Menden. Kein Vor-Ort-Verkauf: Nachdem ihre Mutter (54) am Coronavirus gestorben ist, setzt Julia Völkel-Schreyer mit dem „Kinderfloh“ auf Instagram.

Eigentlich wollte sie zusätzlich zu ihrem Online-Shop auch dauerhaft wieder vor Ort verkaufen. Doch die Corona-Pandemie und die Angst vor Ansteckung mit dem Virus sorgt dafür, dass Julia Völkel-Schreyer ihr Geschäftsmodell für den „Kinderfloh“ geändert hat. Denn ihre Mutter starb vor wenigen Monaten im Alter von nur 54 Jahren an der Viruserkrankung. Nun setzt die Mendenerin auf Instagram als Verkaufsplattform.

Julia Völkel-Schreyer  nutzt Instagram als Plattform für den „Kinderfloh“.
Julia Völkel-Schreyer nutzt Instagram als Plattform für den „Kinderfloh“. © WP | Corinna Schutzeichel

Ein dreiviertel Jahr hat Julia Völkel-Schreyer in ihrem Geschäft „Kinderfloh“ Second-Hand-Waren in einem kleinen Ladenlokal an der Lendringser Hauptstraße verkauft. Im April des vergangenen Jahres schloss sie das Geschäft, „es lohnte sich einfach nicht mehr“. Stattdessen liefen die Verkäufe über das soziale Netzwerk Facebook und einschlägige Verkaufsseiten wie Mamikreisel und Ebay gut.

Nun wollte Julia Völkel-Schreyer das Online-Geschäft mit einer Anlaufstelle vor Ort ergänzen und richtete vor wenigen Wochen einen kleinen Verkaufsraum in ihrem Wohnhaus am Hahnenwall ein. Doch diese Woche Freitag beendet sie das, möchte nicht dauerhaft und regelmäßig fremde Menschen in ihrem Haus empfangen. „Meine Mutter ist an Corona gestorben – mit 54 Jahren“, erzählt die Mendenerin . Ihre Mutter arbeitete im Fröndenberger Schmallenbach-Haus, infizierte sich bei ihrer Arbeit. Nicht jeder könne ihre Vorbehalte und Ängste verstehen, weiß Julia Völkel-Schreyer, „aber darum geht es auch nicht“. Ausschließlich online zu verkaufen, sei für sie und ihre Familie der sicherere Weg: „So schützen wir uns sicher vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus.“

Instagram stärker nachgefragt als Facebook

Seit Julia Völkel-Schreyer auf Instagram ihren „Kinderfloh“-Shop eröffnet hat, „verkaufe ich deutlich mehr“, so ihre Bilanz. Denn die meisten Kundinnen kommen über Instagram, sagt Julia Völkel-Schreyer. „Facebook ist tot, auf Instagram ist viel mehr los.“

Die Mendenerin hat mit ihrem „Kinderfloh“-Shop eine Internetseite (www.kinderfloh-shop.de) und ist sowohl auf Instagram ( www.instagram.com/kinderfloh) als auch auf Facebook ( www.facebook.com/kinderflohOnlineshop) mit ihren Postings zu finden.

Noch auf keinem Trödelmarkt gewesen

Ebenfalls aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus ist Julia Völkel-Schreyer in diesem Jahr noch auf keinem einzigen Trödel gewesen. Für den Trödelmarkt Anfang Oktober in der Mendener Innenstadt hat sie sich zwar angemeldet, „aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich da wirklich hingehe“, sagt sie nachdenklich. „Ich habe da einfach Angst“, sagt sie nach dem Tod ihrer Mutter.

Auch interessant

Um das Online-Geschäft anzukurbeln, setzt Julia Völkel-Schreyer auf Instagram und den Handmade-Trend. Dazu kooperiert sie mit derzeit bundesweit 20 Müttern, die verschiedene Produkte in Handarbeit herstellen. Über Julia Völkel-Schreyers Shop können die Unikate – zum Beispiel Schnullerketten, Bilderrahmen, Strampler und Deko – dann geordert werden und sie bekommt im Gegenzug eine Provision: „Ich biete den Mamis die Plattform.“ Darüber hinaus stöbern viele Kundinnen anschließend auch noch in Julia Völkel-Schreyers Shop, um Second-Hand-Ware zu kaufen: „Das läuft extrem gut.“ Die Gebraucht-Kleidung verkauft Julia Völkel-Schreyer auf Kommissionsbasis für andere Eltern.

Möglichst viele Follower

Vor allem bis Größe 122 laufe gebrauchte Kinderkleidung gut, „bei größeren Größen hört das dann auf, dann wollen die Kinder das nicht mehr so gerne anziehen“, erzählt sie. Eine Ausnahme seien selbst genähte Sachen, „die laufen auch noch bis Größe 164, weil sie etwas Besonderes sind, das nicht jeder hat“.

Eine Expansion ist geplant. Denn zusätzlich zu den 20 Müttern, deren Produkte bereits im „Kinderfloh“ erhältlich sind, sind knapp 60 weitere in der Warteschleife. Hier ist Julia Völkel-Schreyer derzeit dabei, mit Hilfe eines Anwalts entsprechende rechtssichere Verträge aufzusetzen.

Start-up mit Kooperationen

Langfristig, so das Geschäftsmodell ihres Start-ups, setzt Julia Völkel-Schreyer auf Kooperationen und bezahlte Werbung auf Instagram. Dazu allerdings braucht sie möglichst viele Abonnenten. Dann, so der Plan, können andere Mütter provisionsfrei ihre Handmade-Produkte im „Kinderfloh“ verkaufen, „und ich würde dann über die bezahlte Werbung über Instagram Geld verdienen“. Ihr erstes Ziel: 10.000 Follower auf Instagram erreichen (zurzeit hat sie 1646).

Auch interessant

Ziel der jungen Geschäftsfrau ist es, den Fokus auf Handmade-Produkte zu setzen: „Wenn das so richtig gut läuft, lasse ich die Second-Hand-Waren irgendwann auslaufen“, so ihr Plan. Handmade sei extrem gefragt, so ihre Erfahrung: „Die Kundinnen können alles individuell gestalten, auch mit Namen individualisieren, das kommt gut an.“