Menden. Mendener Bürgerbegehren: Feier für Initiatoren und Helfer zur Rettung des Bürgersaalgebäudes. Neues Konzept: „Etwas Schönes für alle!“

In wenigen Wochen 8300 Unterschriften für den Erhalt des Bürgersaals zu sammeln, das hat das volle Engagement aller Aktiven erfordert. Doch wohl keine Helferin zeigte mehr Einsatz als Elisabeth Paul: Sie redete an einem Markttag vor Niehaves an der Bahnhofstraße so leidenschaftlich auf einen Bürger ein, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich in ihrem Rücken ein Mann mit einer Kartoffelkarre näherte. „Und es kam, wie es kommen musste“, berichtete Initiatorin Dorothee Martin lachend am Montagabend auf der Dankeschön-Party im Bürgersaal.

Denn natürlich passte auch der Kartoffelmann nicht auf, und zack! – lag Elisabeth Paul rücklings auf den Feldfrüchten, „von denen sie sich elegant auf den Boden abrollte“, wie Doro Martin schilderte. „Kein Kollateralschaden!“ Elisabeth Paul habe gleich weitergemacht, nur um wenig später fast nochmal aufgeladen zu werden.

Initiatoren und Helfer des Bürgerbegehrens um Dorothee Martin und Heinz Schulte feiern 8300 Unterschriften - und stellen erste Pläne vor.
Initiatoren und Helfer des Bürgerbegehrens um Dorothee Martin und Heinz Schulte feiern 8300 Unterschriften - und stellen erste Pläne vor. © Thomas Hagemann

Am Ende war bekanntlich ein Mehrfaches der Unterschriften zusammen, die man gebraucht hätte, um den Ratsbeschluss zu kippen und den Abriss des Bürgersaals zu verhindern. Dass sich Dorothee Martin und ihre Mitstreiter auf diesem Erfolg nicht ausgeruht haben, dass es stattdessen unmittelbar weiterging, auch das zeigte sie mit Heinz Schulte an diesem Abend vor etwa 60 Mitstreitern: Drei Roll-ups wiesen aus, was jetzt aus dem Bürgersaal werden könnte.

Werner Velte in der „Task Force“

Denn die Initiatoren bildeten eine „Task Force“ zur Planung: Dazu zählen neben Dorothee Martin und Heinz Schulte, Karl-Ludwig und Marga Figge sowie Josef Rinsche und als Berater auch der Ex-Baudezernent Werner Velte sowie Horst Dröttboom, früher Leiter des Fachbereichs Finanzen. Der Arbeitsgruppe schwebt eine „Drehscheibe für das Leben in Menden“ vor. Alle Generationen sollten sich darin wiederfinden. Motto: Vielfalt mit Niveau.

Bürger und Vereine sollen hier ebenso wie die Stadtverwaltung zuhause sein, Familien eine Kinderbeaufsichtigung finden, Senioren und Junggebliebene ihre Angebote. Das Ehrenamt soll hier Platz haben, auch zur Vernetzung, ebenso der Seniorentreff unter der Überschrift „Aktiv im Alter“. Dorothee Martin: „Das neue Bürgerhaus soll etwas Schönes für alle werden.“

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Ganz wichtig, sagt Dorothee Martin, sei auch die Verknüpfung von innen und außen. So könnten etwa Aktionen des Stadtmarketings auch hier überall erlebbar sein. Dafür wurde „in hitzigen Diskussionen unter allen Beteiligten“ der Vorschlag für ein Raumkonzept gestrickt (siehe unten).

Dabei habe man die Wünsche aus dem ersten Anlauf für den Neubau eines Bürgerhauses ebenso berücksichtigt wie die aktuelle Belegung, erklärte Dorothee Martin auf Nachfrage der WP. Der Vorschlag könne als Arbeitsgrundlage dienen, wenn die Task Force Mitte Februar Teil einer größeren Arbeitsgruppe wird, an der auch Politik und Stadtverwaltung teilnehmen sollen.

