Menden. Was wird aus dem 100-Millionen-Euro-Projekt auf dem Evidal-Gelände in Menden? Die Firma Proresus versucht es auch mit Schnaps aus Brasilien.

Erneut sind Termine für den Baustart auf dem früheren Evidal-Gelände verstrichen. Dort sollte ein großer Campus mit Hotel und Firmen entstehen. Aushängeschild sollte ein Entwicklungscenter für Einschienen-Bahnen (Monorail) sein. Die Projektentwickler um die Mendenerin Simone Dirksmeier halten weiter an ihrem Projekt fest, versprechen erneut eine zügige Umsetzung. Aber wie glaubwürdig ist es wirklich, dass das Projekt bald kommt?

Roger Dirksmeier mit der Evidal-Blume.
Roger Dirksmeier mit der Evidal-Blume. © Thomas Hagemann | Thomas Hagemann

Der Reihe nach: Zunächst brauchen die Mendener Projektentwickler erst einmal das Grundstück. Die Mendener Proresus GmbH wollte nach eigenen Angaben schon Anfang 2020 die Industriebrache zwischen Hellweg und Bahnstrecke von KME kaufen. Das Unternehmen mit Deutschland-Hauptsitz in Osnabrück ist Eigentümer der früheren Evidal-Fläche. KME will sich auf WP-Nachfrage nicht weiter zu Verkaufsabsichten äußern. Das börsennotierte Unternehmen bestätigt auf Nachfrage lediglich: „Das Gelände ist im Eigentum der KME-Gruppe.“

Auch Proresus will sich mit Blick auf Vertraulichkeit nicht zu Details des Ankaufs äußern. „Der Abriss muss vor April erfolgen“, sagt Roger Dirksmeier, Bruder von Geschäftsführerin Simone Dirksmeier. „Es wäre toll, wenn 2021 noch die Bagger anrollen könnten.“ Der Bau der Hallen dauere nicht lange, so dass zumindest für Teile eine Fertigstellung im Jahr 2022 immer noch realistisch sei. „Ich werde allerdings nach den Erfahrungen der letzten zwölf Monate nie wieder sagen, dass etwas zu 100 Prozent ist“, sagt Dirksmeier. Proresus kündigte vor einem Jahr ein für Menden wohl noch nie dagewesenes Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro an.

Die Investoren erklärte Simone Dirksmeier, seien aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und aus Europa. Wer ist das namentlich? Ein angekündigter Scheich-Besuch fand nicht statt. Familie Dirksmeier verweist auf Corona. Ohnehin seien die Investoren in der Öffentlichkeit zurückhaltender: „Die Geldgeber sind scheuer als ich erwartet hatte“, sagt Roger Dirksmeier. Sie wollten erst in Erscheinung treten, wenn alles endgültig in trockenen Tüchern sei.

Proresus: Sind eine Ideenschmiede

Marko Krönke will mit Mendener Monorailer die Kurve kriegenWie will Proresus dieses Projekt finanzieren? „Dazu wird es eine eigene Gesellschaft mit den Investoren als Gesellschafter geben“, sagt Roger Dirksmeier. Aktuell übernehme die Proresus Investment GmbH das laufende Projekt. „Die Vorfinanzierung steht soweit“, verspricht Roger Dirksmeier, so dass Kauf und Aufbereitung des Geländes gesichert seien. Die Proresus GmbH beschäftige aktuell siebenAngestellte, dazu einige Freiberufler.

Das Projekt: Campus „Evidal“ und Monorail-Entwicklungscenter

Proresus hatte ein Bauvolumen von 100 Millionen Euro angekündigt. Auf einem geplanten Campus soll ein Business-Center mit Konferenzzentrum, ein Hotel, ein Technologiezentrum für Mobilität (Forschungs- und Entwicklungszentrum für Ein-Gleis-Zugsysteme, ein „Center of Excellence for Mobility“ und ein Parkhaus entstehen. Die sogenannten Monorail-Bahnen sollen weltweit vertrieben werden.

