Menden. Es ist die berühmt-berüchtigte Deadline: Am 30. September muss das Konzept stehen, sonst gibt es kein Landesgeld. Die Bürgerinitiative drängt.

Zum Wettlauf gegen die Zeit wird die Planung des neuen Mendener Bürgerhauses. Ungeachtet der Corona-Pandemie und der Sommerferien muss ein fertiges, mit Zahlen unterlegtes Konzept bis zum 30. September 2020 bei der Bezirksregierung in Arnsberg vorliegen. Falls nicht, ginge dem Projekt die Landesförderung von 80 Prozent durch die Lappen. Bei 3,8 bis vier Millionen Euro an veranschlagten Gesamtkosten hätte sich das neue Bürgerhaus damit erledigt, fürchtet Dorothee Martin, Sprecherin des Bürgerbegehrens.

Irritationen ausgeräumt: Lüdenscheider Architekten gehen Aufgabe „sportlich“ an

Deshalb sei sie zuletzt umso verärgerter gewesen über aus ihrer Sicht unnötige Verzögerungen, für die sie die Stadtverwaltung verantwortlich macht. Diese Irritationen seien mittlerweile aber ausgeräumt. Jetzt könne mit Volldampf an die Optimierung der vom Bürgerbegehren ausgehenden Nutzungen und der entsprechenden Umbaupläne herangegangen werden. Die Planung soll jetzt das Büro „Kollektiv Kaldewey+Wortmann“, kurz KKW, aus Lüdenscheid durchführen. Dessen Architekten bringen als Empfehlung immerhin die Neugestaltung des Science-Centers „Phänomenta“ in der MK-Kreisstadt mit.

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Architekt Linus Wortmann stellte sich Ende Juni in Menden erstmals dem Bürgerhaus-Arbeitskreis vor. Dem Arbeitskreis gehören Vertreterinnen und Vertreter aller Ratsfraktionen sowie des Bürgerbegehrens an. Die Bürgerinitiative hatte bis zum Herbst 2019 mehr als 8300 Unterschriften dafür erbracht, dass das Bürgersaalgebäude zu einem echten Bürgerhaus umgebaut wird. Allerdings bei klar gedeckelten Kosten unterhalb von vier Millionen Euro. Dafür gab es im November auch einen Ratsbeschluss. Zuvor hatte der Stadtrat einen Bürgerhaus-Neubau wegen unklarer Kosten aufgegeben. Geblieben war nur der Abriss – und unterschiedlichste Vorstellungen darüber, was an die Stelle des Bürgersaals treten sollte. In diesem Moment trat das Bürgerbegehren zum Erhalt des Gebäudes auf den Plan – mit überragendem Erfolg.

Eine „Drehscheibe für das Leben in Menden“

Die Arbeitsgruppe zum Bürgerhaus will eine „Drehscheibe für das Leben in Menden“ schaffen. Alle Generationen sollten sich darin wiederfinden. Motto: „Vielfalt mit Niveau.“

Bürger und Vereine sollen hier ebenso wie die Stadtverwaltung zuhause sein, Familien eine Kinderbeaufsichtigung finden, Senioren und Junggebliebene ihre Angebote.

Das Ehrenamt soll hier Platz haben, auch zur Vernetzung, ebenso der Seniorentreff unter der Überschrift „Aktiv im Alter“. Dorothee Martin: „Das neue Bürgerhaus soll etwas Schönes für alle werden.“

Dorothee Martin und ihre Mitstreiter wollen das Bürgerhaus-Projekt auch weiterhin nicht nur Politik und Stadtverwaltung überlassen. Den Beleg dafür, wie notwendig das ist, erhielten sie laut Martin noch vor kurzem, als die Stadt ihre Ausschreibung vorlegte. Aus ihrer Sicht sei das der Versuch gewesen, die vor Jahren verworfene Bürgerhaus-Planung im damaligen Umfang „durch die kalte Küche des Bürgerbegehrens auferstehen zu lassen“. Das aber sei mit dem Bürgerbegehren nicht zu machen: „Wir haben das abgelehnt, und wir erwarten jetzt, dass auch die Verwaltung die Verliebtheit in ihr altes Projekt ablegt. Wir wollen das, wofür gut 8300 Mendenerinnen und Mendener unterschrieben haben.“

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Der Lüdenscheider Architekt Linus Wortmann sammelt dazu jetzt nach eigenen Angaben Informationen. „Die Substanz des Gebäudes ist in Ordnung, und seine Verbindung mit dem überdachten Außenbereich in der Innenstadt ist sehr reizvoll“, sagte er der WP. „Ich freue mich auf dieses Projekt, und wir gehen das jetzt sportlich an.“ Zeitlich wie finanziell sei es schon eine Herausforderung, und für ihn stehe das Raumprogramm an erster Stelle: „Entscheidend ist, was die Menschen haben wollen.“ Erst dann müsse man unter Kostenaspekten sehen, was davon zu realisieren ist – und wie.

Architekt Wortmann will Zeitplan einhalten und mit dem Raumprogramm beginnen

Die Aufgabe ist obendrein bekanntlich kompliziert. So sind Lüftung und Heizung des Bürgersaalgebäudes mit dem Rathaus verbunden, der Bürgersaal ruht quasi auf dem Dach der Tiefgarage. Doch auf die Frage, ob angesichts dieser Lage der Abgabetermin am 30. September zu halten ist, hat Wortmann eine denkbar klare Antwort: „Das müssen wir ja.“