Balve. Nach mehr als einem Jahr Corona ist klar: Verbraucher wollen regionale, hochwertige Produkte. Jetzt legen Landwirte aus dem Hönnetal nach.

Der erste Corona-Lockdown im Frühling 2020 ließ das Interesse an regionalen Lebensmitteln sprunghaft steigen. Bleibt der Boom ein Jahr später nachhaltig?

Hofladen Gödde, links die Verkaufshütte für die Zeiten wenn der Hofladen nicht geöffnet ist.
Hofladen Gödde, links die Verkaufshütte für die Zeiten wenn der Hofladen nicht geöffnet ist. © WP | Alexander Lück

Die Antwort darauf, ob die Nachfrage dauerhaft oben geblieben sei, sie lautet eindeutig ja. Das sagt etwa Georg Schulte, der den Hof in der Horst führt. „Die Nachfrage hat sich sehr gut eingependelt. Das Vertrauen in regionale Produkte ist da.“ Im März vorigen Jahres, so berichtet Georg Schulte, habe man durchaus von einer Explosion der Nachfrage sprechen können. Aber: „Das ist auch nachhaltig gewesen.“ Viele neue Stammkunden habe man gewinnen können, die nicht nur aus dem Hönnetal kommen, sondern auch aus dem benachbarten Arnsberg oder noch weiter weg.

Umsatz fast verdoppelt

Verglichen mit der Vor-Corona-Zeit nennt Schulte eine beeindruckende Zahl: Ungefähr verdoppelt habe sich der Umsatz seitdem. „Früher gab es immer wieder einen Boom der regionalen Erzeugnisse nach Fleisch- und anderen Lebensmittelskandalen. Das war dann aber auch schnell wieder vergessen.“ Dieses Mal anscheinend nicht.

Die Änderungen im Alltag sind massiv. Das weiß auch Marie-Theres Schulte, Schwägerin von Georg Schulte, die sich um den Verkauf auf dem Hof kümmert: „Viele Menschen haben auch ihr Ernährungsverhalten geändert. Man kocht zusammen in der Familie, weil man vielleicht auch mehr Zeit hat, sucht dafür die Lebensmittel bewusster aus.“ Bei Fleisch, so ergänzt Georg Schulte, sei etwa der Trend zum seltenerem, aber dann hochwertigeren Verzehr spürbar.

Artgerechte Haltung der Tiere bleibt wichtig

Georg Schulte, Landwirt und Fußballfan
Georg Schulte, Landwirt und Fußballfan © Unbekannt | www.sportpresse-reker.de

„Die artgerechte Haltung ist ein großes Thema.“ Weil die Schweine hier auf Stroh leben auf dem Hof in der Horst und sämtliche Verarbeitungsschritte, abgesehen von der Schlachtung, auch hier am Ort passieren, könne man diesem Pfund durchaus selbstbewusst wuchern.

Die anhaltend hohe Nachfrage habe zu der Entscheidung geführt, das Angebot auszubauen. Aktuell gibt es auf dem Hof Schulte-Horst zwei Verkaufsautomaten, auch mit Wurst oder Eiern. Seit dem Winter bekommt man hier auch das Rindfleisch vom benachbarten Hof Tillmann in der Grübeck.

Georg Schulte möchte das Angebot weiter verbreitern. Der Mendener Christian Hömberg, dessen Hofbäckerei seit dem vergangenen Sommer auf Hof Scheffer in Bösperde zu finden ist, will demnächst auch den Hof in der Horst beliefern.

Corona-gerechter Rummel

Ganz im Balver Süden, in Benkamp auf dem Hof der Familie Gödde, spricht am Freitagnachmittag schon der Andrang für sich. Das Feiertagswochenende steht vor der Tür, dafür brauchen viele noch Obst und Gemüse, Fleisch oder Backwaren. Kathrin und Clemens Gödde hält die Resonanz ganz schön auf Trapp. Ein Kunde nach dem anderen – in ausreichendem Abstand selbstverständlich – kommt in den Hofladen. Schon vor gut einem Jahr hatte die Westfalenpost berichtet, wie Corona hier die Resonanz spürbar hatte ansteigen lassen.

Transparenz im Schweinestall

Björn Freiburg aus Mellen betreibt ehrenamtlich den SB-Kiosk. Mit Leader-Geld baut er gerade seine historische Backstube für öffentliche Zwecke um.
Björn Freiburg aus Mellen betreibt ehrenamtlich den SB-Kiosk. Mit Leader-Geld baut er gerade seine historische Backstube für öffentliche Zwecke um. © SB-Kiosk | Antonia Freiburg

Das Kunden-Echo sei auch bis heute so erfreulich geblieben, wie Kathrin Gödde berichtet. „Letztes Jahr im Sommer war es in der Ferienzeit durchaus etwas ruhiger, ansonsten aber weiterhin sehr gut.“

Im Herbst ging der neue Schweinestall in Betrieb: Außenklima auf Stroh. „Viele Kunden, gerade mit Kindern, gucken sich den Stall gerne mal an.“ Denn Transparenz sei auch hier wichtig. Regionale Lebensmittel bleiben also im Trend.

Etwa, wie sie auch Björn Freiburg in Mellen mit dem 24-Stunden-Kiosk und besonderen Aktionstagen mit Holzofenbrot oder Pizza anbietet oder die Boxen mit „Eiern to go“ der Familie Cordes.