Menden. Andreas Nolte geht in Menden für das Amt des Bürgermeisters ins Rennen. WP-Redaktionsleiter Thomas Hagemann fühlt ihm im Interview auf den Zahn.

Die Mendener WP-Lokalredaktion stellt die fünf Bürgermeister-Kandidaten für die Hönnestadt jeweils im Interview vor. Live und hautnah, allerdings mit dem aktuell gegebenem Abstand, will Redaktionsleiter Thomas Hagemann den jeweiligen Bewerbern auf den Zahn zu fühlen. Die Gespräche in der Redaktion am Nordwall sind jeweils live auf dem Facebook-Kanal der Westfalenpost Menden zu verfolgen.

Obwohl es immer nur gut 20 Minuten sind, in denen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer einen lebendigen Eindruck vom jeweiligen Bewerber verschaffen sollen, ist der danach selbstverständlich anstehende Abdruck des Interviews aus Platzgründen nur in den wesentlichen Auszügen möglich.

Auf der Internetseite der WESTFALENPOST wp.de/menden ist danach immer auch beides zu sehen: In den Text eingebettet findet man das vollständige Gespräch.

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Den Anfang – und damit den Eisbrecher – machte am Montagabend der parteilose Kandidat Andreas Nolte. Dass parteilos zu sein Vor- und Nachteile hat, weiß auch der 62-Jährige.

Ein herzliches Willkommen in der WP-Redaktion hier am Nordwall! Heute zu Gast haben wir Andreas Nolte, Bürgermeister-Kandidat und parteilos. Er ist einer von fünfen, denen wir auf den Zahn fühlen werden. Vielleicht fangen wir kurz mit der Vorstellung an, die übernehmen Sie doch bitte selbst.

Andras Nolte: Vielen Dank, Herr Hagemann. Wie schon gesagt, mein Name ist Andreas Nolte, ich bin 62 Jahre alt und verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern, arbeite schon seit Ende der 70er Jahre bei der Stadtverwaltung in Menden und habe dort schon viele Stationen durchlaufen, stets in Kontakt mit vielen Menschen.

Das kann ein großer Vorteil sein, der sogenannte Promi-Faktor. Jetzt waren Sie aber auch in Bereichen tätig, die nicht immer nur Beifall einbringen. Wenn man ordnungsrechtlich tätig werden muss zum Beispiel oder auch manchmal, wenn man als Verkehrsplaner unpopuläre Dinge vertreten muss. Wie bewerten Sie das?

Es war nie schwierig für mich, es war immer spannend, abwechslungsreich und intensiv. Weil ich mich, glaube ich, bemüht habe, Entscheidungen, die wir getroffen haben, so rüberzubringen, dass man sie versteht. Wichtig ist mir auch ein konstruktiver Umgang mit der Politik gewesen. Wir haben auch viele Entscheidungen zwischen Politik und Verwaltung gemeinsam getroffen.

Aktuell sind Sie ja aber Kulturbüroleiter. Wie sind Sie dahin gekommen?

Dahin gekommen bin ich schlicht und einfach, weil es ausgeschrieben wurde im Herbst letzten Jahres und ich mich dann darauf beworben und den Zuschlag bekommen habe. Ich habe mich immer ein Stückchen weit gestaltend und auch machend gesehen. Und das ist dann letztlich fast schon egal, wo man das tut.

Wer mit 62 noch Fußball spielt, muss sich ja eigentlich Fragen nach Fitness und Co. gar nicht gefallen lassen, aber Sie waren ja bis zuletzt, bis der AfD-Kandidat mit 68 Jahren auf den Plan trat, mit 62 Jahren der älteste Kandidat. Da ist die Frage, was treibt Sie an, das noch zu wollen? Also fünf Jahre wirklich noch Stress zu haben, mindestens fünf Jahre. Es geht ja vielleicht auch nochmal um eine zweite Amtszeit. Da wäre man dann 72 Jahre alt. Warum tut man sich das an?

