Schwitten. Eine Stunde Warteschlange – das hätte die Mendenerin nicht geschafft. Als sie eine Stunde später erneut zum Wahllokal ging, war es zu spät.

Weil sie zu spät zum Wahllokal kam, durfte eine Schwittenerin nicht wählen. Sie ist verärgert über die langen Wartezeiten.

Die Leserin, die sich bei der WP-Redaktion meldete, kam etwa 30 Minuten vor Wahlschluss zum Pfarrheim Schwitten, um ihre Stimme abzugeben: „Da gab es immer noch eine lange Warteschlange.“ Ihr sei gesagt worden, dass sie mindestens eine Stunde anstehen müsse. „Eine Stunde in der prallen Sonne stehen, das kann ich gesundheitlich nicht.“

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Sie sei dann nach Hause gegangen und nach einer Stunde wiedergekommen. Da sei ihr gesagt worden, dass es nun zu spät sei. Ähnlich sei es etlichen anderen Schwittenern gegangen. Dass es richtig voll werden würde, „war schon morgens um 10 Uhr abzusehen. Aber das hat anscheinend niemanden interessiert. Und dann darf ich nicht mehr wählen und kann von meinem Wahlrecht keinen Gebrauch machen.“

Bis 18 Uhr in Warteschlange einreihen

Nur Wahlberechtigte, die sich bis 18 Uhr in die Warteschlange eingereiht hatten, durften ihre Stimme am Wahlabend noch abgeben. Teilweise gab es dann noch Einlass bis 18.45 Uhr – je nach Andrang vor den Wahllokalen im Stadtgebiet.

Wer sich allerdings erst nach 18 Uhr in die Warteschlange stellte, durfte nicht mehr wählen. Die W ahlhelfer haben vor Ort auf die Einhaltung dieser Regelung geachtet.

Sie könne nicht verstehen, dass es nicht – wie früher – zwei Wahllokale in Schwitten gegeben habe, so die Leserin. „Das würde doch gerade in Corona-Zeiten die Wartezeit verkürzen.“

Dass die Leserin nicht mehr habe wählen dürfen, habe seine Richtigkeit, erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Nur wer sich bis 18 Uhr in die Warteschlange eingereiht habe, sei noch ins Wahllokal eingelassen worden. Mendener, die erst später ankamen, durften nicht mehr wählen. „Anders wäre es rechtlich auch gar nicht möglich“, sagt Johannes Ehrlich. Die Stimmabgabe wäre nicht gültig.

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Auf einen Engpass kurzfristig zu reagieren, sei an einem Wahltag nicht möglich: „Wir sind mit dem Personal am Limit“, verdeutlicht Johannes Ehrlich die Situation. Sicher könne nicht alles auf die Corona-Pandemie geschoben werden, doch sei allein der Aufwand, jedes einzelne Wahllokal auf seine Tauglichkeit in Sachen Hygieneverordnung zu überprüfen, immens: „Der Kollege war dafür zwei Wochen unterwegs.“ So konnten beispielsweise Kitas nicht als Wahllokal genommen werden, „weil wir die sonst nachts oder frühmorgens hätten desinfizieren müssen, damit die Kita-Kinder morgens wieder kommen können“.

Bitte um Verständnis

Die Stadtverwaltung bittet die Wahlberechtigten um Verständnis: „Das ist in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie einfach eine Ausnahme-Situation. Das ist für alle neu, da können wir nicht vorhersehen, wie das läuft.“

Wer wisse, dass er nicht lange warten wolle, habe im Vorfeld die Möglichkeit zur Briefwahl gehabt, sagt Johannes Ehrlich. In manchen Wahllokalen hätten die Wahlhelfer für Menschen, die mit ihrem Rollator in der Schlange standen, Stühle rausgestellt: „Das war aber nicht bei allen Wahllokalen möglich.“ Außerdem habe die Leserin auch „direkt morgens um 8 Uhr wählen können, da war es noch leer“.