Menden. Manche wirken wie vergessen, andere sind topmodern: Das Geschäft an Kondomautomaten in Menden brummt. Ein Betreiber verrät das Erfolgsgeheimnis.

Ein Lastwagen nach dem anderen braust vorbei. Es ist ein Höllenlärm hier direkt an der Kreuzung Bäukerweg/Hermann-Löns-Straße. Wie vergessen hängt hier ein alter Kondomautomat direkt neben der Ampel. Die Aufschrift „Hygieneartikel“ ist verblasst. Die Produkte sind hinter dem angesengten Plastik kaum noch erkennbar. Kunden dürfte es schon länger nicht mehr gegeben haben. In diesem Zustand sind nur wenige Kondomautomaten. Denn das Geschäft brummt.

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Die Firma Bögershausen aus Möhnesee betreibt alleine acht Kondomautomaten in Menden, topmoderne Kästen. Vom Schmuddelimage ist nichts mehr geblieben. „Das Geschäft hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert“, sagt Inhaber Dominik Bögershausen. Er führt das Unternehmen in der dritten Generation. Die Bögershausens verdienen seit 60 Jahren ihren Lebensunterhalt mit Verhüterlis.

Kondomautomaten in Menden: Porno ist Spaß und Bio gewichen

Der Kondomautomat der Firma Bögershausen an der Kolpingstraße. Der Phallus lacht.
Der Kondomautomat der Firma Bögershausen an der Kolpingstraße. Der Phallus lacht. © Westfalenpost | Arne Poll

Da ist zum Beispiel der blaue Automat neben dem Kiosk an der Kolpingstraße. „Liebt euch“ ruft ein sprechender Phallus den Passanten zu. Für vier Euro je Packung gibt’s hier auch noch Kondome – auch noch! Den Kern des Sortiments machen mittlerweile Spielzeuge aus, kleine vibrierende Dinger. Die neue Zielgruppe: Frauen.

„Es hat sich viel geändert. Das ist normal“, sagt Bögershausen. Früher seien viele Menschen zum Kondomautomaten gegangen, weil sie sich im Geschäft dafür schämten. Heute sei alles auch online schnell und diskret verfügbar. „Heute haben wir viele Produkte, die exklusiv nur über uns vertrieben werden. Wir achten stark auf Jugendschutz. Es gibt keine nackten Brüste mehr in der Werbung.“ Porno ist Spaß und Bio gewichen. „Wir legen viel Wert auf die Qualität. Es gibt mehr vegane und fair gehandelte Produkte.“

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Die Automaten von Bögershausen stehen drinnen und draußen, zum Beispiel im Club Nanu oder bei Real. Der perfekte Standort sei eine Wissenschaft für sich, erklärt der Automatenaufsteller. Oft müsse man ausprobieren. Ein Bordell oder ein Swingerclub in der Nähe sei nicht gleichzeitig ein Garant für guten Absatz und das Vorhandensein eines Kondomautomaten nicht umgekehrt ein Indikator für ein ausgeprägtes Liebesleben im Stadtteil: „Einer unserer besten Standorte ist in einem Gewerbegebiet auf dem Grundstück eines VW-Autohauses.“

Grundstückseigentümer werden am Umsatz beteiligt

Wenn es darum geht einen neuen Standort zu finden, wirbt Bögershausen sogar mit Vorkasse für Haus- und Grundstücksbesitzer. Er beteiligt sie zum Beispiel am Bruttoumsatz mit 20 Prozent. Dennoch seien viele Eigentümer skeptisch. „Früher waren die Leute in dieser Hinsicht offener.“

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Wie viele dieser Automaten es in Menden gibt, ist nur zu schätzen. Mehrere andere Betreiber haben Automaten, darunter auch jene, die Bögershausen „Schwarze Schafe“ nennt, die noch nicht mal Angaben zum Aufsteller hinterlassen. Die Stadtverwaltung hat anders als bei Spielautomaten keine konkrete Zahl, weil die Verkaufsautomaten auf Privatgrundstücken nicht genehmigt werden müssen. „Die Automatenaufsteller müssen ein Gewerbe angemeldet haben“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Der Rest sei ein privatrechtlicher Vertrag mit dem Hauseigentümer.

Ein Automat an der Fröndenberger Straße, der noch in Betrieb ist, aber schon bessere Zeiten hinter sich hat.
Ein Automat an der Fröndenberger Straße, der noch in Betrieb ist, aber schon bessere Zeiten hinter sich hat. © Westfalenpost | Arne Poll

Anders sehe es zum Beispiel bei Zigarettenautomaten auf. „Dabei achten wir darauf, dass die Automaten nicht in unmittelbarer Nähe zu Schulen stehen. Das ist nicht erlaubt“, sagt Ehrlich. Tatsächlich wurde die Stadt auch schon einmal bei einem Kondomautomaten tätig. Nachdem einmal ein Automat zerstört wurde und gefährliche Kanten in den Verkehrsraum ragten, wurde die Stadt tätig und sperrte den Bereich vorübergehend ab. Der Betreiber wurde aufgefordert, den Bereich zu sichern.

Vandalismus komme immer mal wieder vor, sagt auch Dominik Bögershausen. Als Aufsteller könne er es sich aber nicht leisten, die Automaten im schlechten Zustand zu belassen. „Wenn ein Automat nicht gepflegt aussieht, wird man dort nicht kaufen.“

Investition in Forschung zu Materialien der Automaten

Ein vergessener und heruntergekommener Automat am Bräukerweg.
Ein vergessener und heruntergekommener Automat am Bräukerweg. © Westfalenpost | Arne Poll

„Wir investieren regelrecht Geld und Zeit in Forschung“, erklärt der Aufsteller. Die Automaten seien mittlerweile mit speziellen Lacken und Folien beschichtet. „Die Fahrer haben immer ein kleines Döschen dabei, um Schäden sofort zu beheben.“ Bei 1000 Automaten der Firma sei reichlich zu tun. Eine Auslieferungstour sei 800 bis 1000 Kilometer lang.

Was Bögershausen nicht ausschließen will: Es könne mal passieren, dass ein Kunde Geld einwirft, wegen eines Defekts aber keine Ware herauskommt. „Dann kann jeder gerne bei uns anrufen. Wir haben auf allen Automaten zwei Mal unsere Telefonnummern stehen. Wir schicken dann die Ware als Ersatz zu oder bringen sogar selbst Ersatz vorbei.“

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