Neuauflage und Feuer: Bürgerbegehren mehrfach in Gefahr

Die ersten Unterschriften für das Bürgerbegehren mussten neu geleistet werden, weil der Text noch zu korrigieren war.

Im September wäre ein Großteil der Listen, die Manuela Gäbler mit nach Hause genommen hatte, beim Brand des Gartenhauses eines Nachbarn fast ein Raub der Flammen geworden.

Vorläufig warte man jetzt gespannt auf das Ergebnis, das die Stadtverwaltung am 5. Februar aus Arnsberg mitbringt. Dann soll es darum gehen, ob die auslaufende Frist für einen Förderantrag nochmals verlängert wird oder nicht.

Wie komplex die Verfahren sind, das hätten die Bürger auch schon zu spüren bekommen, sagte Dorothee Martin. Schon um ein Büro zu finden, das die EU-weite Ausschreibung des Bürgerhaus-Umbaus ins Werk setzt, habe es ein Bewerbungsverfahren geben müssen. Jetzt sei ein Büro gefunden.

Insgesamt hoffe man, dass Sanierung und Umbau zum Bürgerhaus 2021 begonnen werden können.

>>>Das erste Konzept: Von Repair-Café bis Spieleraum<<<

Das Erdgeschoss

Hier soll das öffentliche Leben stattfinden. Der Veranstaltungsbereich des heutigen Saals soll gedrittelt werden können, damit je nach Bedarf 20 bis 120 Besucher kommen können. Neben städtischen Veranstaltungen wie Schulungen, Workshops oder Meetings sollen hier auch externe erlaubt sein, ob für Integrations- oder Inklusionsgruppen, Singkreise oder die Zwar-Gruppen.

Für alle Besucher auch von außen soll es ein Bistro mit Außengastronomie geben.

Ein Werk- und Kreativraum mit Abstellplatz für Werkzeug soll Heinzelwerkern und Repair-Café zur Verfügung stehen.

Der renovierte Sanitärbereich wäre auch für die Öffentlichkeit nutzbar und entsprechend groß, Wickelraum und Behinderten-WC gehörten dazu.

Eine Garderobe und Abstellflächen, abschließbare Fächer sowie ein Empfangstresen im Bereich der Passagen komplettieren das Angebot, zu dem auch der sanierte Bürger- und Seniorentreff am gehört.

Und: An einem Terminal soll es ein digitales Bürger-Leitsystem geben, mit Infos zu Bussen und Bahnen, aber auch zu Kulturveranstaltungen. Draußen soll ein Großbildschirm die Informationen auch für Passanten oder Marktbesucher gut sichtbar machen.

Das Obergeschoss

Hier sind vorwiegend Büronutzungen vorgesehen, an erster Stelle für den Bürgerhaus-Manager und den Hausmeister.

Gleichstellungs-, Bürger- und Inklusionsbeauftragte sollen in ihren Büros im Obergeschoss ebenfalls als Ansprechpartner zur Verfügung stehen können.

Ein mehrfach nutzbares Büro soll abwechselnd dem VDK, der Senioren- und der MK-Pflegeberatung dienen.

Ein weiterer Multifunktionsraum (40 Quadratmeter, hälftig teilbar) könnte abwechselnd von Senioren- und Kreativgruppen, von Selbsthilfe-, Gymnastik-, MIA- oder EFI-Gruppen belegt werden.

Vorgesehen sind neben der Garderobe und Sanitäranlagen für alle Bedarfe zudem ein Spielbereich und ein Aktionsraum, in dem Mütter und Väter ihre Kinder auch kurzzeitig betreuen lassen können.

Eine Teeküche sowie eine Umkleide für Künstler und Teilnehmer an Bewegungskursen und ein IT-Schulungsraum ohne Service würden die Nutzung des Obergeschosses komplettieren.