Hinter Proresus steckt neben Geschäftsführerin Simone Dirksmeier ihr Bruder Roger. Roger Dirksmeier arbeitet für ein Unternehmen, das Lösch-Systeme für Züge anbietet. Er hatte das Projekt öffentlich vorgestellt, sieht sich aktuell aber eher als Ideengeber und spricht öffentlich.

Das Unternehmen hatte die Fertigstellung bis zum Jahr 2022 versprochen. Zuletzt sei ein Störfallgutachten erstellt worden, weil ein großer Teil des Geländes im Einzugsbereich des potenziellen Störfallbetriebs Rostek liege. Gutachten und eine Bauvoranfrage seien positiv beschieden. Er danke Dirk Lorenz von Rostek. „Auf die Stadtverwaltung kann ich gerade nichts kommen lassen, die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut“, sagt Roger Dirksmeier.

Die Dirksmeiers versuchten, die Stadt Menden als Partner für ein eigenes Hallenbad auf dem Gelände zu gewinnen. Die Stadtverwaltung und die Politik nahmen davon aber Abstand.

Wie sieht aktuell überhaupt der Geschäftsbetrieb des Unternehmens Proresus aus? „Wir sind eine Ideenschmiede“, sagt Simone Dirksmeier. Das Unternehmensziel sind keine Millionenumsätze. Vieles in der Entwicklungsphase sei privat vorfinanziert.

Bei mehreren mit Proresus verflochtenen Firmen blieb der Erfolg allerdings aus. Gegen die MIMM Kindermöbel wurde wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung am 1. Dezember 2019 das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Silkroad Delight Food GmbH sollte ursprünglich jährlich bis zu 500 Tonnen Honig aus China nach Deutschland importieren. Der technische Geschäftsführer Robin Folgnandt erklärte im Sommer 2019 die Kooperation für beendet. Man habe den Chinesen viel über Honigproduktion gezeigt. Für das Unternehmen sei selbst nichts herum gekommen.

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Unter „2521 Deutschland“ vertreibt Proresus in Deutschland nach einem Lizenzmodell niederländische Standard-Hallenbad-Konzepte, bot auch der Stadt Menden ein Bad an. Das Unternehmen bewirbt sein Konzept in mehreren Städten. Wurde überhaupt schon ein Bad gebaut? „Es sind aktuell zwei Vertriebsleute, die mit Partnerunternehmen daran arbeiten. Es kann davon ausgegangen werden, dass 2021 der erste Hallenbadauftrag platziert werden kann“, sagt Roger Dirksmeier. Er sehe das als Erfolg für „den noch relativ jungen Produktbereich“.

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Cachaça aus Brasilien – Schnaps-Crowdfunding scheitert

Simone Dirksmeier ist Geschäftsführerin der Proresus GmbH.
Simone Dirksmeier ist Geschäftsführerin der Proresus GmbH. © WP | Thomas Hagemann

Die Proresus GmbH ist aktuell auch Importeur von brasilianischem Schnaps. Sie vertreibt den Cachaça der Marke „Princesa Isabel“. Proresus versuchte über die Crowdfunding-Plattform Startnext 5000 Euro für den Import der ersten Kisten zu generieren. Laut Startnext kamen dabei gerade einmal 600 Euro zusammen.

Das sei ursprünglich ein altes Projekt der aufgelösten Silkroad Delight Food GmbH gewesen, sagt Dirksmeier. An den kleineren Firmen sei man auch nur beteiligt und nicht operativ tätig gewesen. Man führe das Projekt jetzt selbst mit der Proresus GmbH fort und beliefere Bars und Feinkostläden.

Nur wie glaubwürdig ist es, dass jemand, der mit so kleinen Projekten Mühe hat, ein 100-Millionen-Euro-Projekt gestemmt bekommt? „Alle Beteiligten haben sicher einiges gelernt, was man vielleicht hätte anders machen sollen“, sagt Roger Dirksmeier. „Aber bei solchen Großprojekten müssen dann Experten für diese Themen ran.“ Er bedauere, dass zwar viele negativ darüber redeten, aber kaum jemand – so auch aus der Mendener Politik – sich mal aktiv nach dem Projekt erkundige, um sich „ein tatsächliches Bild zu machen“.

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