Fröndenberg. Die Fröndenbergerin Janett Kathe ist Teil der Gruppe Ozeankind, die Entlang der Ruhr eine große Sammelaktion startet. So kann man mitmachen.
Es geht nicht nur darum, sauber zu machen. Noch wichtiger ist ein Bewusstsein für all den Plastikmüll, den die Menschen produzieren und so viele Schäden damit anrichten. Wenn am Samstag entlang des gesamten Flusses, von der Quelle in Winterberg bis zur Mündung in Duisburg, das erste Ruhr Cleanup läuft, dann ist in Fröndenberg Janett Kathe mit dabei. Und hofft auf viele Mitstreiter.
Sie engagiert sich in der Gruppe Ozeankind. Treffpunkt mir ihr ist an der Kiebitzwiese, auf dem kleinen Aussichtshügel am Rande des Westicker Industriegebietes, der zuletzt durch blinde Zerstörungswut an den Informationstafeln negative Schlagzeilen machte. Hier soll am Samstagnachmittag um 14 Uhr die Aufräum- und Müllsammelaktion starten und dann durch die Ruhrwiesen und an den Straßenrändern entlang ausschwärmen.
Organisatorin ist leidenschaftliche Vogelbeobachterin
Janett Kathe wirft erst einen Blick durch das hier installierte Fernglas. Sofort entdeckt sie ein paar Rostgänse auf der Wiese. „Das sind meine Lieblingsgänse“, lacht sie. Etwas später freut sie sich mindestens genauso über ein paar der Vögel, die der Kiebitzwiese den Namen gaben. „Obwohl die hier mittlerweile ganz selten geworden sind. Sie haben andere Brutplätze aufgesucht, einige wohl in der Soester Börde.“ Janett Kathe, so erzählt sie, geht leidenschaftlich gerne wandern, fühlt sich überhaupt wohl draußen in der Natur. Und jeder Ruf eines Vogels ist für die 33-Jährige auch eine Erinnerung an die Kindheit, als die Oma ihr die Tiere gezeigt und näher gebracht hat. Aufgewachsen ist Janett Kathe in Sachsen-Anhalt, seit ein paar Jahren lebt sie in Fröndenberg. Und macht sich zum Vögelbeobachten immer wieder zusammen mit Gregor Zosel auf den Weg, der in Fröndenberg schon seit Jahrzehnten dieser Leidenschaft nachgeht.
Immer weniger Vögel auf der Kiebitzwiese zu sehen
Der besorgniserregende Trend macht auch hier nicht halt, weiß Kathe: „Die Zahl der Vögel geht überall dramatisch zurück, das merken wir auch.“ Umso schöner, dass vor einigen Tagen eine Gruppe Störche auf dem Weg nach Süden hier an der Kiebitzwiese Station machte. Der Natur etwas Gutes tun, das fühlt sich für Janett Kathe ganz natürlich und nach einer wichtigen Aufgabe an. „Mein Credo ist, dass nicht ein paar Hundert Menschen in ihrem Leben alles perfekt machen müssen, sondern viele Millionen ein paar kleine Dinge richtig.“
Über die sozialen Medien stieß sie auf die Gruppe Ozeankind, die vor allem das Problem des Plastikmülls in Meer und Flüssen thematisiert. Und besonders die junge Generation, mit Aktionen in Schulen zum Beispiel, dafür sensibilisieren möchte. Kathe wurde zunächst Fördermitglied (Ozeankind ist nämlich auf Spenden angewiesen) und dann selber aktiv.
Kürzlich hat sie mit anderen jungen Frauen aus der Region den Ozeankind-Stützpunkt Dortmund/Unna gegründet. Eine der ersten großen Aktionen ist die Müllsammlung am Samstag an der Ruhr im Rahmen des Ruhr Cleanup. „Büsche und Bäume sind zwar nach dem Sommer dicht gewachsen, man wird aber auch so einiges an Müll finden“, sagt Kathe. Wie zum Beweis liegen auf dem Aussichtshügel an der Kiebitzwiese unzählige Zigarettenkippen und Kronkorken. „Eine Zigarettenkippe kann 40 Liter Trinkwasser verunreinigen. Deshalb verstehe ich es nicht, dass viele Raucher so gedankenlos sind“, sagt Kathe die im „richtigen Leben“ in der IT eines Logistikers arbeitet.
Spontan bei der Müllsammelaktion Mithelfen ist möglich
Einige Helfer haben sich für Samstag bereits angemeldet, aber jeder Interessierte kann auch spontan vorbeischauen. Achtlos Weggeworfenes findet sich natürlich nicht nur entlang des Flusses. Kathe erzählt, wie vor kurzem schon ein kleiner Spaziergang mit Freunden auf den Feldwegen hinter der Gesamtschule und am Löhnbach bis zum Schwimmbad eine erstaunliche, oder besser erschreckende Menge an gesammelten Müll einbrachte.
Denn Ozeankind möchte die Menschen animieren, auch im Alltag immer wieder zu Sammeln: auf kurzen Wegen zu Besorgungen, bei der Gassirunde etc. Öffentlichkeitswirksam wird die gesammelte Menge immer einmal im Monat erfasst und in den sozialen Netzwerken von Ozeankind bekanntgegeben. Um den Planeten nachhaltig auf die richtige Spur zu bringen, ist vor allem Bildung und Einbeziehung der Jüngsten wichtig. „Die können dann manchmal auch ihre Eltern begeistern“, sagt Kathe. Schulklassen, Kindergärten und andere Jugendgruppen können sich deshalb gerne bei ihr und dem Ozeankind-Regionalstützpunkt melden und nach solchen Veranstaltungen fragen. „Man wird dann ein richtiger Plastikrebell.“
Immerhin: ein Umdenken in der Gesellschaft lässt sich feststellen, sagt Kathe. Das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit steige. Bis der erste Unverpackt-Laden aus den Großstädten den Weg nach Fröndenberg findet, wird es hoffentlich nicht mehr so lange dauern.