Menden. Neues Mendener Naturparadies lockt seltene Vögel an – offenbar aber auch Modellbau-Fans. Spaziergänger stellen Anzeige beim Ordnungsamt.

Die Empörung war groß, als eine Mendenerin im Internet berichtete, was sie an den Oeseteichen gerade erlebt hatte: Ferngesteuerte Modellflieger, darunter ein Wasserflugzeug, hätten die Tierwelt in dem neu geschaffenen, paradiesischen Naherholungsgebiet empfindlich gestört. Sogar Schwäne seien von dem landenden Wasserflugzeug aufgescheucht worden. Und das, obwohl vor allem der Südteich ein Rückzugsgebiet für seltene Vogelarten und als Durchgangsstation für Zugvögel vorgesehen sei. Ein Leser bestätigte diese Beobachtungen und kündigte an, das beim Ordnungsamt der Stadt anzuzeigen.

Teiche sind noch kein ausgewiesenes Landschafts- oder Naturschutzgebiet

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Auf WP-Anfrage wird dort bestätigt, dass die Anzeige gegen den unbekannten Modellflieger tatsächlich eingegangen ist. „Die Sachlage ist allerdings kompliziert“, erklärt Stadt-Sprecher Johannes Ehrlich. Denn: Da die Teiche in dieser Form und Funktion noch ganz frisch und neu seien, „sind sie auch noch kein ausgewiesenes Landschafts- oder Naturschutzgebiet. Das können wir als Kommune auch nicht selbst bestimmen.“ Die Ausweisung solcher Gebiete findet an höherer Stelle statt – beim ;Märkischen Kreis oder der Bezirksregierung in Arnsberg. Und das kann dauern. „Mit den übergeordneten Stellen stehen wir aber schon im Austausch“, versichert Ehrlich.

Stadt Menden will Starts von Flugzeugen und Modellboote auf den Teichen verbieten

Auch für Libellen sind die Oeseteiche ein Rückzugsraum geworden – hier die Binsenjungfer.
Auch für Libellen sind die Oeseteiche ein Rückzugsraum geworden – hier die Binsenjungfer. © Kühn

Allerdings sei die Stadt auch nicht zum Zusehen verdammt, wenn auf ihrem Grund und Boden – die Oeseteiche als ehemalige Klärteiche hat Menden dem Ruhrverband abgekauft – solcher Unfug getrieben werde. „Wir werden Regeln für die Oeseteiche aufstellen“, kündigt Ehrlich an. So soll es zum einen große Schilder geben, auf denen die Teiche erklärt werden. „Also, was sie mal waren, und was sie jetzt sind.“ Die Teiche erfüllten ja drei Funktionen: als Hochwasserschutz und -ausgleich, als Biotop und als Naherholungsgebiet. Auf den Schildern würden aber nicht nur Flora, Fauna und der Hochwasserschutz erklärt, sondern auch Regeln aufgestellt. Ehrlich: „Ganz klar: Gerade ein entstehendes Biotop gilt es zu schützen.“ So hat die Stadt bereits bis zum Jahresende ein Reitverbot an den Teichen verhängt.

Verwaltung sauer: „Hier werden Tiere gestört, die wir im Biotop schützen wollen“

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An den Verhaltensregeln arbeite das Rathaus gerade. „Es wird aber in die Richtung gehen, dass wir als Eigentümer der Teiche die Nutzung durch ferngesteuerten Boote verbieten werden. Wir denken auch über ein Startverbot für Drohnen oder ferngesteuerte Flugzeuge in diesem Bereich nach. Das Überfliegen können wir nicht verbieten, wohl aber das Starten. Denn hier werden ganz klar die Tiere gestört, die wir mit diesem Biotop schützen wollen.“

Appell an alle Besucher, Rücksicht auf die Tierwelt zu nehmen

Die Anzeige beim Ordnungsamt werde geprüft. Aktuell könne man nur an alle Menschen appellieren, die die Oeseteiche besuchen: „Hier entsteht ein Biotop, das vielen seltenen und teils vom Aussterben bedrohten Tieren einen Lebensraum geben soll und bereits gibt. Teils handelt es sich hier auch um Tiere, die zum Beispiel eine Brut abbrechen, wenn sie sich nur im Geringsten gestört fühlen. Deshalb bitten wir alle Besucherinnen und Besucher darum, Rücksicht zu nehmen“, sagt Ehrlich. Nur so können alle von diesem neuen Biotop profitieren: der Erholung suchende Mensch wie auch die Schutz suchenden Tiere.