Menden. Das frühlingshafte Wetter im Februar lockt frühzeitig auch die Bienen hervor, die als bedroht gelten. Ein Mendener Imker sagt, was zu tun ist.

Die Freude über das früh und unvermutet schöne Wetter mit seinen Frühlingstemperaturen ist auch in Menden riesengroß, gerade nach der langen Eiszeit zuvor. Überall beginnt es zu blühen, und neben Heerscharen von Spaziergängern und Radfahrern sind auch die ersten Bienen zu sehen – und werden von Kindern begeistert gemeldet. Das gilt umso mehr, als zuletzt häufig vom Bienen- und Insektensterben die Rede war. Die WP befragt zu alldem einen ausgewiesenen Mendener Experten: Robin Frese (27), geborener Folgnandt, ist Imker aus Leidenschaft und unterhielt bis zur Corona-Pandemie sogar Bienenvölker auf dem Dach des Mendener Rathauses, das aber längst nicht mehr frei zu betreten ist.

WP: Herr Frese, was sind das bloß für Bienen, die wir schon Mitte Februar herumschwirren sehen?

Robin Frese: Darunter sind jetzt noch viele Winterbienen, die gerade ihr Leben aushauchen. Das ist aber ganz natürlich und völlig in Ordnung. Man muss diese Bienen auch sterben lassen. Wer versucht, sie auf Balkon oder Terrasse zum Beispiel mit Zuckersirup oder gar Honig zu retten, tut genau das Falsche. Denn so könnten sie noch Krankheiten in ihr Volk tragen. Dabei haben die Bienen in den Stöcken noch genug Futter.

Aber wenn das Volk doch stirbt?

Das tut es ja nicht! Das milde Wetter um Weihnachten hat wieder für genügend Nachwuchs gesorgt. Die Weihnachtsbienen bauen das neue Volk auf, und diese Honigbienen leben etwa drei bis vier Monate.

Wie groß ist so ein Volk überhaupt?

Bei den Winterbienen, die den Bestand über die kalte Jahreszeit sichern, sind es etwa 10.000. Die nachfolgenden werden dann immer mehr, bis im Mai die durchschnittliche Stärke von etwa 60.000 Tieren pro Volk erreicht ist.

Hat die harte Frostperiode die Bienen nicht stark dezimiert?

Überhaupt nicht. Für die Bienen war das sogar gut, weil sie in ihrer Wintertraube zur Ruhe kamen, weniger Futter brauchten und jetzt länger überleben. In der Traube wärmen sie sich gegenseitig.

Apropos Futter: Wovon ernähren sich die Bienen jetzt so früh im Jahr überhaupt?

Von dem, was wir alle sehen: Die ersten Pollen holen sie sich aus Krokussen, Schneeglöckchen oder Weiden, das Brutgeschäft der Königin setzt ein, es geht jetzt richtig los. Und das Futter in den Stöcken ist auch noch da.

Dann brauchen die Bienen also gar keine Unterstützung?

Doch, natürlich! Und dabei kann ihnen jetzt wirklich fast jeder helfen. Mehrere Landwirte tun das in Menden schon mit großen Blühstreifen an den Ackerrändern. Aber es gibt auch Bienenweiden, die man im Topf auf dem Balkon anlegen kann. Wir können bienenfreundliche Sträucher und Hecken in unsere Gärten setzen oder Beete mit heimischen Wildblumen anlegen. Das hilft nicht nur den Bienen, sondern allen Insekten, deren Zahl so massiv zurückgegangen ist in den letzten Jahren. Man muss da übrigens keine Angst vor Stichen haben, die meisten Arten, vor allem die wilden, können gar nicht stechen. Es gibt also vieles, was man tun kann. Auch selber Imker werden.

Wie viele Imker gibt es denn in Menden?

Ich schätze, etwas über 100, und die meisten sind auch bei uns im Verein. Darunter sind übrigens auch immer mehr Imkerinnen, was uns sehr freut.

Wie steht es bei Ihnen um die Imkerei, da Sie dem Rathaus jetzt nicht mehr aufs Dach steigen?

Ich habe gerade mein Examen bestanden und fange als Mediziner jetzt im Düsseldorfer Klinikum an. Nach drei Jahren möchte ich aber wieder nach Hause zurückkehren, immerhin habe ich im Mai die Urenkelin der Halinger Lehrerlegende Robert Frese geheiratet (lacht). Deswegen werde ich die Imkerei nicht ganz drangeben, aber die Zahl meiner Völker von heute 20 auf fünf vermindern.

Wo wird man denn 15 Völker los?

Oh, da wird es einige Kolleginnen und Kollegen geben, die sich darüber freuen. Imker haben meist Winterverluste von zehn bis 20 Prozent des Bestandes, oft wegen der Varroa-Milbe, und füllen das gerne wieder auf. Abnehmer werde ich bestimmt genügend finden.

Imkerverein hat aktuell 105 Mitglieder

Unglaublich, aber wahr: Den Imkerverein Menden gibt es schon seit 1889, also seit fast 132 Jahren.

Heinrich Niederstadt und zehn Gleichgesinnte waren die Gründer.

Das 100-jährige Bestehen wurde 1989 auf der Wilhelmshöhe mit 400 Gästen groß gefeiert.

1992 bekamen die Mendener Imker ihr eigenes Vereinsheim, das Michaelsheim oberhalb von Braukmanns Wiese. Dort fand die erste Versammlung der beiden Vereine Imkerverein und Ameisenschutzwarte statt. Seitdem nennt sich der gemeinnützige Verein „Imkerverein und Ameisenschutzwarte Menden“, kurz IVAM.

Heute zählt der Verein 105 Mitglieder.

Vorsitzender ist der Halinger Michael Blum.

Erreichbar ist der Verein über die Homepage www.imkerverein-menden.de.

Die Rufnummer des Vorstandes: Telefon: 01709 678518. Die E-Mail-Adresse: blummn@t-online.de

Wie sehen Sie die Zukunft der Bienen insgesamt. Sind sie noch zu retten?

Was die Zukunft angeht, bin ich wieder deutlich optimistischer geworden, auch wenn wir sicher noch nicht über den Berg sind. Die Hilfsbereitschaft ist ja riesig, und sie dauert auch schon eine Weile an. Vor allem die Landwirte, die aus meiner Sicht zu Unrecht am meisten gescholten wurden, haben viel unternommen, um wieder neue Lebensräume zu schaffen. Wir haben mittlerweile auch verstanden, dass der starke Rückgang der Insekten ein bedrohliches und weltweites Phänomen ist, das viele Ursachen hat. Deshalb wird in vielen Ländern jetzt gezielt dagegen vorgegangen.