Menden. Das Wiedersehen mit den Stammgästen nach fast sieben Monaten – für Kultwirt Frank „Roller“ Roelvinck das Wichtigste am Pfingstsonntag.

Der Satz dieses Sonntags stammt von Kultwirt Frank „Roller“ Roelvinck: „Was mich heute am meisten freut: Ich sehe nach sieben Monaten so viele Stammgäste wieder – und ganz ehrlich, das ist das Schönste an diesem Tag.“ Roller hat seinen Biergarten am Neumarkt unter ein schützendes Zelt gepackt, dabei spielt sogar das Wetter mit an diesem Pfingstsonntag, dem ersten Öffnungstag für die heimische Gastronomie nach dem monatelangen Lockdown. Diese Premiere hatte in Menden am Morgen mit ergiebigem Regen und erfrischenden Untertemperaturen im einstelligen Bereich begonnen. Doch jetzt, am Abend, sind überall zufriedene Gesichter zu sehen.

Großer Appetit: Im Salsa gehen allmählich die Rippchen aus

Ob bei Niko vor der Stadtschänke, bei Toni an der Mühle, bei Jozeh vom Salsa oder am Neumarkt vorm Turm und eben bei Roller: Die Mendener Außengastronomien sind seit dem Mittag durchweg gut besetzt, die Erwartungen der Wirtinnen und Wirte an diesen Tag werden erfüllt oder sogar übertroffen – wie bei Ramazani. Der muss für seine Mexican Bar „Salsa“ abends aus Menden noch Rippchen nachordern, weil sie ihm auszugehen drohen wie am Nachmittag schon die Oliven: „Wir hatten eine kleine Karte gemacht, aber wer ahnt denn, dass die Leute so viel Tapas mit Oliven wollen...?“

Ausblick auf Pfingstmontag nur von der Wetterprognose getrübt

Insgesamt 29 Tische hat Ramazani quer vor der Vincenztreppe aufgestellt – und dabei für 150 Reservierungen wie angekündigt alles an Mobiliar rausgebracht, was drinnen nicht niet- und nagelfest war. Auch das „Da Rosa“ nebenan hat draußen aufgebaut, und hier ordern die Gäste frisch gemachte Pizzen, als hätten sie die monatelange Tiefkühlkost buchstäblich satt. Dazu ist das Wetter so, dass man es mit Jacke draußen gut aushalten kann, erst recht, wenn es die Sonne ab und zu durch die grauen Wolken schafft. Das Wichtigste ist aber, dass es den ganzen Nachmittag und Abend hindurch trocken bleibt. „Das sieht für morgen anders aus, da wird es dann weniger sein“, vermutet Roller, Zeltdach hin oder her. Andererseits: Wer weiß schon, wie das Wetter wird?

Polizei und Ordnungsamt sind regelmäßig zu sehen – aber es geht gesittet zu

Ob wie hier unterm Zeltdach bei Roller oder nebenan im Turm: Die Wirte und ihre Stammgäste feiern ein Wiedersehen.
Ob wie hier unterm Zeltdach bei Roller oder nebenan im Turm: Die Wirte und ihre Stammgäste feiern ein Wiedersehen. © Thomas Hagemann / Westfalenpost

Die Gäste jedenfalls genießen es an diesem Sonntag, sich wieder ein Bierchen an den Tisch bringen zu lassen, auswärts zu essen – und wenn es bei 13 Grad draußen in der eigenen Stadt ist. Man feiert viele Wiedersehen, es geht gesittet zu, überall wird die Einhaltung der Regeln kontrolliert – von den Wirten, aber auch von Polizei und Ordnungsamt, die sich regelmäßig auf dem Marktplatz blicken lassen.

Schnelltest-Team ist wirklich schnell

Es könnte also ein ganz normaler Sonntag in Menden sein, wäre da nicht der Schnelltest-Bulli der Fröndenberger Praxis von Dr. Walter Blaß direkt am Eingang zum Alten Rathaus. Und natürlich das Maskentragen zwischen den Tischen, an das sich übrigens fast alle halten. Es erinnert aber daran, dass wir immer noch Coronazeit haben. Ohne einen negativen Schnelltest geht hier heute noch gar nichts.

Dr. Walter Blaß zufrieden mit 160 Tests am Nachmittag – heute ab 14 Uhr geht’s weiter

Medizinstudentin Jana Blaß, Nichte des Fröndenberger Arztes, nimmt im Bulli-Heck die Schnelltests auf dem Alten Rathausplatz ab. Mehr als 160 sind es am Sonntagnachmittag.
Medizinstudentin Jana Blaß, Nichte des Fröndenberger Arztes, nimmt im Bulli-Heck die Schnelltests auf dem Alten Rathausplatz ab. Mehr als 160 sind es am Sonntagnachmittag. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Allerdings zeigt das junge Blaß-Team eindrucksvoll, warum ein Schnelltest so heißt. Bei dem freundlichen jungen Mann an der Beifahrertür gibt man seine Krankenversicherungskarte ab. Im Heck gibt’s von Medizinstudentin Jana Blaß dann zuerst das Stäbchen tief in die Nase und 15 Minuten später den begehrten Zettel, der den Weg an den Ess- oder Biertisch ebnet.

Organisation in kürzester Zeit

Am Ende werden mehr als 160 Leute diesen Weg zum Schnelltest genommen haben, zeigt sich Dr. Blaß zufrieden. „Das ist ein gutes Ergebnis, das den Einsatz lohnt.“ Komplimente erhält er auch von Ramazani: „Es war toll, wie unkompliziert und schnell das Ganze hier nach der Vermittlung von Heiner Schulte und Peter Maywald gelaufen ist.“ Denn die Frist, um das zu organisieren, war denkbar kurz: vom Freitag – als dem fünften Tag mit einer MK-Inzidenz unter 100 – bis zur damit fälligen Lockerung der Bundesnotbremse am Sonntag. An diesen beiden Tagen sei es gar nicht so einfach gewesen, für den Pfingstsonntag die Schnelltests auf den Marktplatz zu bringen. Immerhin: Es ist gelungen, und am Montag ab 14 Uhr soll der Bulli erneut wieder hier stehen.

Geöffnet bleibt, bis der letzte Gast aufbricht

Dass die Wirte und auch das Personal Freude daran haben, endlich wieder ihre Arbeit machen zu dürfen, ist überall zu spüren. Jozeh Ramazani antwortet auf die Frage, wie lange er heute Abend offen hält: „Bis der letzte Gast geht.“