Menden. Stefan Weige kandidiert für das Bürgermeister-Amt in Menden. Insbesondere die Digitalisierung ist ein sehr wichtiger Aspekt für den 58-Jährigen.
In der zweiten Runde der Vorstellung der Mendener Bürgermeisterkandidaten ist Stefan Weige (FDP) zu Gast in der WP-Redaktion am Nordwall. WP-Redaktionsleiter Thomas Hagemann interviewt den 58-jährigen Fraktionsvorsitzenden der Mendener Liberalen über Facebook live. Dies soll den Zuschauerinnen und Zuschauern einen möglichst authentischen Eindruck von jedem der fünf Bewerber liefern. Die Inhalte des Interviews geben wir an dieser Stelle in den wesentlichen Auszügen wieder. Auf unserer Internetseite wp.de/menden und auf Facebook werden der Text und das darin eingebettete Interview außerdem zum jederzeit möglichen Nachhören verfügbar gemacht.
WP: Herr Weige, Sie sind Unternehmensberater, und wer den rat und die Ausschüsse beobachtet, merkt, dass Sie jemand sind, der sich in Wirtschaftsfragen sehr stark engagiert. Auf einem Präsentationsvideo wandern Sie mit Ihrem Hund „Buddy“ durch Hämmer-Süd und sagen: „Was könnte ich hier als Bürgermeister bewegen.“ Was wäre das gerade in Wirtschaftdingen wie Digitalisierung, Hämmer-Süd und unsere Innenstadt?
Stefan Weige: Bei der Digitalisierung haben wir gerade, was unsere Verwaltung betrifft, enormen Nachholbedarf. Wären wir beim Thema Digitalisierung schon auf dem Stand der Zeit, hätten wir das Problem des geschlossenen Bürgerbüros vielleicht gar nicht so wahrgenommen. Andere Städte sind da viel weiter als wir. das ist traurig.
Was kann ein Bürgermeister daran ändern? Wie bringt man einen Stadtrat dazu, das konsequent zu verfolgen?
Digitalisierung soll Routineabläufe vereinfachen. Wenn ich mal die ganzen Abläufe in einem Rathaus nehme, dann ist es ja möglich, sehr viel davon in einen digitalen Ablauf zu überführen, also in Automatismen reinzubringen. Zum Wohl der Bürger als Dienstleistung, aber auch als Unterstützung für die Mitarbeiter im Rathaus selber. Da wird noch weitgehend analog gearbeitet. Als Bürgermeister will ich diese Transformation schnellstmöglich rüberbringen. Die Coronakrise hat gnadenlos offengelegt, wie anfällig das alles ist: Die Bürger konnten dieses nicht und jenes nicht, Ausweise nicht verlängern, Gewerbe nicht anmelden und vieles mehr.
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Zu Hämmer-Süd: Was kann ein Bürgermeister da bewegen?
Was ich grundsätzlich ändern werde: Ich verstehe mich als Bürgermeister als Kommunikationspunkt zwischen Ansiedlungswilligen in Verbindung mit der Wirtschaftsförderung WSG und der Stadtverwaltung. Dass in der Wirtschaftsförderung eine Menge passiert ist, lässt nicht außen vor, dass man als Bürgermeister da auch präsent sein muss. Ab einer gewissen Unternehmensgröße muss auch der Bürgermeister als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Die Ansiedlung in Hämmer in hoffentlich naher Zukunft wird für Menden einen Schub auslösen.
Mit Hämmer sind viele Hoffnungen verknüpft, in der Innenstadt haben sich Hoffnungen zerschlagen, das Nordwallcenter zum Beispiel. In welche Richtung soll es für die Innenstadt gehen?
