Menden. Die neue Wirtschaftsförderung geht auf die ITG als Eigentümerin zu: Unabhängige Expertise mit Wertgutachten soll neue Basis schaffen.
Seit einiger Zeit keimt in Menden neue Hoffnung auf, dass aus der Entwicklung der innenstadtnahen Ex-Dieler-Brache am Nordwall keine ewige Hängepartie wie einst am Bahnhof werden muss. Grund für diesen Optimismus: Die neu aufgestellte Wirtschaftsförderung WSG hat mit Unterstützung des neuen Bürgermeisters und dem „Arbeitskreis Nordwall“ der Politik einen neuen Anlauf unternommen: Geschäftsführer Tim Behrendt ist auf die ITG als Eigentümerin der Immobilien am Nordwall und an der Gartenstraße zugegangen.
Gutachten soll Fundament für neue Zusammenarbeit auf Augenhöhe bilden
Das Resultat seines Besuchs in Düsseldorf: Es soll ein raumplanerisches Gutachten in Auftrag gehen, das auch die Werte der Immobilien aufzeigt. Erstellen soll es ausdrücklich ein externes, unabhängiges Büro, das mit dem zerschlagenen Porzellan vergangener Tage ebenso wenig zu tun hat wie Tim Behrendt oder Bürgermeister Roland Schröder.
Landesmittel für eine „gemeinsame Sicht auf die Welt“
„Wir wollen mit dem Einverständnis der ITG eine neue Basis für Gespräche auf Augenhöhe schaffen, in denen die Interessen beider Seiten berücksichtigt werden“, beschreibt Behrendt auf Nachfrage der WP das Vorgehen. Nachdem die Stadt Menden für die planerische Entwicklung der Innenstadt überraschend hohe Landesmittel zugebilligt erhalten hat und der Nordwall darin ausdrücklich berücksichtigt ist, wolle man das Geld für diese Expertise einsetzen.
Auch die Treuhandgesellschaft habe diese Vorgehensweise ausdrücklich gutgeheißen. „Und was immer wir dann tun, muss sich auch für die ITG wirtschaftlich darstellen lassen“, erklärt Tim Behrendt. Man wolle eine „gemeinsame Sicht auf die Welt“ entwickeln, die auch ein Wertgutachten zu den Immobilen umfasst. Noch im ersten Halbjahr 2021 könne dann ein Konzept stehen, das die gefürchtete Ewigkeitsbrache verhindern soll. Der Ansatz sei auch in der Nordwall-Projektgruppe der Fraktionen gut angekommen, berichtet der WSG-Chef.
Neues Konzept für Gebäude, Flächen und das Umfeld am Nordwall
Um den Leerständen in der Innenstadt an den Kragen zu gehen, hatten die Stadt Menden und das zum WSG gehörende Stadtmarketing rund 800.000 Euro vom Land NRW erhalten. Nachbarstädte wie Fröndenberg oder Hemer mussten mit fünfstelligen Summen aus einem 40-Millionen-Topf zufrieden sein. Das Geld hatte Menden für drei Bereiche beantragt: ein Zentrenmanagement, die vergünstigte Anmietung von Ladenzeilen – und auch etwa 180.000 Euro für den „Unterstützungspakt Einzelhandels-Großimmobilien“, womit der leerstehende Dieler-Komplex gemeint ist. Dabei geht es um die konzeptionelle Erarbeitung von Gebäude und Fläche inklusive des Umfeldes am Nordwall.
Ideenschmiede für Parkplatz-Areal als „Versuch, fremde Töchter zu verheiraten“
Stattdessen hatte die Stadtverwaltung zwischenzeitlich Pläne für den Parkplatz geschmiedet: Wo einst das marode Nordwall-Parkhaus gestanden hatte, sollten nun laut einer rathausinternen Ideenschmiede wahlweise Polizei, Stadtbücherei oder doch ein kleineres Einkaufscenter entstehen. Doch das seien Planungen ohne die ITG gewesen. „Da hat man versucht, fremde Töchter zu verheiraten“, wie es Behrendt ausdrückt.
Jetzt könnte an Stelle eines Einkaufscenters ein „kluger Mix“ kommen
Was nach dem Gespräch mit ITG-Chef Albert F. W. Roelen jetzt folgen könnte, sei offen, sagt Behrendt. Ein Einkaufscenter werde es wohl nicht mehr sein, auch wegen der durch Corona schwierigeren Lage im Handel. Es werde, schätzt er, eher um einen „klugen Mix“ gehen.