Menden. Nach Waldbrand in der Asbeck wegen Kabel-Abriss: Stadtwerke wollen letzte 55 Kilometer unter die Erde bringen. Gefahren für die Feuerwehr.

Es war nur eine kurze Pressemeldung vom vorvergangenen Sonntag: In der Asbeck war in der böigen Nacht ein Baum umgestürzt und hatte die Mittelspannungs-Freileitung entlang der Hüstener Straße abgerissen, die einen Teil des Ortes mit Strom versorgt. Unmittelbar bevor eines der drei parallel verlaufenden Kabel auf dem trockenen Waldboden aufschlug, kam es zu großen sogenannten Lichtbögen: Verbindungen zwischen dem 10.000-Volt-Kabel und der Erde, die kurzzeitig extreme Hitze erzeugen. Die war sogar so stark, dass sie den Waldboden an mehreren Stellen in Brand setzte. Wenn es nach den Stadtwerken Menden geht, sollen solche Freileitungen in den kommenden Jahren komplett im Boden verschwinden. Das erklärte Marc Beermann, Teamleiter Netzbetrieb des Mendener Versorgers, auf Anfrage der WP.

Stadtwerke vor Herkulesaufgabe: Noch viele Kilometer zu verbuddeln

Das wird indes noch eine gewaltige Aufgabe, denn nicht weniger als 55 Kilometer Mittelspannungs- und 183 Kilometer Niederspannungsleitung verlaufen in Menden noch oberirdisch, meist in entlegeneren Ortsteilen wie der Asbeck. „An der Hochfuhr haben wir die Kabel gerade in die Erde gelegt, an der Halinger Dorfstraße schon vor einigen Jahren“, sagt Marc Beermann.

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In der Sonntagnacht in der Asbeck hätten Monteure der Stadtwerke, verständigt von der durchgehend besetzten Leitstelle, sofort nach der Störung gesucht. Die Feuerwehr war da auch bereits alarmiert worden. „Wir fangen an solchen Einsatzstellen aber mit Löscharbeiten erst an, wenn die Leitung stromlos geschaltet ist“, erklärt Feuerwehrsprecher Stefan Deitel.

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Denn rund um die Aufschlagstelle eines noch Strom führenden Kabels gelte ein „Spannungstrichter“ von 20 Metern im Umkreis als unbetretbar. „Da kann der Boden noch so stark unter Strom stehen, dass jede Einsatzkraft einen enormen Schlag erhalten würde – und die anderen wären hilflos, weil sie nicht herankämen.“ Der Umgang mit Stromleitungen zähle zur Grundausbildung von Feuerwehrleuten, berichtet Deitel.

Gefährlich, aber auch arbeitsintensiv: Jährlich intensive Kontrollen

In der Asbeck Erdschluss statt Kurzschluss

Hätte der Baum in der Asbeck alle drei Stränge des Kabels durchtrennt, wäre ein Kurzschluss eingetreten, und die Sicherung hätte alles abgeschaltet.

Da hier nur einer der Stränge abgerissen wurde, kam es zu einem „Erdschluss“. Dabei besteht laut Marc Beermann keine Gefahr von Strom-Überschlägen mehr, wenn das Kabel am Boden liegt. Brenzlig werde es, wie hier, nur kurz vor dem Aufschlag.

Die Mendener Feuerwehr hatte an mehreren Stellen Vegetation abzulöschen, die durch die Hitze aus dem Kabel Feuer gefangen hatte.

Freileitungen können indes nicht nur gefährlich werden, sie sind auch arbeitsintensiv: „Einmal pro Jahr werden sie kontrolliert – im Wald auch darauf, ob ihnen Äste zu nahe kommen können, die dann abgesägt werden müssen. „Wenn aber wie jetzt in der Asbeck ein ganzer Baum umstürzt, ist das nicht zu verhindern“, sagt Beermann.

Die kleine Siedlung, die vom Stromausfall betroffen war, hatte im Übrigen nicht lange zu leiden. Mit einem Generator stellten die Stadtwerke die Versorgung wieder her.