Menden. Dieser Tage liegt mancherorts wieder der Geruch von Gülle in der Luft. In Oesbern geht man bei diesem Thema neue Wege.

Für Laien ist es ein anrüchiges Thema, für Natur und Klima ein entscheidendes: das Düngen der Felder mit Gülle. „Unsere Familie hat in die Zukunft des Schladot-Hofs in Oesbern investiert und ein neues Güllefass angeschafft. So nennen wir in der Landwirtschaft einen Tankwagen für tierische Exkremente“, berichtet Junglandwirt und Hofnachfolger Matthias Höppe. Ausgerüstet ist es mit modernster Verteiltechnik. Sie soll Böden, Umwelt und Nasen der Mendener schonen.

Erst drei Wagen mit Kuh-Lackierung

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Die Lackierung ist der schwarz-weißen Zeichnung einer Kuh nachempfunden und ein wahrer Blickfang. „Es gibt erst drei Güllefässer in dieser Lackierung“, berichtet Höppe. Der Anblick des neuen Güllefasses habe schon einigen Leuten im Vorbeifahren ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Außerdem möge er nun mal Kühe gern, und das Fass erinnere auch an die eigenen Tiere im Stall. „Jetzt ist die Zeit, den Dünger für die Feldfrüchte auszubringen. Für unsere Kühe bauen wir Futter an“, erklärt der Landwirt, der an der Universität Hohenheim fünf Jahre lang Agrarwissenschaft in der Fachrichtung Tierwissenschaft studiert und als Master of Science abgeschlossen hat.

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Gülle, zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge ausgebracht, ist ein wertvoller Dünger, aus dem mit seinen organischen Substanzen mit der Zeit Humus gebildet wird, der die Bodenfruchtbarkeit verbessert und als Wasser- und Co2-Speicher dienen kann. „Eine Kuh produziert am Tag ungefähr 60 Liter an Exkrementen, die wir sammeln“, erklärt Matthias Höppe, „die wollen wir gezielt und optimal dosiert dann zur richtigen Zeit in der Vegetationsperiode ausbringen.“

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Deshalb habe man das Fass von Wienhoff im Emsland angeschafft und den Schleppschuh, so nennt man die angekoppelte Verteileranlage, vom Spezialisten Bomech in Holland.

Das Fass kann zwölf Kubikmeter aufnehmen, so ist es nicht zu schwer und es steht auf sehr breiter Tandembereifung, die das Gewicht verteilt, sodass der Acker nicht zu sehr verdichtet wird. „Die moderne Verteiltechnik schlitzt den Boden im Abstand von 25 Zentimetern ein und bringt die Gülle direkt an die Wurzeln. So kommt der Stickstoff in den Boden und geht nicht als Ammoniak in die Luft. Also stinkt es auch nicht“, erklärt Matthias Höppe die Technik.

170 Kilo pro Hektar erlaubt

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Doch bevor es mit der rollenden Kuh auf den Acker geht, muss genau gerechnet werden. „Wir wollen schließlich nicht überdüngen, sondern die Umwelt schonen. Deshalb dürfen wir nicht mehr als 170 Kilogramm organischen Stickstoffs pro Hektar ausbringen“, erklärt er und fügt hinzu: „Wir müssen alles sehr genau dokumentieren, und das wird auch geprüft.“ Auch auf das richtige Verhältnis von der Anzahl der Kühe und der zur Verfügung stehenden Acker- und Grünlandfläche komme es an. „Bei uns stimmt das Verhältnis. Wir nehmen keine Fremdgülle auf und müssen auch keine abgeben. Wir arbeiten streng nach der neuesten Düngeverordnung von 2020.“

In erster Linie wird auf dem Schladothof Milch produziert. Seit einigen Monaten gibt es dort eine Milchtankstelle. „Das ist prima angelaufen und darf gerne so weiter gehen. Wir haben einen zweiten Automaten bestellt“, berichtet der junge Landwirt. „Da gibt es demnächst Eier von unseren Hühnern und aus der Nachbarschaft. Dazu bekommt man Honig und die Glasflaschen für die Milch.“

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