Menden. Der Mendener FDP-Fraktionschef Stefan Weige will Bürgermeister seiner Heimatstadt werden. Das erklärte der 57-Jährige jetzt im WP-Interview.
Stefan Weige will Bürgermeisterkandidat der FDP werden. Der langjährige Vorsitzende der Ratsfraktion, der vor fünf Jahren schon einmal in den Chefsessel des Rathauses wollte, trete erneut an, sofern ihn die Mitglieder nominieren, erklärte die Mendener Parteivorsitzende Monika Adolph. Stefan Weige wäre damit der vierte Bewerber – nach Sebastian Arlt, der für die CDU ins Rennen geht, Prof. Roland Schröder, der von SPD, Grünen und UWG unterstützt wird, sowie Kulturbüroleiter Andreas Nolte.
Erster Bürgermeister-Kandidat mit Parteizugehörigkeit
Weige würde der erste Kandidat, der auch tatsächlich Mitglied der ihn unterstützenden Partei ist. Er bräuchte, anders als zuvor Schröder und Nolte, auch keine Unterstützer-Unterschriften, sofern seine Partei ihn nominiert. Nach WP-Informationen gilt das als Formsache: Die Gremien der FDP hätten sich intern bereits für die Kandidatur Weiges ausgesprochen, hieß es. Und dank einer neuen Landesregelung, wonach Nominierungsveranstaltungen auch in der Corona-Krise weiterhin ebenso möglich bleiben wie Blutspendetermine, dürfen sich die liberalen Mitglieder Mitte Mai versammeln, um Weige zu ihrem Bewerber ums höchste Amt der Stadt zu küren. Eine Stichwahl um das Bürgermeisteramt wird damit noch wahrscheinlicher – allerdings käme sie nicht zustande, falls ein Bewerber am 13. September die absolute Mehrheit der Stimmen holt.
Die WP führte mit Stefan Weige ein Interview zur Kandidatur.
WP: Herr Weige, was treibt Sie an, als inzwischen vierter Kandidat nochmals ins Rennen zu gehen?
Stefan Weige: Mit diesem Gedanken habe ich mich schon lange getragen. Als FDP hatten wir uns ja mit den Kandidaten Sebastian Arlt und Prof. Roland Schröder in deren Vorstellungsbesuchen auseinandergesetzt. Mit Andreas Nolte ging das pandemiebedingt noch nicht. Aber weder Sebastian Arlt noch Roland Schröder haben unseren Vorstellungen entsprochen.
In der Corona-Krise als Kandidat aufzutreten, dürfte in der Wahrnehmung des Publikums besonders schwierig sein, oder?
Für mich kommt es vor allem auf die Nach-Coronazeit an. Zurzeit kann doch fast nur moderiert und verwaltet werden, wobei sich ein Kandidat dabei ja schon besonders profiliert hat (lacht). (Anm.d.Red.: Gemeint ist die von Sebastian Arlt vorgestellte Quarantäne-Halle Lendringsen.) Das wirkliche Gestalten unserer Stadt beginnt erst danach wieder.
Auch interessant
Und wie sähe die Gestaltung unter einem Bürgermeister Weige aus?
Beim Thema Rathaus und Verwaltung auf jeden Fall so,. dass es wieder Spaß macht, dort zu arbeiten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen einen verlässlichen Bezugspunkt. Und die Verwaltung braucht neue Strukturen, um zu sein, was sie sein soll: ein Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger.
Leistet sie das aus Ihrer Sicht jetzt nicht?
In Teilen schon, in anderen noch nicht. Als Positiv-Beispiel möchte ich das neu zusammengestellte Stadtmarketing anführen. Dier hatten nicht mal die Zeit, sich untereinander wirklich zu finden. Aber was sie mit dem Lieferdienst Flobee und der Internetseite menden-shopping.de auf die Beine gestellt haben, war schon bemerkenswert. Dass die zeitgleich vorbereiteten Großveranstaltungen jetzt leider ausfallen müssen, schmälert die Leistung nicht. Das neue Stadtmarketing hat seine Feuertaufe jedenfalls bestanden.
Auch interessant
Sie selbst sind der Administrator von menden-shopping, der Netzseite, auf der sich Geschäfte und Dienstleister vorstellen können.
Ich versuche meinen konkreten Beitrag zu leisten, die Seite läuft gut, und es kommen immer noch Geschäfte hinzu. Aber zum Stichwort Internet: Auch das zählt für die FDP, die nicht umsonst als Digitalisierungspartei gilt, schon seit längerem zu den großen Herausforderungen, denen sich die Stadt Menden stellen muss. Wie wichtig das ist, sieht man ja gerade.
Mendener Familienmensch liebt Motorradfahren
Stefan Weige ist 57 Jahre alt, gebürtiger Mendener, seit 31 Jahren verheiratet, Vater zweier erwachsener Töchter und Großvater.
Weige ist Unternehmensberater. Der Bösperder ist leidenschaftlicher Motorradfahrer.
Mitglied der FDP ist Weige seit 2008. Vier Jahre später wurde er ihr Fraktionsvorsitzender im Stadtrat.
2015 trat er schon einmal als Bürgermeisterkandidat an, er erhielt 14,8 Prozent der Stimmen. 2017 war er Kandidat der FDP für den NRW-Landtag.
Wird das angesichts der Einschränkungen des öffentlichen Lebens nicht ohnehin ein Online-Wahlkampf ohne Stände in der Stadt?
Möglicherweise. Aber gerade dafür wären wir ja gut gerüstet. Und womöglich kommt das in der Corona-Zeit auch besser an als der Straßenwahlkampf, der ohnehin alle Chancen hat, flachzufallen. Politik ist gerade auch die Kunst, auf neue Situationen zu reagieren. Das tun wir.
Als Fraktionschef im Stadtrat sind Sie manches Mal mit Äußerungen angeeckt, gelten als streitlustig. Wird das auch im Wahlkampf so sein? Roland Schröder hat ja angekündigt, statt Wahlkampf eine Kampagne zu machen, die politische Gegner überhaupt nicht mehr direkt angreift.
Meine Meinung sage ich direkt und unverblümt, das stimmt. Ich finde, wer eine Haltung hat, soll und darf die auch vertreten. Seit ich Fraktionsvorsitzender der Mendener FDP bin, gilt bei uns: Wir sagen zu Dingen Nein, die am Bürger vorbeigehen. Dieses Nein muss aber begründet werden, und es muss einen eigenen Alternativ-Vorschlag geben.
Es wird im Kommunalwahlkampf also auch harte Worte geben?
Es geht mir grundsätzlich nicht darum, Konfrontationen zu schüren, aber richtig ist schon, dass mir Ecken und Kanten lieber sind als die Stromlinie. Wichtig ist, dass man auch nach einer harten inhaltlichen Auseinandersetzung ein Bier zusammen trinken kann. Das muss es immer geben.