Menden. Lediglich zwei Flaschen mit dem Biontech-Impfstoff bekommt die Mendener Gemeinschaftspraxis am Neumarkt wöchentlich. Bald soll Astrazeneca folgen.

Auch in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Nataša Milić und Dr. Julio César Simonó sind in der vergangenen Woche die Coronaschutzimpfungen gestartet. Doch der gelieferte Impfstoff reicht für lediglich zwölf Patienten. „Bis gestern hatten wir nur zwei Flaschen von Biontech bekommen“, berichtet Dr. Simonó im Gespräch mit der Westfalenpost am Dienstag. Der Impfstoff wurde umgehend verimpft. Zunächst an chronisch erkrankte Patienten sowie die Altersgruppe, die 80 Jahre oder älter ist. Wenn er könnte, würde der Allgemeinmediziner auch die „zweifache oder dreifache Menge“ an seine Patienten verimpfen.

Doch bislang reicht es nicht für mehr als zwölf Menschen aus. Am Dienstag bekam die Praxis erneut zwei Flaschen Biontech-Impfstoff, wovon die Hälfte noch am gleichen Tag verimpft wurde. „Wir bekommen jetzt bald auch Astrazeneca“, erklärt Dr. Simonó . Derzeit suche man seitens der Praxis geeignete Patienten, die telefonisch oder per E-Mail kontaktiert werden. „Das läuft im Moment ohne Pause.“ Künftig wolle man dann einen Tag in der Woche einführen, der sich ausschließlich auf Corona-Impfungen beschränkt.

Auch interessant

Stetige Nachfragen von Patienten nach Impfterminen

Sprechstundenhelferin Jennifer Kersting berichtet zudem, dass das Telefon nicht still steht. Zahlreiche Patienten haben Fragen zu den Impfungen und vor allem möchten auch viele einen Impftermin, die aber eben derzeit noch nicht nur berechtigten Gruppe gehören. „Wir haben hier eine Population von Patienten, die ziemlich gesund ist, aber dennoch jetzt die Impfung haben wollen“, berichtet der Allgemeinmediziner. „Die Menge haben wir im Moment aber einfach nicht.“ So zeige man seitens der Mitarbeiter und Ärzte Bereitschaft, sich um einen möglichen Termin zu kümmern, viel mehr könne man derzeit jedoch nicht tun. „Die Patienten werden notiert und je nachdem, wann etwas frei ist, werden sie dann einen Termin bekommen“, erklärt Dr. Julio César Simonó.

Im Moment werden in der Praxis am Neumarkt noch die Gruppe der über 80-Jährigen sowie chronisch kranke Menschen geimpft. Wenn diese Patienten fertig sind, sind die über 70-Jährigen dran und „so gehen wir dann immer weiter runter“, verdeutlicht der Arzt die Vorgehensweise. Entgegen vieler Medienberichte verzeichnet der Mediziner bei seinen Patienten eine sehr hohe Impfbereitschaft. „Es ist allgemein so, dass die Patienten, mit denen ich gesprochen habe, nicht direkt gegen eine Impfung sind“, sie seien lediglich dem Impfstoff Astrazeneca gegenüber skeptisch. „Das ist aber wirklich eine sehr kleine Gruppe von Patienten.“ Und dort ist die Aufklärungsarbeit dann umso wichtiger, betont Dr. Simonó.

Auch interessant

Denn: „Die Impfung ist unser einziger Schutz.“ Dr. Julio César Simonó und seine Frau Dr. Nataša Milić sind selbst an Corona erkrankt. „Bei mir war es wie eine Grippe, aber meine Frau hat bis heute Folgen von der Erkrankung.“

Mendener Ärzte selbst an Corona erkrankt

Bereits im Herbst haben sich die Kinder des Ärzte-Ehepaars mit Covid-19 infiziert und die Eltern angesteckt. Bei Dr. Simonós Ehefrau war es teils sogar so schlimm, dass sie sich ambulant und mit Antibiotikum sowie von Kardiologen und Lungenärzten behandeln lassen musste. „Sie hat eine Form von Post-Covid-Syndrom, das ist wirklich brutal“, bedauert der Mediziner.

Daher betont er nochmals, wie wichtig die Impfung gegen das Virus ist. Dr. Julio César Simonó und seine Frau, die ebenfalls als Allgemeinmedizinerin in der Praxis am Neumarkt tätig ist, wurden beide mit Astrazeneca geimpft. „Die Impfreaktion vom Typ Gliederschmerzen oder Schmerzen an der Einstichstelle kommt öfters vor als bei Biontech, das ist auffällig. Doch sonst gibt es kaum Beschwerden. Ich denke, es dauert ein bisschen, bis die Leute dem Impfstoff vertrauen und Vertrauen für Astrazeneca gewinnen. Doch die Impfung ist unsere einzige Rettung“, sagt der Mendener Hausarzt und weist darauf hin: „Wer nicht geimpft ist, sollte immer eine Maske tragen.“