Menden/Lendringsen. Der digitale Campus auf Gut Rödinghausen in Menden droht zu scheitern. Der Bau ist so nicht machbar, es fehlt ein Konzept. Gibt’s noch Hoffnung?
Der geplante Digitale Campus am Gut Rödinghausen in Menden droht endgültig zu scheitern. Die Umsetzung des Konzeptes scheint aus mehreren Gründen mittlerweile fast unmöglich. Außer einer Idee gibt es kaum Greifbares.
Nach einer Voruntersuchung ist klar, dass der Campus so wie von den Initiatoren vorgeschlagen nicht zu bauen ist. Ein Hauptproblem ist der Parkplatz. Dieser sollte im Bereich der Wiese zwischen Gut und der B 515 gebaut werden. Die Weidefläche komme nach einem Termin mit Fachleuten des Kreises kaum noch in Betracht, erklärt Thomas Höddinghaus, der bei der Stadtverwaltung das Projekt koordiniert: „Die Vertreter des Kreises unterstrichen die Schutzbedürftigkeit der Fläche, die besonders durch die Hönneufer mit ihrem alten Baumbestand geprägt wird.“
Fläche an der Hönne dient dem Hochwasserschutz
Gleichzeitig diene die Fläche dem Hochwasserschutz. Selbst wenn man das Risiko einer regelmäßigen Überflutung der Fläche einrechne und den Bereich tieferlege, müsse man mit Kosten für eine teure Zufahrtsrampe rechnen, die gleichzeitig erneut die Überflutungsfläche reduziere.
Besucher sollten über einen Weg mit Licht und Ton entlang der Hönne zum Gut geleitet werden und dann über eine Brücke die Hönne queren. Die Licht-und Tonquellen widersprechen nun offensichtlich dem Naturschutz. Die Brücke müsste vergleichsweise riesig und teuer werden, da sie den Wasserabfluss der Hönne nicht behindern darf.
Politik in Menden muss über weiteres Vorgehen entscheiden
„Eine solche Veranstaltungsstätte ohne einen Parkplatz realisieren zu wollen, ist – um es vorsichtig zu formulieren – nicht sinnvoll“, sagt Thomas Höddinghaus. Theoretisch wäre auf dem Gelände des früheren Jugendtreffs an der Fischkuhle noch Platz. Das Gesamtkonzept wäre damit hinfällig. Auch, ob die Fläche überhaupt zur Verfügung steht, ist offen. Über die weitere Nutzung ist noch nicht abschließend entschieden.
Höddinghaus will jetzt die Politik über das weitere Vorgehen entscheiden lassen. „Wir müssen schauen, wie sich die Politik dazu stellt“, sagt er. Die Politik hatte im vergangenen Jahr unter Protest der SPD Geld für die jetzt gelaufenen Untersuchungen freigegeben. Für ein Betreiberkonzept gab es vorerst kein Geld, solange die bauliche Machbarkeit nicht klar war. Jetzt müsste man nach Alternativen suchen oder entscheiden, kein weiteres Geld mehr auszugeben.
Hier geht’s zu den anderen Teilen der WP-Serie „Top oder Flop – Mendener Visionen im Check“:
- Teil 1: Der Digitale Campus droht endgültig zu scheitern
- Teil 2: Ein Millionengeschenk – Baustart für das Huckenohl-Stadion im Sommer 2021
- Teil 3: Altes Schmelzwerk vor dem Abriss
- Teil 4: 100-Millionen-Euro-Projekt: Wird das wirklich was?
Mit-Initiator Volker Fleige hat sich komplett zurückgezogen
Der Digitale Campus war als Prestigeprojekt für Menden geplant. Er sollte Kreative zum Gut Rödinghausen locken. Dafür wollten die Initiatoren Alt-Bürgermeister Volker Fleige, Diplom-Ingenieur Arndt von Koenigsmarck und Architekt Anselm Vedder die Gebäude rund um das Gutshaus zu einem modernen Schulungs- und Kreativenzentrum umbauen lassen. Von modernen Think Tanks war die Rede. Die Uni Siegen sollte Partner sein. Die Ideengeber bezogen auch die Fläche des heutigen Reiterhofes mit in die Planung ein.
Aktuell ist nach drei Jahren mit Überlegungen kaum mehr als die vage Idee vom Anfang da. „Mit Volker Fleige ist der größte Treiber nicht mehr an Bord“, sagt Höddinghaus mit Blick auf den Wegzug des Alt-Bürgermeisters nach Lübeck. Die Ideengeber hätten allerdings auch die baulichen Risiken ignoriert: „Wir haben das sehr früh kund getan. Den Initiatoren ist das offensichtlich nicht aufgefallen.“
Campus als Projekt bei der Regionale 2025 angemeldet
Der „Campus für digitale Kreativität“ ist aktuell als Förderprojekt bei der Regionale 2025 angemeldet. Um Fördermittel zu erhalten braucht ein Projekt drei Sterne. Der Campus hat aktuell einen Stern. Das heißt, dass die Jury die Idee als gut bewertet. Für den zweiten Stern braucht es ein echtes Konzept. Der dritte Stern wäre mit einer Förderzusage gleichzusetzen.
Wenn überhaupt, sei es bis zu einem zweiten Stern ein weiter Weg, sagt Höddinghaus. Dafür müsste baulich alles klar sein, zusätzlich das Konzept stehen: „Die Chancen auf den zweiten Stern sind nicht gegeben, wenn nicht die finanziellen Auswirkungen auf den Tisch kommen.“
Zeitlich gebe es jedenfalls keinen allzu großen Druck, erklärt Sprecher Stephan Müller von der Südwestfalenagentur: Bis Ende 2021 könnten sogar noch neue Projekte eingereicht werden. Die Regionale habe das Mendener Projekt noch nicht aufgegeben: „Wir stehen weiter in Kontakt, auch mit der Stadt Menden.“ Anfang des Jahres solle es noch eine neue Sitzung geben. Es sei aber auch normal, dass es im Laufe des Regionale-Prozesses zum Scheitern guter Ideen komme: „Nicht alle Projekte werden über die Ziellinie gehen und umgesetzt werden.“
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