Menden. Eine Expertengruppe wagt den Ausblick aufs künftige Wohnen in Menden. Klar ist: Senioren-WGs sind im Kommen. Doch es bleiben viele Fragezeichen.

Wie kann die Stadt Menden den Wohnungsmarkt so steuern, dass er attraktiv auch für Geringverdiener bleibt? Dass junge Mendener Familien Bauland oder geeignete Häuser zum Kauf vorfinden? Können Seniorinnen und Senioren in Menden kleinere Single- und Paarwohnungen beziehen – und gibt es Raum für die künftig in größerer Zahl erwarteten Wohngemeinschaften älterer Menschen? Bereits am Jahresanfang hatte sich eine Expertenrunde aus Architekten, Maklern, Sozialverwaltung, Bänkern und Ratspolitikern mit Fragen zum Wohnen auseinandergesetzt. Ihre Antworten lagen jetzt den Sozialpolitikern in der jüngsten Ausschusssitzung vor. Die erkannten daran auch, wie viele Unsicherheiten und Fragezeichen es bei diesem Thema noch gibt.

Völlig unterschiedliche Prognosen zur Bevölkerungszahl im Jahr 2035

Der Blick in die Glaskugel beginnt schon bei den Grundlagen. Wohnplanung ist Zukunftsplanung. Wer im Jahr 2035 genug Wohnraum in Menden vorhalten will, muss wissen, wie viele Menschen dann hier leben. Laut der Expertenrunde stimmte hier der These zu, wonach Menden versuchen soll, seine heutige Bevölkerungszahl von etwa 53.000 in den kommenden 15 Jahren einigermaßen zu halten. Vor allem die Fortzüge junger Menschen sollen gebremst werden. Doch harte Prognosen sagen etwas anderes: Menden hat seit dem Jahr 2000 gut zehn Prozent seiner Einwohnerzahl verloren, und laut den Statistikern des Landes werden es bis 2040 weitere 17 Prozent weniger. Das wären satte 9000 weniger als jetzt, weil mehr Bürgerinnen und Bürger sterben, als geboren werden, und mehr abwandern als zuziehen.

Thomas Thiesmann (Die LInke) wollte hier eine Datengrundlage haben, setzte dabei nach Ansicht von Robin Kroll (CDU) aber aufs falsche Pferd: eine Schutzsatzung für Wohnraum. „Die ist was für Großstädte, die brauchen wir in Menden nicht“, sagte Kroll. „Bei uns werden Wohnungen ganz überwiegend von heimattreuen Genossenschaften, nicht von Heuschrecken des Finanzmarktes verwaltet.“

Bedarf an Wohnbauland in Menden: Zwölf Hektar – oder bis zu 113

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Eine gesicherte Datenbasis gibt es somit weiterhin nicht. Was die beiden Prognosen für die Wohnplanung heißen, zeigen zwei Zahlen und ein Streit. Die Bezirksregierung Arnsberg geht nach der Statistik-Voraussage und sagt, Menden brauche nur noch etwa zwölf Hektar Wohnbauland. Hielte Menden aber seine Einwohnerzahl, wären es bis zu 113 Hektar. Politisch gestritten wurde bekanntlich auch um die aktuell vorhandenen 74 Hektar an ausgewiesenem, aber ungenutztem Wohnbauland in Menden: Die Bezirksregierung hatte die Stadt im Frühjahr aufgefordert, gut 60 Hektar davon planerisch wieder in Wald und Wiese zu verwandeln, sonst werde sie neuen Ausweisungen auch in attraktiven Bereichen nicht mehr zustimmen (WP berichtete).

Mehr günstiger Wohnraum: Hilft eine Quote, oder macht die Stadt den Makler?

Expertengruppe: Programm „Jung kauft alt“ reicht nicht

Um den Wohnungsmarkt „zielgruppenorientiert“ zu entwickeln, müssten altersgerechte Wohnungen für Singles und Paare her. Die Stadt soll die Flächen fürs Seniorenwohnen bereitstellen. Hierfür soll es einen „Kümmerer“ geben, rät die Mendener Expertenrunde.

Junge Familien könnten die freigezogenen Familienheime älterer Mendener übernehmen, die sich kleiner setzen wollen. Das Problem hier: Altbau-Sanierung kann teurer sein als ein Neubau, daher wollen junge Familien lieber neu bauen. Sanierungen fördert die Stadt zwar im Programm „Jung kauft alt“. Doch das, so die Experten, reiche nicht aus.

Die These, dass Menden mehr Mehrfamilienhäuser helfen würden, war in der Expertenrunde umstritten. In der Stadt gebe es genügend günstigen Wohnraum, hieß es, doch der genüge vielfach den Ansprüchen der Menschen nicht mehr. Daher greife der Vorschlag zu kurz, den Anteil des Geschosswohnungsbaus auf 40 Prozent heraufzusetzen und eine Quote für Sozialwohnungen festzulegen. Sonst baut man billige Wohnungen, in die keiner einzieht. Und günstig, aber stilvoll zu wohnen, das könne der Markt nicht leisten. Einen Lösungsansatz gibt es hier: Um steuernd eingreifen zu können, könnte die Stadt sich verstärkt zwischen die Verkäufer und die Käufer von Wohnbauland stellen. Dann kann sie über Vergaberichtlinien und Kaufverträge das Angebot dem Bedarf Zug um Zug anpassen.

„Kümmerer“ für Senioren-Wohnungen und Wohngemeinschaften

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Klar ist: Der Mendener Wohnungsmarkt soll „zielgruppenorientiert“ entwickelt werden. Was bedeutet, dass vor allem altersgerechte Wohnungen für Singles und Paare her müssen. Hierfür müsse es aber einen „Kümmerer“ geben, die Stadt dafür die Flächen bereitstellen. Junge Familien könnten die freigezogenen Familienheime der älteren Mendener übernehmen, die sich kleiner setzen oder in Wohngruppen umziehen wollen. Das Problem hier: Die Sanierung von Altbauten kann teurer sein als ein neues Haus. Deshalb wollen junge Familien lieber neu bauen als ein altes Haus in Stand zu setzen. Letzteres unterstützt die Stadt zwar mit dem Programm „Jung kauft Alt“. Doch diese Förderung, so die Expertenrunde, reiche bei weitem nicht aus.