Menden. „.
Diese Sauerei ist unmöglich“, schimpft Rentnerin Anna- Marie Junge. „Die Tauben verschmutzen die Säulen unter dem Zeltdach und niemand macht es weg. Sie ist genervt von dem Dreck, den das gurrende Federvieh hinterlässt. „Ich besuche gerne Veranstaltungen unter dem Zeltdach, aber unter diesen Bedingungen werde ich das in Zukunft unterlassen.“
Bei der Unabhängigen Sozialen Fraktion (USF) wird Anna- Marie Junge auf offene Ohren stoßen. Sie hat bereits bei der Stadt ein Konzept zur Reduzierung der Taubenanzahl in der Innenstadt eingefordert. Der Ausschuss für öffentliche Sicherheit und Ordnung wird sich damit demnächst beschäftigen. „Taubenschwärme, Taubenkot und Parasiten sind ein immer wieder auftretendes Problem in der Mendener Innenstadt“, heißt es in dem Antrag. Die USF fordert, Tierschutzverbände und Brieftaubenzüchter miteinzubinden, um das Problem gemeinsam zu lösen.
Sogar „Pille für die Taube“ wurde eingesetzt
Schon in der Vergangenheit hatte sich die Stadt mit dem Thema beschäftigt und versucht, die Anzahl der Tauben zu verringern. „Es wurde ein allgemeines Fütterungsverbot ausgesprochen“, berichtet Manfred Bardtke, Pressesprecher der Stadt. Sogar mit der „Pille für Tauben“, einem Hormonpräparat , hat die Stadt schon einmal versucht, den Fortpflanzungsdrang der Vögel einzudämmen.
In anderen Städten, wie beispielsweise Hagen und Iserlohn, gibt es Taubenhäuser. Mit Hilfe einer Futterspur werden die Tiere aus der Stadt heraus gelockt und zu diesen Häuser geführt. So können die Tauben langfristig außerhalb angesiedelt werden. „Diese Städte konnte ihre Taubenpopulation so um Zweidrittel reduzieren. Aber in Iserlohn und Hagen gab es auch mehr Tauben als in Menden“, sagt Tierschützerin Barbara Kemper. Giftköder sollten aber keinesfalls ausgelegt werden, appelliert sie. „Der Schutz der Tiere muss immer an erster Stelle stehen.“
Doch was ist nun tatsächlich dran an der Taubenplage? Gibt es in Menden mehr Ratten der Lüfte als in andere Städten? Die WP hat nachgefragt. In den Zitaten rechts lesen Sie die Antworten.
„ Wir haben große Probleme mit Tauben. Erst kürzlich hat sich wieder eine in unseren Laden verirrt. Sie saß oben auf einem Brotregal. Es hat eine Weile gedauert, bis sie wieder draußen war“, Tim Titzmann, Mitarbeiter der Bäckerei „kamps“.
„Ich sehe keine übermäßige Anzahl von Tauben. Im Gegenteil. Ich habe eher den Eindruck, dass es weniger geworden sind“, Hubert Überall, Brieftaubenzüchter.
Ich bin zweimal die Woche mit meinem Stand auf dem Markt. Hin und wieder sehe ich zwar Täubchen, aber noch lange keine Taubenplage“, Claudia Walter, verkauft Reibekuchen auf dem Markt.
Ich bin häufig in Menden mit dem Motorrad unterwegs. Mir ist noch nie eine Taubenplage aufgefallen. Da muss man sich mal die Kölner Innenstadt angucken, da ist es viel schlimmer mit den Tieren“, Bruno Fitzen, Tourist aus Dülmen.
In jeder Stadt gibt es Tauben. Die gehören, überspitzt gesagt, doch zu einer Stadt dazu. Aber von einer übermäßigen Population kann man in Menden nicht sprechen“, Barbara Kemper, Tierschützerin, lebt seit 32 jahren in Menden.
„Es ist natürlich nicht schön, wenn die Tiere ihren Unrat überall hinterlassen. Aber es gibt bei uns nicht mehr Tauben als in anderen Städten. Die Tiere werden sich immer in den Städten aufhalten- dass lässt sich nun mal nicht vermeiden“, Martina Potthoff, Ordnungsamtsleiterin.
Ich finde Tauben nicht schlimm. Es sind doch sehr schöne Tiere. Deshalb würden sie mich nicht stören. Aber so viele gibt es hier auch nicht“, Esma Akkaya, Mendenerin (20).