Am Nordwall geht es um die Kommunikation mit dem Investor. In der Innenstadt haben wir eine schöne Fußgängerzone, aber auch Leerstände. Man muss darüber nachdenken: Ist die Größe der Fußgängerzone noch angemessen? Passt das noch zu uns? Kann man die Innenstadt zu einem Wohlfühl- und Eventbereich machen? Ich muss eine Umgebung schaffen, die den Bürger in die Innenstadt holt, und beim Rest muss man nachdenken, ob man innenstadtnahes Wohnen und Dienstleister ansiedeln muss. Wer meint, dass die Innenstadt nochmal so aussehen wird wie vor 20 Jahren: Das wird nicht so sein. Wir haben den Onlinehandel, wir haben den stationären Handel. Der muss sich an die Koexistenz von online und stationär gewöhnen. Ein Händler kann sowohl online wie stationär tätig sein. Ich habe im März „Menden bringt’s“ ins Leben gerufen, und ich war erschrocken, wie wenig im Einzelhandel die Digitalisierung eingezogen ist. Auch da ist es Aufgabe des Bürgermeisters, die Antennen zu sensibilisieren, dass da deutlich mehr drin ist.
Sie haben die Rolle des Bürgermeisters als Brückenbauer beschrieben. Das hat ja auch viel mit dem Menschen zu tun, der dahintersteht. Sie kennt man als FDP-Fraktionsvorsitzenden eher als jemanden, der sehr klar seine Meinung vertritt. Sie gehen keinem Streit aus dem Weg. Ist das Ihr Job in der Fraktion, oder ist das vielleicht auch wesensimmanent?
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Nein, das ist überhaupt nicht wesensimmanent. Wenn ich als Fraktionsvorsitzender so auftrete, ist das tatsächlich mein Job. Ich schätze Menschen, die klar und offen sagen, was sie wollen, politisch, privat wie auch beruflich. Ich könnte aber mein Job nicht machen in Projekten, wo auch Dutzende Leute sind, wenn nicht die Fähigkeit da wäre, die zusammenzubringen. Ich habe Probleme mit Menschen, die einem etwas anderes sagen, als sie denken.
Die Probleme hätte wohl jeder...
Ich möchte eine Lösung, ich streite mich nicht im negativen Sinne. Und dafür muss man offen und klar sagen, was man will.
Ihren vier Konkurrenten haben Sie voraus, dass Sie vor fünf Jahren schon kandidiert haben. Lassen wir Corona mal weg: Was hat sich im Vergleich zu heute verändert?
Es wird zwar gesagt, es ist viel bewegt worden, aber davon ist ja nichts fertig! Bei der Digitalisierung haben wir im Grunde keinen anderen Stadt als 2015. Wir haben die Innenstadt fertig gebaut, aber wir haben das Thema, dass wir nicht fertig sind mit der Frage: Wie bekommen wir mehr Frequenz rein? Wir haben eine Schullandschaft, die 2015 sehr unruhig war und die 2020 auch sehr unruhig war. Weil ich etwas bewegen möchte in Menden, muss man die Zusammenarbeit wieder bewegen, die zum Erliegen gekommen ist. Man muss alle Akteure gewinnen, die dafür wichtig sind.
Gibt es ein bestimmtes Ziel, das sich der Bürgermeister Stefan Weige persönlich setzen würde?
Gibt es. Mein persönliches Ziel ist die Umstrukturierung der Verwaltung in maximal fünf Jahren zu einem Dienstleister für die Bürger, zu einer anderen Denke auch, die dem Bürger sagt, was geht und nicht, was nicht geht. Ich will einen Stilbruch im Verwaltungsdenken, unterstützt mit digitalen Mitteln.
Im WP-Heimatcheck haben Politik und Verwaltung für fehlende Bürgernähe eher schlechte Noten bekommen.
Ich bin in Menden geboren, und viele hier sehen Menden mit ganz anderen Augen als Auswärtige. Warum reden wir eigentlich unsere Stadt immer so schlecht? Ich möchte erreichen, dass Menden nicht mit irgendeinem Corona-Knast in der Presse ist, sondern als Referenzkommune: Schaut mal, wie Menden das macht! Der Bürger muss da mehr in diese Prozesse einbezogen werden. Ich war glücklich über das Bürgerbegehren Bürgerhaus. Und ich hoffe, dass wahrgenommen wird, dass wir die einzigen waren, die für genau dieses Ziel immer gekämpft haben.