Menden. Die Corona-Pandemie hat bei der MVG auch in Menden zu massiven Umsatzeinbrüchen geführt. Nun soll eine Hygiene-Kampagne Kunden zurückgewinnen.

Mit dem Coronavirus kam der massive Umsatzeinbruch – obwohl es im Öffentlichen Personennahverkehr ja gar keinen Lockdown gab. Doch Busse – geschlossene Räume, ohne die Möglichkeit zum Abstandhalten – wurden in den Augen vieler Kunden zu Virenschleudern. Die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) erarbeitet derzeit eine Hygiene-Kampagne, mit der verlorene Kunden zurückgeholt werden sollen.

Scheibe soll Busfahrer schützen

Seit Monaten dürfen Kunden nur noch die hintere Tür der Busse benutzen, Tickets werden im Bus nicht mehr verkauft. Das soll sich demnächst wieder ändern, verrät MVG-Sprecher Jochen Sulies: „Wir testen gerade verschiedene Plastikscheiben.“

Künftig, so der Plan der Märkischen Verkehrsgesellschaft, sollen die Fahrer durch eine Scheibe geschützt werden. Dazu wird die „Fahrerkabine“ quasi mit einer Scheibe verlängert, die Fahrer und Kunden voneinander trennt. Geld und Tickets können durch eine kleine Öffnung geschoben werden. „Das ist ähnlich, wie man es bei den Kassen in vielen Supermärkten kennt“, erläutert Jochen Sulies.

Die Scheibe muss allerdings stärkeren Ansprüchen entsprechen. So muss sie beispielsweise splitterfest sein und darf in der Dunkelheit nicht spiegeln. Auch soll sie bei Bedarf wegklappbar sein. Hinzu kommt, dass es drei oder vier verschiedene Scheibenmodelle geben muss, „weil wir ja unterschiedliche Fahrzeug-Generationen haben“.

„Der Öffentliche Personennahverkehr wird von vielen als Virenschleuder gesehen“, ärgert sich MVG-Sprecher Jochen Sulies. „Zu Unrecht. Wir sind keine Virenschleudern.“ Es habe unter den Fahrern des Unternehmens bislang keinen einzigen Corona-Erkrankten gegeben: „Es gibt kein größeres Ansteckungsrisiko als anderswo.“

Bedenken sollen entkräftet werden

Maske tragen und Abstand halten sind die Vorgaben, an die sich die meisten Menschen im Alltag gewöhnt haben. Das Einhalten von eineinhalb bis zwei Metern Abstand ist in vollen Bussen unmöglich, und so kann der MVG-Sprecher durchaus verstehen, dass Kunden nicht nachvollziehen können, warum sie im Supermarkt den Abstand halten sollen, im Bus aber nicht.

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Dabei gebe es, so versichert Jochen Sulies, „nicht einen einzigen Beleg, dass sich Menschen in Bussen angesteckt haben, wenn sie zwar den Abstand nicht einhalten konnten, aber Masken getragen haben. Trotz des geringen Sitzabstandes ist das Busfahren sicher.“

Vertrauen zurückgewinnen

Mit einer groß angelegten Kampagne will die MVG „das verspielte Vertrauen zurückgewinnen“, sagt Jochen Sulies. Die Kampagne soll ab Mitte/Ende August unter anderem im Internet anlaufen. Derzeit werden gerade alle Informationen zusammengestellt. Bedenken sollen „objektiv entkräftet werden“.

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Unter anderem will die MVG darlegen, welche zusätzlichen Reinigungs- und Hygienemaßnahmen derzeit durchgeführt werden. So werden beispielsweise bei der Grundreinigung die Sitze abgedampft und die Scheiben feucht geputzt. „Das ist ein großes Maßnahmenpaket. Wir wollen zeigen, dass es keinen Grund gibt, uns zu verlassen“, sagt Jochen Sulies.

Busse in strahlendem Weiß?

Wenn das Infektionsgeschehen abflaue, „dann können wir mit viel Engagement versuchen, unsere ehemaligen Fahrgäste zurückzugewinnen“.

Eventuell sollen als Teil der Kampagne zwei Busse in einem strahlenden Weiß fahren – quasi als Sinnbild für einen sauberen, coronavirusfreien Transport. Allerdings nur, wenn auch sichergestellt werden kann, dass die Busse mehrmals im Laufe eines Arbeitstages gewaschen werden können, berichtet Jochen Sulies. Denn wenn aus einem leuchtend reinen Weiß nach ein paar Stunden bei schmuddeligem Spätsommer- oder Herbst-Wetter ein usseliges Grau wird, wäre dem Ziel der Kampagne sicher nicht gedient.

Wie wichtig für die MVG die Zurückgewinnung von Fahrgästen ist, zeigt ein Blick auf die Statistik. Mit dem Lockdown des öffentlichen Lebens und der Schließung der Schulen im März hatte die MVG ihr Angebot der Fahrten auf 80 Prozent reduziert. Demgegenüber stand das dramatische Absinken der Fahrgastzahlen auf 20 Prozent.

Einbußen deutlich spürbar

Nach dem Wiederhochfahren des öffentlichen Lebens hat die MVG auch ihre Verkehrsleistung wieder auf 100 Prozent angehoben – doch die Zahl der Fahrgäste ist nur auf 40 bis 50 Prozent der Vor-Corona-Werte gestiegen. Jochen Sulies befürchtet: „Wenn es im Herbst einen zweiten Shutdown gäbe, werden wir dauerhaft Fahrgäste verlieren.“

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Doch auch Änderungen in der Arbeitswelt führen zu spürbaren Einbußen. Denn wer wöchentlich etwa zwei oder drei Tage im Homeoffice arbeite, „der kauft sich keine Monatsfahrkarte mehr“.

Neue Ticket-Modelle

Die MVG wolle auf die geänderten Voraussetzungen mit neuen Ticket-Modellen reagieren, die variabel genutzt werden könnten, erläutert Jochen Sulies: „Das könnte beispielsweise so aussehen, dass man ein Ticket für 20 Fahrten kauft, die man in einem bestimmten Zeitraum nutzen kann.“ Um Kunden zurückzugewinnen, „müssen wir Flexibilität garantieren“.