Schön, dass sie das so fragen. Weil ich fit und gesund bin, wie Sie schon gesagt haben. Mein Arzt sagt, wenn ich jeden Tag ‘ne Flasche Doppelherz zu mir nehme, packe ich es auch noch die nächsten fünf Jahre. Nein, aber jetzt mal ernsthaft: Ich hab mir nicht die Frage des Alters gestellt, ich habe mir die Frage gestellt, ob ich mir das zutrauen kann, diese Herausforderung anzunehmen. Und da habe ich dann für mich selber und zusammen mit den Personenkreisen, denen ich vertraue, beschlossen: ,Ja, das geht.’ Da hat das Alter eigentlich gar keine Rolle gespielt.

Andreas Nolte, parteiloser Kandidat aus Menden

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    Ein Vater hat sich an uns gewandt bezüglich des Themas volle Schulbusse und dass die Schüler sich regelrecht hineinquetschen müssen. Sind Sie von sowas dann noch berührt oder sind Sie mit 62 Jahren schon zu weit weg von Kitas und Schulen?

    (lacht) Herr Hagemann, nein! Meine Frau und ich haben selbst drei Kinder großgezogen. Wir hatten nicht diese Probleme, aber es gab immer Situationen, mit denen man sich auseinandersetzen musste. Und der Bürgermeister kann ein junger Vater sein, dann wird er sich mit den Problemen des Älterwerdens auseinandersetzen müssen. Der Kandidat kann, wie ich, ein wenig älter sein, dann wird er sich trotzdem mit allen anderen Fragestellungen auseinandersetzen müssen. Man kann nicht sagen, das ist für mich jetzt mehr oder weniger nicht mehr hineindenkbar. Kommt überhaupt nicht in Frage. Probleme sind da, um angepackt zu werden und nicht, um sie davon zu schieben.

    Also ich halte mal fest: keine Scheu vor unpopulären Entscheidungen. Das Mitnehmen der Bürger als Stichwort. Was ich auch nochmal anschneiden möchte, ist das Thema Parteilosigkeit. Sie sind ja einer von zwei parteilosen Kandidaten. Der andere parteilose Kandidat, Professor Schröder, wird von der SPD, den Grünen und der UWG unterstützt. Der parteilose Kandidat Andreas Nolte wird von keiner Partei unterstützt. Wie ist das zu erklären?

    So wie Sie „parteilos“ sagen, klingt das so mitleiderregend. So wie heimatlos oder chancenlos. Nehmen Sie lieber den Begriff parteiunabhängig. Ich glaube, dass es kein Nachteil ist, als parteiunabhängiger Kandidat ins Rennen zu gehen. Sie können politisch total unvoreingenommen reagieren, Sie müssen nicht auf irgendwelche parteipolitischen Präferenzen Rücksicht nehmen. Sie können sich noch näher an den Bürgern und Bürgerinnen unserer Stadt ausrichten. Entscheidungen sind also völlig blank und frei. Und Herr Schröder ist zwar parteilos, aber wie Sie schon sagen, getragen von dem Votum der SPD, den Grünen und der UWG. Ich bin tatsächlich komplett ohne politische Untersützung.

    Aber wir reden ja vom Wahlkampf, und sagen wir mal: Andreas Nolte wird Bürgermeister. Ich kann mir schon vorstellen, dass das durchaus schwieriger ist. Sie müssten ja doch in jeder Frage um Mehrheiten ringen und die Leute überzeugen. Ist das nicht vielleicht doch ein Nachteil?

    Das Spektrum der Entscheidungen wird dadurch größer. Wir werden Beschlussvorlagen einbringen, und die Politik wird Entscheidungen treffen müssen. Und da kann es auch mal sein, dass sich da völlig andere Mehrheiten ergeben. Ich denke, dass es eine Herausforderung ist, aber es wird zu meistern sein.

    Der Bürgermeister sollte ja Antriebe und Impulse geben. Welche Ideen treiben Sie um, und was würden Sie als Bürgermeister bewegen? Gibt es zwei, drei große Themen, die Sie in Ihren ersten hundert Tagen anpacken würden?

    Ich halte ehrlicherweise nichts von der „Hunderterfrist“. Ich würde sofort anfangen zu arbeiten. Insbesondere die Verwaltung umzubauen, auf die Bürgerinnen und Bürger aktiv zugehen. Ich würde regelmäßig einen Menden-Dialog mit Bürgermeistersprechstunden einführen. Ich will einfach wieder näher an die Bürgerschaft zurück. Und zwar nicht nur für 100 Tage.