Menden. Christina Grawe ist Schulleiterin der Nikolaus-Groß-Grundschule in Menden. Im Interview spricht sie über Herausforderungen und Zukunftsziele.

Christina Grawe ist kein neues Gesicht an der Nikolaus-Groß-Schule in Bösperde. Schon seit 2014 ist sie als Konrektorin tätig, im Sommer übernahm sie die kommissarische Schulleitung von Helga Sommer und seit knapp einer Woche ist sie offiziell Schulleiterin der Bösperder Grundschule.

Frau Grawe, ich kann mir vorstellen, dass es aktuell leichtere Berufe als Ihren gibt, oder?

Christina Grawe: Ja, im Moment schon, das stimmt. Aber eigentlich läuft es ganz gut, seit wir wieder mit dem Unterricht gestartet sind. Ich hoffe, dass wir bis zu den Osterferien weitermachen dürfen und dass wir nicht doch plötzlich wieder zu machen müssen.

Sie sprechen sich also nicht für eine erneute Schulschließung aus?

Nein, wir haben bisher keinen einzigen Corona-Fall gehabt und fühlen uns auch nicht bedroht. Auch von den Kollegen oder der Elternschaft habe ich diesbezüglich noch nichts gehört.

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Waren Sie bisher mit allen politischen Entscheidungen bezüglich der Schulen zufrieden?

Die Kurzfristigkeit war in der Vergangenheit schwierig. Es war häufiger der Fall, dass die Informationen für Montag erst freitagabends kamen. Auch was man jetzt wieder hört, dass bald alle Schüler getestet werden sollen: Das ist mir noch ein Rätsel, wie das mit den kleinen Kindern laufen soll. Wir selbst können sie nicht testen. Wie ein Erstklässler mit einem Test-Kit umgehen soll, finde ich ein bisschen schwierig.

Haben Sie das Gefühl, dass Corona die Kinder sehr belastet?

Wenn sie hier sind, sind sie eigentlich glücklich. Ich glaube, die meisten sind froh, dass sie wieder in die Schule kommen dürfen. Manchmal haben sie Fragen, zum Beispiel, ob sie jetzt denn auch getestet werden. Dann können wir aber immer schnell beruhigen. Trotzdem ist es schwierig den Kindern immer zu sagen, dass Distanzunterricht genauso Unterricht ist wie in der Schule.

Seit dem 22. Februar unterrichten die Grundschulen im Wechselunterricht. Wie läuft es bisher?

Sehr gut. Wir haben feste Termine, sodass Kinder und Eltern wissen, wann sie in die Schule kommen und wann sie zuhause Aufgaben mit dem Tablet bearbeiten müssen.

Den Start als Schulleiterin haben Sie sich bestimmt anders vorgestellt. Wie fällt Ihr erstes Zwischenfazit aus?

Ja, das stimmt schon. Ich leite die Schule ja seit dem Sommer kommissarisch. Vorher hat man mir immer gesagt, wenn man ein Jahr gemacht hat, hat man alle Aufgaben einmal durch. Das kann man in diesem Jahr natürlich nicht so sehen, weil viele Aufgaben anfallen, die es vor Corona nicht gab. Es kommt gefühlt wöchentlich eine neue Herausforderung dazu.

Christina Grawe will die Digitalisierung vorantreiben

Was war Ihre Motivation, sich für eine leitende Position zu entscheiden?

Das ist ein zweischneidiges Schwert, weil ich eben sehr gerne unterrichte. Ich habe lange überlegt, ob es das ist, was ich machen möchte. Es war klar, dass ich dann weniger unterrichten würde. Das musste ich abwägen. Vor meiner Arbeit hier konnte ich in einer kleinen Schule in Neheim schon in die Schulleitung reinschauen. Es hat mir Spaß gemacht, Stundenpläne zu gestalten, den Vertretungsunterricht zu organisieren und mit dem Schulträger zu sprechen. Als sich die Gelegenheit bot, hier als Konrektorin anzufangen, habe ich mich beworben.

Was ist das Schöne an Ihrer Arbeit?

Dass man die Möglichkeit hat, an der Schulentwicklung zu arbeiten und dass man eigene Vorschläge und Ideen auf den Weg bringen kann.

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Was haben Sie für konkrete Ideen für die Nikolaus-Groß-Schule?

Im Moment ist es die Digitalisierung, da haben wir uns im letzten Jahr enorm weiterentwickelt. Alle Kollegen kennen sich mit den iPads aus und besuchen Online-Fortbildungen. Da sind wir auf einem guten Weg. Wir sind dabei, die Klassenräume mit Apple TV auszustatten, im Moment haben wir davon nur zwei. Was Corona betrifft hoffe ich, dass wir bald wieder mehr Gemeinschaft erleben können – mit den Kindern, den Kollegen und auch den Eltern. Das ist das, was uns fehlt. Sowas stärkt die Schulgemeinschaft.

Bei all den organisatorischen Aufgaben, die sie in der Corona-Krise lösen müssen: Bleibt da überhaupt noch Freizeit für Sie?

Ich kann wenig abschalten. Im Moment ist es wirklich extrem. In den letzten Wochen habe ich mir vorgenommen, sonntags nichts für die Schule zu machen, das ist mir bisher zwei Mal gelungen. Ansonsten ist man gedanklich ständig mit Schule unterwegs, guckt nach E-Mails oder erkundigt sich in der Presse. Das ist leider so.