Fröndenberg. Corona hat auch das Fröndenberger Kettenschmiedemuseum hart getroffen. Finanzielle Einnahmen fehlen. Insbesondere durch fehlende Trauungen.
Auch das Kettenschmiedemuseum in Fröndenberg leidet stark unter der Corona-Krise. Die finanziellen Mittel werden knapp. Insbesondere die Trauungen haben in der Vergangenheit einen bedeutenden Teil des Umsatzes ausgemacht. In der Regel gibt es zwischen 50 und 60 standesamtliche Trauungen jährlich im Museum. In diesem Jahr beschränkt sich die Zahl auf 11. „Das ist ein erheblicher Rückgang für uns“, sagt Norbert Muczka vom Förderverein Kettenschmiedemuseum.
Im Normalfall nimmt das Museum pro Trauung 400 Euro ein, was bei 50 bis 60 an der Zahl satte 20.000 bis 30.000 Euro ausmacht. „Durch Corona sind es eben nun nur rund 4000 Euro.“ Zunächst wolle man es mit dem Rettungsschirm der Stadt durch das restliche Jahr schaffen, doch was 2021 passiert, das steht noch aus.
Einschränkungen führen zu Absagen
Das historisch geprägte Kettenschmiedemuseum ist bekannt für die eher außergewöhnliche Trauung, bei der das Brautpaar eine direkt frisch vom Schmied angefertigte Kette als Symbol für die Eheschließung erhält. Durch die Corona-Pandemie gab es von Februar bis Mitte August allerdings gar keine Veranstaltungen dieser Art. „Seit Mitte August ist die Trauung wieder möglich, aber nur mit maximal acht Personen“, erklärt Norbert Muczka. „Also dürfen beispielsweise das Brautpaar, die Trauzeugen und die beiden Eltern anwesend sein und dann ist Feierabend.“
Diese Einschränkung führte dazu, dass viele Paare ihre Hochzeit verschoben oder ganz abgesagt haben. „Am letzten Wochenende hatten wir insgesamt drei Trauungen, das war wirklich mal viel, im Vergleich zu sonst.“ Doch die Folgen des Rückgangs sind enorm. Dank des Rettungsschirms der Stadt, der rund 20.000 Euro umfasst, kommt das Kettenschmiedemuseum samt der Kulturschmiede zwar durch das Corona-Jahr 2020, doch wie es 2021 aussieht, das weiß auch Norbert Muczka noch nicht. „Wir sind in ständigen intensiven Gesprächen. Wir haben ja total viele laufende Kosten, was Energie, Personal oder Versicherung betrifft, das sind sicherlich im Jahr 45.000 bis 50.000 Euro“, erklärt er. Und diese habe man nun einfach nicht.
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Auch in der Kulturschmiede, wo ursprünglich viele Feiern stattgefunden haben oder Veranstaltungen von Stadt und Kultur wie Kabarett oder Kindertheater, findet kaum noch etwas statt. „Wir haben noch die ein oder andere kleine Feier, aber auch die sind sehr eng begrenzt.“ Bei manchen Veranstaltungen sei es sogar besser, dass man diese nicht stattfinden lässt, da es sich mit den Kosten einfach nicht tragen würde. „Zwar haben wir schon viele Anmeldungen für nächstes Jahr, aber da steht natürlich auch hinter jeder ein Fragezeichen.“ Man müsse abwarten, wie sich die Situation entwickelt.
Weniger als die Hälfte
Ebenso finden Geburtstage kaum noch statt. „Wir hatten in der Kulturschmiede in diesem Jahr ein oder zwei Geburtstage, aber wesentlich kleiner als sonst“. Während sonst 80 bis 90 Menschen an Tischen in die Kulturschmiede passten, sind es nun allerhöchstens 30 bis 40. In Muczkas Augen müssen die Leute entscheiden, ob sie unter diesen Umständen feiern wollen. Er habe erhebliches Verständnis für die, die das eben nicht machen möchten.
Derzeit sitze man häufig zusammen und bereitet die Haushaltsplanung für das kommende Jahr vor. „Wenn nicht wirklich Wunder passieren, werden wir mit den 20.000 Euro vom Rettungsschirm der Stadt nicht auskommen“, beklagt Norbert Muczka. Nach der Ratssitzung im November wolle man deshalb Gespräche mit den jeweiligen Fraktionsvorsitzenden führen, um in die Haushaltsberatung einzusteigen. „Es ist eine schwierige Situation.“ Immerhin gibt es für das kommende Jahr schon 24 Anmeldungen. Doch, ob das alles realisierbar ist, wird sich erst noch zeigen.
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Saisonschluss am 25. Oktober
„Neben dem Traditions- und Geschichtsbewusstsein, ist auch wichtig, dass wir auch ein ganz kleiner Wirtschaftsfaktor, oder eher ein Wirtschaftsfaktörchen sind“, sagt Norbert Muczka und lacht. Denn von den in der Regel 50 bis 60 Trauungen im Jahr, von denen die Hälfte der Paare nicht aus Fröndenberg kommt, profitieren auch Gaststätten und Hotels. „Die Gäste werden ja wahrscheinlich dann hier in Fröndenberg Essen gehen, übernachten oder einkaufen.“
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Am kommenden Sonntag wird das Kettenschmiedemuseum ein vorletztes Mal unter den Corona-Einschränkungen öffnen. Das heißt, dass maximal sechs Personen gleichzeitig ins Museum dürfen und der Eingang über die Kulturschmiede erfolgt. Am 25. Oktober ist dann der offizielle Saisonschluss. „Das machen wir seit 21 Jahren so.“ Doch Saisonschluss heißt keinesfalls Arbeitsschluss: „Dann setzen wir uns alle zusammen, fangen an zu entrümpeln, aufzuräumen und neuen Platz für neue Ideen zu schaffen“, sagt Muczka.