Menden. Eine Apotheke in Menden nimmt von einigen Kunden drei Euro für das Ergebnis des kostenlosen Corona-Schnelltests. Die Apotheke rechtfertigt das.

Die Apotheke Köster in Menden sorgt mit einer zusätzlich erhobenen Gebühr für die eigentlich kostenlosen Corona-Schnelltests für Aufregung. Getestete fühlen sich verschaukelt und abgezockt, weil sie für den Ausdruck mit dem Testergebnis 3 Euro zahlen mussten. Die Apotheke hält dagegen: Der Aufwand für das Papier sei unermesslich höher.

„Das ist für uns ein Riesenaufwand, die Zertifikate auszudrucken“, sagt Apothekerin Dagmar Köster, die mittlerweile zwei Zentren in Menden und Lendringsen betreibt. Sie betont ausdrücklich, dass das Testergebnis in digitaler Form für jeden Getesteten gratis sei. Jeder bekomme dieses Ergebnis per E-Mail übermittelt oder erhalte einen QR-Code, den er beispielsweise bei einem Frisörbesuch oder in der Gastronomie vorzeigen könne.

Testergebnis wird in der Filiale der Apotheke ausgedruckt

Das Corona-Schnelltestzentrum der Apotheke Köster in der Unnaer Straße 9 in Menden.
Das Corona-Schnelltestzentrum der Apotheke Köster in der Unnaer Straße 9 in Menden. © WP | Privat

Wer allerdings sein Ergebnis ausgedruckt mitnehmen will, müsse tatsächlich zahlen. Den Ausdruck gebe es nicht beim Testzentrum selbst. „Wir haben die Auflage, dass sich keine Warteschlangen bilden dürfen“, erklärt Köster. Das Testzertifikat werde in der Apotheke ausgehändigt. „Wer solch eine Zusatzleistung braucht, muss dann in die Apotheke kommen. Das ist aber für uns ein erheblicher Personalaufwand“, sagt Dagmar Köster: „Wir haben es versucht. Es war aber kostenlos nicht händelbar.“

Nach einer ersten Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, die für die Abrechnung zuständig ist, stellt Köster den Kunden aber zumindest keine Kosten in Rechnung, die bereits abgerechnet sind. Man gehe nicht davon aus, dass die Apotheke über die 6 Euro Beschaffungskosten, die in den 18 Euro Vergütung je Test enthalten sind, auch Papier und Druckerfarbe abrechnen könne. „Das ist für die Anschaffung der Tests“, sagt Sprecherin Vanessa Pudlo. „Es gibt keinen Punkt, über den man Ausdrucke explizit abrechnen kann.“ In den anderen 12 Euro Vergütung für „das Gespräch, die Entnahme von Körpermaterial, die PoC-Diagnostik, die Ergebnismitteilung“ ist zwar auch die „Ausstellung eines Zeugnisses“ enthalten. Dieses dürfe aber auch digital geliefert werden. +++ Überblick: Hier werden Schnelltests in Menden gemacht +++

Gebühr soll auch der Abschreckung dienen

Dagmar Köster sieht die 3-Euro-Zusatzgebühr auch als Abschreckung, damit die digitalen Möglichkeiten mehr genutzt werden. Sie sagt: „Wir möchten den Menschen mit unseren Tests helfen.“ Alleine am Sonntag habe man 200 Tests durchgeführt, damit Mendener die Außengastronomie nutzen konnten. „Diese Schlagzahlen können wir nur digital hinbekommen.“ Insgesamt habe man eine fünfstellige Zahl an Tests durchgeführt.

Der Betrieb eines Testcenters gilt aktuell als sehr profitabel. Wären da nicht bei Gewinnen aus tausenden Tests einige wenige Ausdrucke mit drin? Dagmar Köster verneint. Der zusätzliche Aufwand sei so groß.

Konkurrenz: Durchführung von Tests ist hoch profitabel

Ein anderer Anbieter rechnet im Gespräch mit der Redaktion vor, dass man mit Tests alleine schon große Gewinne machen kann. Für die Materialkosten sei alleine die Beschaffungskosten-Pauschale von aktuell 6 Euro mehr als ausreichend. Von den verbleibenden 12 Euro müsse man nur noch einen geringen Anteil für Personalkosten abziehen. Der Rest sei ein reiner Gewinn. Eingesetztes Personal könne pro Person entspannt 20 Patienten je Stunde testen, rechnet der Anbieter vor. Selbst wenn eine weitere Person im Hintergrund arbeite, sei das bei zwei eingesetzten Kräften ein Gewinn von gut und gerne 200, eher 400 oder 500 Euro je Stunde. Zumal oft ungelernte Kräfte eingesetzt werden.

WP-Leser ärgern sich über die 3 Euro, die auch Stammkunden zahlen sollen. Auch in einer Facebook-Gruppe wurde eifrig über die Extra-Gebühr diskutiert. Auch andere Anbieter in Menden verurteilen das Vorgehen zum Teil scharf. Allerdings ist auch dort das ausgedruckte Testergebnis nicht die Regel. Fast überall gibt es standardmäßig das Ergebnis per Mail, bei vielen Teststellen aber auch gratis ausgedruckt zum Mitnehmen. Klaus Gerling, der in seiner Ernährungspraxis selbst Tests anbietet, erklärte bei Facebook: „Ich biete die Tests bewusst auch für alle, die nicht online sind. Bei mir gibt es das Ergebnis immer nur auf Papier, nur direkt zum Mitnehmen, kostenlos.“