Fröndenberg. Bei der Juniorwahl geht es darum, Jugendliche für Politik zu begeistern. Und so verdrossen wie man meint, ist die Jugend ganz und gar nicht.

Die Ergebnisse der Juniorwahl an der Gesamtschule, die Lehrerin Nancy Meyer zusammen mit dem Treffpunkt Windmühle durchgeführt hat, überraschen wenig. Geht es nach den Jugendlichen in Fröndenberg, würde ein neuer Bürgermeister nicht Sabina Müller, sondern Frank Schröer heißen. Und auch als Landrat hätte sich ein Grüner durchgesetzt.

Vorbereitung auf die richtige Wahl

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Bis zuletzt waren Lehrerin Nancy Meyer und Yvonne Romé vom Treffpunkt Windmühle zur Verschwiegenheit verdammt. Denn erst nach Abschluss der Stichwahl durften sie die Ergebnisse der Juniorwahl preisgeben. Und die sind – wie bei der Kommunalwahl am 13. September – wenig verwunderlich. Denn vor allem die Grünen punkten bei jungen Menschen. Bei der Vorstellung der Ergebnisse wird dann auch das Problem zwischen Politik und Jugend deutlich: Es gibt zu große Hemmschwellen.

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„Ich möchte Dinge ändern und gegensteuern“, sagt die 16-jährige Emily. Genau deshalb sei es für sie so wichtig, wählen zu gehen. Und das konnten sie und ihre Mitstreiter in den vergangenen Wochen das erste Mal offiziell. Um sich auf die Stimmabgabe vorzubereiten, hat Lehrerin Nancy Meyer mit ihren Schülern an der Gesamtschule zuvor ein Planspiel durchgeführt: die Juniorwahl. Ziel war es, die Jugendlichen für den großen Tag am 13. September – und später dann die Stichwahl – fit zu machen. Denn bei all den Wahlzetteln kann man auch schon mal durcheinanderkommen, wo denn nun das Kreuz zu setzen ist. In der Ruhrstadt wurde nämlich nicht nur der Rat, ein neuer Bürgermeister, der Kreistag und ein neuer Landrat gewählt, sondern ebenso die Vertreter des Ruhrparlaments.

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In Zusammenarbeit mit Yvonne Romé vom Treffpunkt Windmühle hat sich Meyer daher Muster-Bögen der Wahlzettel von der Stadt und vom Kreis zuschicken lassen. „Die Kooperation ist für beide Seiten gut“, sagt Meyer daher. Denn: „Jugendhilfe und Schule sind große Themen“, ergänzt Romé. Mit der Präsentation der Ergebnisse der fiktiven Wahl – im Vergleich zum richtigen Ergebnis der Kommunalwahl – wollen die Beteiligten auch eine Brücke zur Politik schlagen. „Ich war erstaunt, dass alle mitgemacht haben“, zeigt sich auch Mia (16) über die Teilnahme ihrer Schulkameraden begeistert. Es gehe darum, die Angst vor der Wahl zu nehmen.

Jugendliche sind themeninteressiert

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Und geht es nach den Erstwählern der Gesamtschule, würde nicht Sabina Müller künftig auf dem Chefsessel im Rathaus sitzen, sondern Frank Schröer von den Grünen; im Kreishaus würde nicht Mario Löhr (SPD) die Nachfolge von Michael Makiolla antreten, sondern Herbert Goldmann – ebenfalls von den Grünen. Im Vergleich mit den offiziellen Ergebnissen der Kommunalwahl vom 13. September passt das ins Bild. Die 16- bis 24-Jährigen haben demnach die Grünen (33 Prozent) klar als stärkste Kraft für sich ausgemacht; weit vor CDU (22 Prozent) und SPD (16 Prozent). Doch woran liegt es, dass etablierte Volksparteien den Anschluss an die Jugend verlieren?

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„Es ist unheimlich schwer, an euch ranzukommen“, so die Einschätzung von CDU-Stadtverbandsvorsitzendem Olaf Lauschner. Hier, erklärt Nancy Meyer, müsse es über den Zeitgeist gehen. „Man muss herausfinden, welche Formate ankommen.“ Als Beispiele nennt sie das Engagement der Evangelischen Jugend Frömern mit der Schaf-Aktion oder einer kleinen Beach-Party. Doch Beach-Partys seien „nicht die Sache einer Partei“, schmunzelt Lauschner. „Man muss Begegnungen und Respekt schaffen“, schiebt Yvonne Romé hinterher.

Eine Hürde, so Emily und Tim, sei, dass „viele Jugendliche nicht wissen, wie sie sich einbringen sollen“. Einfach einen Stadtverbandsvorsitzenden anrufen – für Jungwähler in Zeiten von Whatsapp und Instagram kaum vorstellbar. Ohnehin: „Jugendliche sind vielmehr themeninteressiert und nicht immer an den Parteien“, sagt Romé. Gerade deshalb komme auch die Fridays-for-Future-Bewegung so gut an. Klimaschutz steht hoch im Kurs. Für Windmühlen-Leiterin Ilka Essers ein klares Signal: „Politik muss erlebbar werden.“ Am Eifer der Jugendlichen mangelt es derweil nicht. „Lust, sich zu engagieren haben wir schon, aber wenn Klausuren anstehen, wird es schwierig“, sagt Tim.

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