Menden. Über Jahre galt der Besenbinder als Kultkneipe in der Mendener Innenstadt. Bald ist von dem historischen Bau nichts mehr übrig.
Die frühere Kultkneipe Besenbinder steht vor dem Abriss. Die ersten Vorarbeiten dafür laufen bereits: In der Brandstraße werden Strom- und Gasleitung abgebunden. Ein Blick ins Innere der früheren Gaststätte zeigt, dass das Gebäude bereits deutlich baufällig ist.
Vorarbeiten haben begonnen
„Eigentlich sollten die Arbeiten schon Anfang des Jahres beginnen, durch Corona hat sich aber alles verzögert“, erklärt Eigentümer Farhad Jozeh Ramazani. Seit gestern Vormittag klafft vor dem Besenbinder bereits ein tiefes Loch. Dabei handelt es sich um Vorarbeiten, um Strom- und Gasleitung abzuklemmen. Zunächst einmal will Ramazani eine Parkfläche schaffen. Im Rahmen einer Bebauung sei anschließend auch eine kleine Tiefgarage möglich. Derweil erklärt der neue Eigentümer, dass ihm keine andere Wahl als der Abriss blieb: „Das Haus ist total marode.“
Wie es um die ehemalige Kultkneipe bestellt ist, macht ein Blick ins Innere deutlich. Farhad Jozeh Ramazani fährt das kleine Metalltor am Eingang hoch. Das Erdgeschoss wirkt noch immer wie die einstige Gaststätte. An einer Wand prangt sogar noch eine Holztafel: „Der Besen Binder um 1900“ steht in verschnörkelter Schrift dort geschrieben. „Die Tafel werden wir auf jeden Fall behalten“, so der Salsa-Chef.
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Doch das war es dann auch schon mit der Nostalgie. Die Theke liegt umgestoßen auf dem Boden; Kabel baumeln von der Decke, Seitenwände sind teilweise aufgerissen, Putz und Fachwerk liegen offen. Doch wirklich gespenstisch wird es erst im ersten Obergeschoss. „Es ist hier zehn, fünfzehn Jahre nichts gemacht worden“, sagt Ramazani. Allein der Verfall mache einen Abriss unausweichlich.
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Es wirkt wie eine Baustelle, die seit Jahren brach liegt: Schutt, alte Schuhe, Pfandflaschen, Elektrokabel, eingerissene Wände. Metallpfeiler müssen gar die Decke zum Dachboden abstützen. Und auf eben jenem bietet sich ein wahrlich abstruser Anblick. Mit Spanngurten sind die Dachgiebel gesichert und zusammengezurrt, die sonst nach außen hin wegbrechen würden. „Es lohnt sich einfach nicht, das wieder aufzubessern“, sagt Ramazani.
Doch es regen sich auch kritische Stimmen. Eine Anwohnerin moniert, dass sie erst sehr kurzfristig von dem Abriss erfuhr. „Das hatte auf mich eine Wirkung wie ein plötzlicher Überfall“, schreibt sie. Dass eine Besenbinderei und ehemalige Kultkneipe einfach so für ein paar Parkplätze abgerissen wird, könne sie daher nicht nachvollziehen.
Gebäude nicht unter Denkmalschutz
Dabei ist der Abriss rechtens, wie die Stadtverwaltung auf WP-Anfrage erklärt. „Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz. Das ist für uns ein Fall wie jeder andere“, erklärt Jörg Müller von der Bauordnung. Zudem hätte man die Entwicklung des Besenbinders durchaus im Auge behalten müssen, da sich dieser „erheblich in Richtung Straße neigt“.
Was genau an der Brandstraße entstehen soll, ist noch unklar. „Die Planungen sind noch nicht fertig“, sagt Farhad Jozeh Ramazani. Ein Bauantrag werde dieses Jahr eingereicht, mit einer Bebauung sei jedoch frühestens 2021 zu rechnen. Einen Teil der Bausubstanz wie historische Fachwerkgiebel oder aber die Holztafel sollen erhalten bleiben und könnten einen Platz in einem neuen Gebäude finden.
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