Fröndenberg. Die Gesamtschule Fröndenberg ist nun mit dem Siegel „Schule ohne Rassismus“ ausgezeichnet worden – und gedenkt gleichzeitig der Holocaust-Opfer.

Die Fröndenberger Gesamtschule hat am 75. Gedenktag der Befreiung von Auschwitz ein Zeichen gegen Rassismus und Rechts gesetzt. Nach mehreren Anläufen hat es für die GSF nun endlich geklappt mit dem Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Es ist ein gleich im doppelten Sinne historischer Tag für die Gesamtschule. Künftig prangt die schwarz-weiße Plakette am Schulgebäude. Gleichzeitig nutzten Schüler, Lehrer und Landrat den 75. Gedenktag zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, um sich mehr denn je gegen Vorurteile und Hetze zu positionieren. Den Tag der Verleihung hat sich die Schülervertretung vor Monaten ausgesucht.

Wertvolles Netzwerk

Die Gesamtschule Fröndenberg ist bei weitem nicht die einzige Schule im Kreis Unna, der das Siegel „Schule ohne Rassismus“ verliehen wird.

Insgesamt gibt es im Kreis 32 Schulen, landesweit 646 und bundesweit 3302 Schulen, die laut Landrat Michael Makiolla zusammen ein wertvolles Netzwerk bilden.

Dabei hätte das Siegel längst an der GSF angebracht sein können. Zuletzt scheiterte das Vorhaben an Formalitäten. Denn es müssen 70 Prozent der gesamten Schule – Schüler wie Lehrpersonal und Angestellte – das Vorhaben unterstützen. Umso größer ist die Freude, dass es „nach mehreren Anläufen endlich geklappt hat“, so Schülersprecher Fatih Asil.

Schüler-Projekt ausgestellt

Gekoppelt ist das Siegel an ein jährliches Schulprojekt. In Fröndenberg hat man sich den 18. März für ein Projekt zum Thema ausgesucht. Jede Stufe bearbeitet ein dem Alter entsprechendes Themengebiet. Die geschichtliche Aufarbeitung – etwa des Holocausts – steht dabei im Mittelpunkt. Ausgrenzung müsse thematisiert werden, so die Vorstellung der Schülervertretung. „Es ist uns ein Anliegen, dass es in der Schule gelebt wird“, sagt Fatih Asil über die Bedeutung dieser Auszeichnung.

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Erst vor wenigen Wochen haben sich die Jahrgänge 9 bis 12 mit dem Holocaust beschäftigt. Im Rahmen einer Projektwoche fuhr die Gruppe in das Konzentrationslager Auschwitz und erstellte Plakate rund um das Thema Antisemitismus. So haben Schüler beispielsweise eine fiktive Geschichte einer jüdischen Familie in Audiosequenzen aufgenommen: Vom Boykott in jüdischen Geschäften einzukaufen bis hin zur Deportation. Mittels QR-Code verbindet das Projekt die analoge und digitale Welt.

Lehrerin Nancy Meyer, die die Fahrt seit drei Jahren organisiert, sieht verpflichtende Ausflüge ins Konzentrationslager Auschwitz allerdings kritisch: „Je mehr Menschen dorthin fahren, umso schwieriger wird es, das Ganze als Gedenkstätte zu erhalten.“ Sie halte Ausflüge mit Themenbezug in unmittelbarer Nähe für sinnvoller.

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Vor der offiziellen Siegel-Übergabe fanden Schulleiter Klaus de Vries und Landrat Michael Makiolla (SPD) deutliche Worte. „Wir müssen die Perspektive der Täter einnehmen und sie hinterfragen“, so Schulleiter de Vries. Nur so gelänge es, solche Entwicklungen künftig zu verhindern. Jeder einzelne in der Gesellschaft müsse sich gegen die Verbreitung diskriminierender oder rechtsradikaler Ideologien wehren. „Die Mehrheit darf nicht schweigen“, erklärte Schulleiter Klaus de Vries.

Fußballprofi unterstützt Engagement

Die GSF ist die 32. Schule im Kreis Unna, die die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus“ erhält. Nicht zuletzt deswegen freut sich Landrat Michael Makiolla, dass die GSF nun Teil dieses Netzwerks ist. „Es ist eine sichtbare Anerkennung und Verpflichtung, die gute Arbeit weiterzuführen.“ Gleichzeitig schloss er sich de Vries’ Worten an. Denn „den Faschismus haben wir nur erlebt, weil es zu wenig Menschen gab, die die Demokratie verteidigt haben“, so Makiolla.

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Ehemalige Schüler werden die GSF derweil bei Projekten begleiten. So präsentierte Regisseurin Elena Horn in ihrer „alten Aula, in der ich viele Stunden verbracht habe“ einen Kurzfilm, in dem geflüchtete syrische Kinder Menschen interviewen. Um die Sichtweise einmal umzudrehen, wie Horn erklärte, denn eigentlich antworten geflüchtete Menschen sonst nur auf Fragen, statt sie selbst zu stellen. Besondere Grüße aus dem Trainingslager des 1. FC Nürnberg gab es zudem von Fußballprofi Paul-Philipp Besong, der im vergangenen Jahr sein Abitur an der GSF machte. Auch er habe Rassismus am eigenen Leib erfahren und ermutige die Schüler, sich klar zu positionieren.

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