Menden. Neue Wahlräume, neue Regeln: Wegen der Corona-Pandemie ist diese Wahl anders als alle zuvor. Reportage vom Morgen an der Gesamtschule Menden.
Es ist gegen 10 Uhr und die Sonne lacht, als ich an meinem neuen Wahlraum an der Gesamtschule Menden vorfahre. Und doch ist alles ungewohnt. Bisher war ich zig Male zum Wählen in der Kita Am Vollmersbusch, doch die Kinderräume dort sind für Corona-Abstandsregeln schlicht zu klein. Also zählte ich zu den vielen, die umdirigiert wurden. Immerhin: Der kleine Parkplatz der Gesamtschule an der Gisbert-Kranz-Straße ist halb voll, und zu meiner Überraschung steht tatsächlich eine kleine Schlange vorm Eingang. Überraschend finde ich das deshalb, weil schon um die 10.000 Mendenerinnen und Mendener per Briefwahl abgestimmt haben. Vielleicht wird die Beteiligung trotz eines mäßig spannenden Wahlkampfs diesmal wirklich deutlich besser als 2014. Damals haben wir in Menden gerade mal 42 Prozent erreicht – eine der schlechtesten Quoten weit und breit.
Bis zu zehn Leute warten draußen – die Wahlbeteiligung lässt hoffen
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Das wollen heute einige Mendenerinnen und Mendener offenbar ändern: Kaum habe ich mich eingereiht, stehen die nächsten hinter mir. Weil immer nur zwei reindürfen, um dann vier Stimmzettel auszufüllen, geht es eher schleppend voran. So warten bald an die zehn Wählerinnen und Wähler draußen. Diejenigen, die am nächsten zum Eingang mit dem Desinfektions-Spender und ausgehängten Stimmzetteln stehen, haben schon die Maske um. Die ist heute aber nur eines von vier Utensilien, die man Idealfall dabeihaben sollte. Ein eigener Kuli sollte es auch noch sein, dazu die Wahlbenachrichtigung und der Personalausweis.
Wählen geht notfalls auch ohne eigenen Kuli und Benachrichtigung
Der junge Mann hinter mir in der Schlange erbleicht ein bisschen hinter der Maske: „Wie, eigener Kuli? Hab ich nicht dabei.“ Auch die Wahlbenachrichtigung hat er zuhause gelassen. Wählen darf er trotzdem, der „Perso“ reicht, und einen desinfizierten Stift bekommt er auch.
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Ich warte draußen noch brav hinter Janina Beck, bis sie mir mitteilt, dass ich jetzt reindarf. Lässt sie mich vor? Nein, sie ist hier die Eingangs-Kontrolleurin. „Die Leute sind super bisher“, berichtet die Stadtbedienstete, die sonst mit Kindern und Jugendlichen auf der Kluse arbeitet. Gemault werde nur über die Warterei – aber gut, wenn’s gar nichts zu meckern gäbe, wären wir ja nicht in Menden. Inzwischen steht auch Steffen John, Konrektor des Hönne-Gymnasiums, in Radel-Montur in der Schlange. „Wenn das hier so weitergeht, werden wir heute nicht mehr fertig“, lacht er.
Premiere mit 16: WBG-Schülerinnen helfen bei erster Wahl gleich mit
Drinnen muss ich meine Wahlbenachrichtigung gegen die Plexiglas-Scheibe halten, damit Anna Wiemann dahinter die Daten ablesen kann. Sie ist ebenso maskiert wie Tischnachbarin Nele Heine, die mir die vier bunten Stimmzettel aushändigt. Beide sind gerade mal 16, durften zum ersten Mal selber wählen – „und da haben wir gesagt, da helfen wir direkt mal mit“, berichtet Anna Wiemann, die wie Nele Heine Walburgisschülerin ist.
Schilder und Abstands-Markierungen: Vorbereitung für das Wahl-Team aufwändiger
Kaum habe ich meine Kreuzchen gemacht, geht’s weiter zur Vorsteherin Ulrike Grüne und ihrer stellvertretenden Schriftführerin Hede Edelhoff. Auch sie sind maskiert, Plexiglas haben sie nicht. „Die Stimmzettel bitte einzeln in die Urne werfen“, sagt Ulrike Grüne, die schon häufig bei Wahlen geholfen hat. Was war diesmal anders? „Die Vorbereitung hat länger gedauert“, berichtet sie. So waren die Covid-Schilder aufzuhängen, die Abstandsmarkierungen auf den Boden aufzubringen und vieles mehr.
Insgesamt, sagt sie, sei bisher alles gut gelaufen. Aber der Wahltag ist auch noch lang.