht Schicht’ vom 26. April, eine ähnliche Situation schildert“.
Tatsächlich berichtet Puffpaff in einem siebenminütigen Video, das über die Homepage des ZDF abrufbar ist, von einem vergleichbaren Fall. Das Ganze leitet der Comedian ein mit den Worten: „Ich möchte auch eine Geschichte erzählen.“ Und das ist es: Eine Geschichte. Mit anderen Worten – ein Ammenmärchen, eine moderne Legende. Kurios, aber - zumindest in Menden – nicht wahr.