Menden. Maskenmuffeln in Bus und Bahn droht ein Bußgeld von 150 Euro. Wie soll das in Menden umgesetzt werden? Busfahrer-Paar setzt auf Humor.
Theoretisch kann es richtig teuer werden für Maskenmuffel: Wer in Bussen und Bahnen keinen Mund-Nasen-Schutz trägt, soll laut Ankündigung des nordrhein-westfälischen Verkehrsministeriums künftig 150 Euro Bußgeld bezahlen. Wie setzt die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) die neuen Pläne um?
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„Wir setzen das gar nicht um“, stellt MVG-Pressesprecher Jochen Sulies klar. „Das können wir gar nicht.“ Zuständig seien Polizei und Ordnungsamt. Erwische ein Busfahrer einen Fahrgast ohne Maske, weise er diesen freundlich darauf hin, dass er den Schutz aufsetzen solle. „Wenn jemand dann renitent reagiert, können unsere Fahrer auf ihr Hausrecht verweisen und den Fahrgast aus dem Bus schicken“, sagt Jochen Sulies.
Personalien werden aufgenommen
Wenn der Fahrgast dann immer noch nicht die Maske aufsetze, rufe der Busfahrer über die Leitstelle die Polizei – mit negativen Folgen auch für alle anderen Fahrgäste. Denn: „Der Bus muss ja warten, bis die Polizei dann da ist“, erläutert Jochen Sulies. Der weitere Fahrplan könne so kaum eingehalten werden.
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Die Mendener Busfahrerin Claudia Niebecker (38) und ihre Ehemann Christian (42) – beide fahren für den heimischen Reisedienst Filthaut & Reusch im Auftrag der MVG – haben in den vergangenen Monaten schon viel Erfahrung mit Maskenmuffeln gesammelt. „Ich spreche die Fahrgäste dann an, gehe sonst auch zu ihnen hin“, erzählt Claudia Niebecker. „Und wenn es gar nicht geht, rufe ich über die Leitstelle die Polizei. Die 150 Euro Bußgeld können wir Busfahrer ja ohnehin nicht kassieren.“
Kunden setzen Maske schnell wieder ab
Manche Kunden, so hat sie beobachtet, setzen die Maske ein, zwei Minuten später schon wieder ab. „Das sind vor allem ältere, denen es schwer fällt, mit der Maske zu atmen.“ Die Mendenerin hat großes Verständnis dafür, sagt aber auch: „Das ist nun mal Recht, das müssen wir umsetzen.“
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Die Polizei indes kann derzeit noch nicht einschätzen, wie viele Einsätze durch das neue Bußgeld tatsächlich auf die Beamten zukommen – in Kraft treten soll die Regelung höchstwahrscheinlich mit der neuen Fassung der Corona-Schutzverordnung am Mittwoch. „Wir würden, wenn die MVG uns über einen Maskenverweigerer informiert, die Personalien aufnehmen und die Anzeige an das Ordnungsamt weiterleiten“, erklärt Polizeisprecher Dietmar Boronowski.
Bis zu 1000 zusätzliche Busse für NRW
Zum Schulstart will die NRW-Regierung laut NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst bis zu 1000 zusätzliche Schulbusse einsetzen. Auf diese Weise sollen die Schüler mehr Abstand zu anderen Mitfahrern haben.
Inwieweit auch die heimische MVG davon profitiert, ist derzeit noch nicht absehbar. „Wir prüfen das gerade, wie viele Busse wir anfordern wollen“, erklärt MVG-Sprecher Jochen Sulies. Je nach Zahl der Busse müsse die MVG dann kalkulieren, ob das derzeitige Stammpersonal der Fahrer reicht.
Die NRW-Maßnahme ist zunächst für die 43 Schultage bis zu den Herbstferien vorgesehen. Dafür sollen 13,5 Millionen Euro bereitgestellt werden.
„Ich glaube, häufig ist das den Leuten nicht bewusst, dass sie im Bus eine Maske tragen müssen.“ Ob sich tatsächlich jemand weigere, die Maske aufzusetzen „und dann noch darauf wartet, bis die Polizei da ist, um seine Personalien aufzunehmen“, bleibe abzuwarten. „Der Busfahrer müsste denjenigen ja gegebenenfalls auch festhalten – das erzeugt natürlich Widerstände.“
Appell an Eltern
Jochen Sulies bittet mit Blick auf den Schulbeginn am Mittwoch inständig alle Eltern, ihre Kinder auf die Maskenpflicht hinzuweisen: „Die Schüler müssen nicht nur im Bus, sondern auch an der Haltestelle die Maske tragen.“ Sicherlich gebe es keine Einwände, wenn eine einzelne Person an einer Bushaltestelle warte, „da wird keiner was sagen“. Wenn sich aber morgens und mittags zu den Stoßzeiten von Schulbeginn und Schulschluss Schülermassen an den Haltestellen drubbeln, müsse die Maske zwingend getragen werden: „Uns ist klar, dass die Kinder und Jugendlichen, wenn sie in der Schule die Maske tragen müssen, nicht begeistert sein werden, die Maske auch im Bus aufzusetzen“, weiß Jochen Sulies. „Das wird eine Riesen-Herausforderung für uns.“
Das Ehepaar Niebecker ist auf Facebook und Instagram auch als „Der freundliche Busfahrer Christian“ aktiv. Sie sind nach eigener Aussage „Busfahrer aus Leidenschaft“. Und so weiß Claudia Niebecker um die besondere Herausforderung durch die Schülermassen, die es ab Mittwoch wieder zu befördern gilt. Sie ist sich aber sicher: „Wir werden versuchen, uns mit Humor durchzusetzen.“