Menden. Am Nordwall in Menden haben sich Tauben explosionsartig vermehrt. Schuld seien auch Menschen mit falsch verstandener Tierliebe.

Aus wenigen Tieren ist ein Schwarm von mehreren hundert Tieren geworden. Rund um Nordwall und Unnaer Straße haben sich Stadttauben rasant vermehrt. Ein großes Problem: Aus falsch verstandener Tierliebe haben Menschen Futterstellen eingerichtet.

Menschen zucken zusammen als der Schwarm über dem Parkplatz losfliegt. Die Flügelschläge sind zu hören. Es sind mittlerweile mindestens 200 Tauben, vielleicht 300. Passanten wollen 500 gezählt haben. „Mir ist das selbst auch aufgefallen“, sagt Taubenzüchter Hans Menke. „Das hat mit Brieftauben aber nichts zu tun.“ Er spricht von wildlebenden Vögeln, die sich auch untereinander vermehren. Für Menke sind das Wildtauben oder Stadttauben.

Die Stadtverwaltung zeigt sich auf WP-Anfrage überrascht. Dem Ordnungsamt lägen keine Beschwerden oder andere Erkenntnisse zu den Tauben vor, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. „Daher ist ein mögliches Problem durch eine größer werdende Taubenpopulation im Bereich Nordwall (oder anderswo im Stadtgebiet) aktuell kein Thema.“ Hintergrund: In Menden gibt es erste Fälle von Vogelgrippe.

Der kleine Teil eines riesigen Schwarms Tauben, das vom Dach des Kaufhauses Sinn losfliegt. Die Tiere konnten sich in den vergangenen Jahren nahezu ungestört vermehren.
Der kleine Teil eines riesigen Schwarms Tauben, das vom Dach des Kaufhauses Sinn losfliegt. Die Tiere konnten sich in den vergangenen Jahren nahezu ungestört vermehren. © Westfalenpost | Arne Poll

Müsste man dennoch gegen die Tauben vorgehen? Und wie? Die Radikalmethode in der Bekämpfung schließen Taubenfreunde aus. Hans Menke kennt dennoch einige Tricks, die auch in vielen Großstädten zur Anwendung kommen: „Man müsste die Eier gegen Gipseier austauschen“, sagt der Züchter. Dann denken die Tauben, dass sie richtige Eier bebrüten, es schlüpfen aber keine neuen Jungtiere. „Dafür müsste man allerdings die Brutstätten finden.“ Wo sich diese genau befinden ist unklar. Vieles deutet darauf hin, dass die Tauben über Schlupflöcher in die leerstehenden Gebäude an der Gartenstraße eindringen und dort brüten.

Stadt: Füttern von Tauben und Enten ist verboten

Die Vermehrung wildlebender Tauben könne rasant fortschreiten, erklärt der Taubenexperte. „Die Tauben brüten 17 Tage. Die Kleinen sind nach dem Schlüpfen nach 26 Tagen flügge.“ Wenn es aus Sicht der Tauben gut laufe, könne eine Taube im Jahr drei- bis viermal Eier legen. „Im Januar und Februar ist kurz Pause. Aber sonst geht das durchgängig.“ Menke macht klar, dass die Vermehrung rasch weitergehen könne: „Wenn man nichts unternimmt, hat man im nächsten Jahr 1000 Tiere.“ Vor zehn Jahren experimentierte die Stadt im Kampf gegen das Taubenproblem sogar schon einmal mit der „Pille“ für Tauben, um die Vermehrung zu verhindern.

Stadt und Züchter stören sich gleichermaßen an Futterstellen, die wohl gleich mehrere Mendener eingerichtet haben. Auf dem Parkplatz am Nordwall verstreut jemand regelmäßig Futter. Auch im Bereich des Bahnhofs wurden immer wieder schon Futterstellen gesichtet – auch für Ratten im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen. Hans Menke sagt: „Das ist falsch verstandene Tierliebe. Dem muss man Einhalt gebieten. Die Leute müssen sich ans Fütterungsverbot halten.“

„Grundsätzlich ist das Füttern von Wildtauben, verwilderten Haustauben und Enten in Menden verboten“, sagt auch Johannes Ehrlich. Er verweist auf das Ortsrecht. Darin ist auch von Geldbußen die Rede. Sollten Hinweise eingehen oder jemand beim Füttern angetroffen werden, gehe das Ordnungsamt dem auch nach, kündigt Ehrlich an.

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