Menden. Der Mendener Udo Kampe ist Mitglied in einer Freikirche. Wie läuft dort die Fastenzeit ab? Wollen Menschen trotz Corona auf etwas verzichten?
Morgen beginnt sie wieder: die Fastenzeit. Doch auf was verzichten Menschen in diesem Jahr eigentlich? Denn der anhaltende Lockdown zwingt viele mehr oder minder dazu, meist unfreiwillig auf viele Dinge zu verzichten. Dennoch gibt es einige Mendener, die in der Zeit von Aschermittwoch bis zum 3. April eine Fastenzeit einlegen. Dazu gehört auch der Architekt Udo Kampe, der Mitglied in der Ecclesia-Freikirche ist. Im Gespräch mit der Westfalenpost erklärt er, warum er sich für die Freikirche entschieden hat, was das Fasten dort für eine Bedeutung hat und was er sich für die kommenden Wochen vorgenommen hat.
Herr Kampe, wie läuft die Fastenzeit denn in der Freikirche ab?
Udo Kampe: Eine richtige Fastenzeit gibt es hier nicht, zumindest keine, die in dem Sinne vorgegeben ist. Das ist hier viel mehr eine persönliche Sache. Das entscheidet jeder für sich selbst.
Wenn Sie sagen, das ist eher eine persönliche Sache, machen das dennoch viele Mitglieder in der Gemeinde?
Ja, es sind schon einige, die das machen. Man muss vielleicht zum Hintergrund sagen, dass wir keine Mitgliederliste haben. Alle kommen aus verschiedenen Hintergründen. Da sind evangelische, ehemals evangelische, katholische oder eben ehemals katholische Menschen dabei. Die wenigsten in unserer Gemeinde sind, ich sag mal, „geborene Freikirchler“. Und da bringt natürlich auch jeder seine Traditionen mit, die häufig auch beibehalten werden. So zum Beispiel auch beim Fasten.
Fasten Sie selbst denn auch?
Meine Frau und ich haben es uns auf jeden Fall vorgenommen, ob wir das auch schaffen, ist eine andere Sache. Ich bin wirklich ein Süßer (lacht), ich brauche immer etwas Süßes. Und darauf versuche ich während der Fastenzeit zu verzichten. Aber wie gesagt, ich weiß noch nicht, ob ich das durchziehen kann.
Wenn wir mal über die Corona-Zeit sprechen, da wird beispielsweise auch vom Pastoralverbund Balve/Hönnetal viel Programm angeboten, um den Mitgliedern durch die harte Zeit zu helfen. Wie ist das bei Ihnen in der Gemeinde?
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Grundsätzlich ist es so, dass wir für den sonntäglichen Gottesdienst ein Corona-Konzept haben. Da geht es unter anderem um die Registrierung jedes einzelnen und die maximale Zahl an Teilnehmern sowie die Einhaltung der Hygiene-Regeln. Noch dazu gibt es einen Sitzplan, an dem habe ich auch selbst mitgearbeitet, und das wird dann auch genauso umgesetzt.
Was ist denn die maximale Anzahl und wird der Gottesdienst von vielen besucht?
Im Moment liegt die Zahl bei circa 25 Teilnehmern, natürlich auf Abstand, mit Maske und ohne Gesang der Teilnehmer. Das kommt natürlich auch immer darauf an, wie viele aus einem Hausstand kommen. Ich persönlich bin hochgradiger Asthmatiker und war deshalb schon lange nicht mehr da. Und genau dafür haben wir einen Kanal auf Youtube eingerichtet. Dort streamen wir unsere Gottesdienste jeden Sonntag live. Wer Interesse hat, der bekommt einen Link zugeschickt. Und der Gottesdienst kann auch im Nachhinein angeschaut werden, wenn man gerade keine Zeit zu dem Zeitpunkt hat. Das ist auch alles kostenfrei.
Nutzen das Online-Angebot viele Menschen?
Ja, auf jeden Fall. Natürlich ist es immer schwierig festzustellen, wie viele genau live dabei waren, weil man es ja eben auch danach abrufen kann. Aber wir haben nach dem Gottesdienst auch immer ein sogenanntes Chat-Café, und das wird auch genutzt. Zudem hat unsere Segen- und Gebetsgruppe nun quasi eine Hotline, so dass sich Menschen nun telefonisch beispielsweise einen Segen holen können. Soweit ich weiß, sind die Anrufe aber eher gering.
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Erleben Sie denn, dass Mitglieder der Freien Kirche sehr unter der Pandemie leiden?
Ja! Jetzt muss man eins dazu sagen: ein Großteil unserer Gemeinde ist in kleinen Hauskreisen aktiv. Diese treffen sich meist alle 14 Tage, manchmal sogar wöchentlich. Das läuft nun natürlich alles online und per Zoom ab, aber trotzdem ist eine gewisse Möglichkeit des Kontakts da. Wir sind dennoch alle füreinander da, und ich denke, das ist wirklich wichtig. Denn so ist ein laufender Kontakt und Austausch da, der aufrecht erhalten wird. Auch wenn es natürlich anders ist als vor Ort, merken wir alle immer wieder, wie wichtig das für uns ist. Und diese Möglichkeit wird auch wirklich gut genutzt.
Nehmen Sie persönlich denn auch am Online-Gottesdienst teil?
Wir versuchen, immer sonntags wirklich live daran teilzunehmen. Und das machen meine Frau und ich auch fast immer, es sei denn, es liegt etwas anderes an, was vorrangig ist und sich nicht verschieben lässt. Dann schauen wir uns den Gottesdienst im Nachhinein an. Außerdem sind wir auch beide in verschiedenen Hauskreisen aktiv.
Um noch einmal zum Thema Fasten zu kommen: Gibt es da viele verschiedene Möglichkeiten, die Ihnen schon zu Ohren gekommen sind?
Also ich kann Ihnen sagen, wir haben auch Personen, die in der Fastenzeit für eine Woche ins Kloster gehen oder eine Woche „Stille“ machen. Ich denke auch, dass das Handy eine große Rolle spielt und der ein oder andere sagt, dass er das aufs absolute Minimum reduzieren möchte.
Was genau hat Ihre Frau und Sie eigentlich damals dazu bewegt, Mitglied in der Freien Kirche zu werden?
Das ist nicht ganz so einfach zu erklären. Ich hatte für mich in der Kirche wahrgenommen, dass der Glaube etwas Übergeordnetes ist, Gott war für mich ein ferner Gott. In der Freikirche durfte ich erfahren, dass Glaube, die Gottesbeziehung, etwas ganz Persönliches ist, dass Gott ein ganz persönlicher Gott ist und in mein Leben hineinspricht. Hierin durfte ich sehr viele Erfahrungen machen und war von der Frei-Kirche positiv überrascht. Meine Frau und ich arbeiten bei „Team F“ mit, das ist überkonfessionell Familienarbeit, wo es um Ehe, Kinder und allgemein um Unterstützung von Familien geht. Bei einem Seminar von Team F hatten wir beide eine Art Schlüsselerlebnis. Wir hatten damals Probleme in unserer Beziehung und in dem Seminar wurden uns dann die Augen geöffnet. Das hat uns wirklich geholfen. Natürlich zoffen wir uns heute auch noch. Aber wir haben einen Weg gefunden, die Probleme und Differenzen miteinander zu klären und gemeinsam einen Weg sowie Lösungen zu finden und das ist jetzt schon über zwanzig Jahre her.