Menden-Oesbern. Der junge Mendener Landwirt Matthias Höppe hatte die Idee: Mit einer Milchzapfstelle ist der Direktverkauf ab Hof anzukurbeln. Bald ist es soweit.

„Hier entsteht eine Milchzapfstelle“, steht auf dem Schild an der neuen Holzhütte auf Schladots Hof in Oberoesbern, den es an dieser Stelle seit 1784 gibt. Damals entstand auch das heutige Wohnhaus der Familie, deren Geschichte in Oesbern bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht. Die WP hakte hier nach: Was, bitte, ist eine Milchzapfstelle?

Die Idee zu diesem weit und breit außergewöhnlichen Angebot hatte Matthias Höppe (27), der gemeinsam mit Mutter Gertrud Schladot-Höppe und Vater Bruno Höppe den Hof mit 90 Milchkühen und 200 Hühnern bewirtschaftet. „Der Direktverkauf in der Region und in Coronazeiten kontaktloses Einkaufen sind unsere Ziele“, erklärt der Hofnachfolger, der in Hohenheim Agrarwissenschaft studiert hat und mit dem Master of Science im Bereich Tierwissenschaften in der Tasche wieder nach Hause kam.

Matthias Höppe Mitglied der „Jungen IG Milch“

Die Milch vom Hof Schladot geht nach Köln zur Genossenschaft Friesland-Campina. Aus dieser Milch wird die Marke Landliebe.

Es gibt keine Gentechnik, dafür Weidegang und Bewegungsfreiheit. Die Milchbauern sind Mitglieder der Genossenschaft. Die erwirtschafteten Gewinne werden an die Mitglieder ausgeschüttet.

Matthias Höppe ist Mitglied im Jugendrat der Genossenschaft. Er nimmt auch an Treffen „Junge IG Milch“ teil.

Seit zwei Jahren lebt und arbeitet er nun im Familienbetrieb. „Bei uns wird es die Milch bald in ,Trudes Milchbar’ auf Knopfdruck geben. Wir stellen in dem Holzhaus einen Verkaufsautomaten auf“, erzählt der Landwirt. Das Ganze ist für die Kundinnen und Kunden denkbar einfach: Man wirft Geld ein, stellt ein mitgebrachtes oder auf dem Hof erworbenes Gefäß unter die Zapfstelle, und schon läuft die Milch ein.

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Damit die Milch sprudeln kann, leben auf dem Hof Schwarzbunte Holsteiner Kühe mit ihrer Nachzucht. „Es werden keine Tiere dazugekauft. Nur das Sperma der Bullen kommt von außen. Das bringt der Besamungstechniker zu uns, so halten wir das Risiko für übertragbare Krankheiten klein“, verdeutlicht Matthias Höppe.

Wartet jetzt nur noch auf den Automaten: Junglandwirt Matthias Höppe (27) an der künftigen Milchzapfstelle.
Wartet jetzt nur noch auf den Automaten: Junglandwirt Matthias Höppe (27) an der künftigen Milchzapfstelle. © Peter Müller

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2009 und 2014 wurde in einen neuen großen Boxenlaufstall investiert. Die Kühe können so ganz nach Belieben auf die umliegenden Weiden. Rotierende Bürsten sorgen für Wellness. Das Futter wird zum großen Teil selber produziert, Ackergras und Mais angebaut. Futter aus Raps und Getreide gibt es auch. Die Krombacher Brauerei liefert Biertreber. „Wir verfüttern nur einheimisches Futter, kein Soja, alles frei von Gentechnik. Unser Hof ist vom VLOG e.V., Verband für Lebensmittel ohne Gentechnik, zertifiziert.“

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Die Milch wird auf dem Hof nach Landliebe-Standard produziert. Wertvolle Rohmilch wird aus dem Automaten fließen. Nach dem Melken wird die Milch gefiltert und sofort auf vier Grad heruntergekühlt. So bleiben alle wertvollen Inhaltsstoffe erhalten. Die Milch hat einen Fettgehalt von 4,3 Prozent und einen hohen Eiweißanteil. Inhaltsstoffe und der Hygienestandard wird bei Milchlieferungen untersucht, auch der Keimgehalt. „Wir schneiden bei den Tests immer sehr gut ab“, betont Matthias Höppe und freut sich: „Sobald der Automat da ist, geht es los!“