Menden. Ab kommenden Montag, 29. März, müssen fast alle Mendener Geschäfte wieder schließen. Dem Handel wird so erneut jegliche Hoffnung genommen.
Es war eine Perspektive für Einzelhändler, ein Lichtblick: Das sogenannte Click and Meet, was bundesweit in vielen Geschäften seit dem 8. März umgesetzt wird, ließ Händler aufatmen. In Menden verzeichneten Bekleidungsgeschäfte wie Glücksgriff oder das Kindermode-Geschäft Engel und Rabauken deutlich höhere Umsätze. Doch nun ist alles wieder Geschichte. Die landesweite konstante hohe Inzidenz geht mit einer neuen Coronaschutzverordnung einher, die Einzelhändlern im Kreis und in ganz NRW keine andere Wahl lässt als ab kommenden Montag, 29. März, erneut ausschließlich Click and Collect anzubieten. Das Stöbern in Geschäften ist somit wieder vom Tisch.
Glücksgriff in Menden hat mit Regelung gerechnet
„Bei den Inzidenzzahlen hier haben wir eigentlich schon damit gerechnet“, sagte Susanne Leser, Inhaberin des Mendener Modegeschäfts Glücksgriff. Dennoch ist sie froh, dass sie das Click and Meet, bei dem Kunden im Internet, per E-Mail, telefonisch oder auch vor Ort einen Termin machen können, um dann in einem gewissen Zeitfenster einkaufen zu können, überhaupt anbieten konnte. „Die Resonanz war auf jeden Fall gut, das hat sich sehr gelohnt. Außerdem hatten die Kunden Lust, wieder stöbern und einkaufen zu gehen. Das hat echt Spaß gemacht“, erzählt Susanne Leser.
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Zudem habe sie einen deutlich höheren Umsatz erzielt als mit der Click-and-Collect-Variante, bei der Kunden online bestellen und sich die Ware dann entweder liefern lassen oder diese persönlich abholen. „Das Click and Collect kann ich wirtschaftlich eigentlich für mich vergessen.“ Denn insbesondere die Atmosphäre, die Gespräche und das Stöbern machten in ihren Augen den stationären Handel aus. „Die Ware ist austauschbar“, sagt die Inhaberin. Nun hofft sie, dass sie schnellstmöglich wieder Termine zum Einkaufen vergeben darf, denn „wenn das wieder bis zum 18. April geht, ist das nicht mehr zu händeln“.
Engel und Rabauken: Inhaberin ohne Verständnis
Evi Kissing hingegen kann nicht so viel Verständnis für die neuen Regelungen aufbringen: „Ich sag mal, mehr Sicherheit kann man einem Kunden doch gar nicht bieten. Die Maßnahmen sind für mich total unverständlich.“ Beim Kinderbekleidungsgeschäft Engel und Rabauken habe man „zwei starke Wochen“ hinter sich. „Die haben uns richtig beflügelt“, freut sich Evi Kissing. Nicht nur die Inhaberin ist dankbar, auch die Kunden waren mehr als zufrieden, erzählt Kissing. „Eine Kundin schrieb auf Facebook, wie schön es war, wie sicher und wie entspannt.“ Der Umsatzzuwachs resultiere vor allem daraus, dass Evi Kissings Kunden Kinder sind. „Die wachsen ja auch trotz Corona weiter.“ Dennoch sei die Click-and-Meet-Variante deutlich einfacher als Click and Collect. Denn so können Kunden in Ruhe im Geschäft stöbern, Kinder können Kleidung direkt anprobieren. „Jetzt muss ich wieder Fotos machen, die losschicken, Rückfragen beantworten, die Ware losschicken und dann wird auch viel wieder retourniert, weil es den Kindern nicht passt“, bemängelt die Inhaberin. Die beiden Einkaufsmöglichkeiten in Zeiten von Corona könne man keinesfalls vergleichen.
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Buchhandlung Daub setzt vorerst auf Luca-App
Auch für Buchhandlungen, Schreibwarengeschäfte und Gartenmärkte ändert sich mit der neuen Verordnungs von Kreis und Land etwas. Während Kunden seit dem 8. März ohne Termin dort einkaufen konnten, ist auch dort ab Montag ein Einkauf ausschließlich per Click and Collect möglich. Bis zum 29. März lediglich noch mit dem Click-and-Meet-Prinzip. „Ich hatte mich eigentlich schon darauf vorbereitet“, sagt Andreas Wallentin von der Buchhandlung Daub. Man komme mit der Situation aber ganz gut zurecht. Bis zum 29. März bietet die Buchhandlung Click and Meet per Luca-App oder ganz händisch per Zettel an. Das Click and Collect, auf das auch Andreas Wallentin ab kommenden Montag wieder zurückgreifen muss, lief bereits „sehr gut“. Jedoch hat der Mendener auch noch die Hoffnung, dass sich auch in Nordrhein-Westfalen durchsetze, dass der Buchhandel zu den lebenswichtigen Bereichen gehört und wie gewohnt geöffnet bleiben kann. Denn bundesweit gilt: Alles, was mit sieben Prozent Mehrwertsteuer gehandhabt wird, gehört zum „lebenswichtigen Bereich“. Wie Lebensmittel. Und so eben auch Bücher.
Werbegemeinschaft fordert Maßnahmen, die auch greifen
Falk Steidel, Vorsitzender der Mendener Werbegemeinschaft, bezeichnet die derzeitige Situation als „Trauerspiel“. „Das Problem ist wirklich, dass der Einzelhandel so langsam aber sicher durch die Maßnahmen in Verwirrung schwebt.“ Es sei verständlich und durchaus klar, dass aufgrund der hohen Inzidenz Maßnahmen ergriffen werden müssen – doch ist es für Steidel schwierig zu verstanden, wieso es erneut den Einzelhandel trifft, „obwohl dort ausgefeilte Hygienekonzepte vorliegen“. Die Maßnahmen seien in seinen Augen schlichtweg nicht mehr verständlich. „Das ist für uns alle einfach nicht mehr nachvollziehbar, Maßnahmen sind verständlich, aber dann müssen die auch irgendwo greifen“, betont er. Zum jetzigen Zeitpunkt sei jeder verunsichert und bleibt es auch, die Planungssicherheit fehlt. „Eigentlich müsste man alles auf Null setzen und ganz von vorne anfangen“, sagt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft. „Ich bleibe trotzdem positiv und hoffe, dass unsere Händler das durchstehen. Aber die Hoffnung schwindet eben von Woche zu Woche, das ist das Schlimme.“