Menden/Fröndenberg. Irina und Marco Dell finden das Kinder-Angebot in Menden ganz gut, nur nicht in der Innenstadt. Spielplatz, Online-Plan und Wasserspiel angeregt.
Amy ist neun, ihre Schwester Leonie zwölf Jahre jung, und folglich haben ihre Eltern Irina und Marco Dell schon zahlreiche Erfahrungen mit der Heimatcheck-Frage hinter sich, wie es um die Kinderfreundlichkeit in Menden steht. Ihr Urteil ist ein klares „teils, teils“. Es liegt damit ziemlich nahe an der Zeugnis-Gesamtnote 3,1, die rund 800 Bürgerinnen und Bürger im Heimat-Check für die Kinderfreundlichkeit gaben.
Note nicht „befriedigend“: Menden hinter Balve, Brilon, Olpe, Meschede und Hagen
„Befriedigend“ ist das gleichwohl nicht. Denn im Vergleich zu anderen Heimatcheck-Städten wie Balve, Brilon, Meschede, Olpe oder Siegen, die im Urteil ihrer Einwohnerinnen und Einwohner bei 2,5 oder besser liegen, landet Menden mit der schlechten Drei auf den hintersten Plätzen, noch hinter der Großstadt Hagen. Dieses maue Abschneiden ruft indes Unmut in der Verwaltung hervor, die ihre Stadt hier zu Unrecht abgestraft sieht – und aufzählt, was allein die Stadt Menden für Kinder und Jugendliche bereithält (dazu Bericht unten).
Marco Dell: Viele tolle Angebote – aber keines davon liegt in der Innenstadt
Für Marco Dell gibt es für das relativ schlechte Abschneiden Mendens allerdings eine einleuchtende Erklärung: „Auch wir waren oft im Biebertal oder in der Arche, denn das sind schöne Plätze zum Spielen und Lernen. Auch die Kluse ist toll, und in die Leitmecke ging unsere Große vor Corona schon mit Freundinnen und Freunden ganz ohne uns. Für KiKi-Island ist Menden sogar in der ganzen Region bekannt.“
Was alle genannten Einrichtungen aber gemeinsam haben: „Keine davon liegt in der Innenstadt. Da gibt es nichts, worauf sich Kinder wirklich freuen können.“ Das sei in Hemer oder Dortmund anders, auch weil man dort für Kinder mehr aus dem Wasser in der Stadtmitte mache: „Der Glockenteichbach könnte mit einer Spielanlage sehr bereichert werden. Den versteckten Wasserspielplatz am Rathaus kennt doch kaum einer“, sagt Irina Dell.
Hoffnung setzt die Mendener Familie in den angekündigten Spielplatz der Stadtwerke an der Hönne, „auch wenn das ein digitaler werden soll und wir eigentlich froh sind, wenn die Kinder mal nicht am Handy spielen“.
Ein Spielplatz für die Kinder, ein Bolzplatz für die Jugend: Das fehle in der Mendener Innenstadt. Weil die aber nun mal das Aushängeschild ist, falle das Urteil vieler Bürger eher negativ aus, vermutet Marco Dell. Außerdem komme der Nachwuchs den älteren Einwohnern dadurch auch in die Quere, die auf dem Alten Rathausplatz ihre Teller und Tassen schon mal vor heranfliegenden Fußbällen schützen müssen. Oder zur Seite springen, wenn junge Radfahrer durch die Fußgängerzone rauschen. Für Irina Dell ist klar: „Da fehlen den Kids eben auch die Alternativen.“
Einen Tipp für die Stadt hat Marco Dell indes parat: „Wenn die attraktiven Plätze für Kinder in Menden schon vorwiegend in den Stadtteilen liegen, dann täte die Stadt gut daran, einen Online-Plan dafür zu veröffentlichen. Es ist doch einfach schade, wenn gute Angebote nur deshalb nicht wahrgenommen werden, weil sie keiner kennt.“
„Mehr für Senioren als für Kinder“: Stimmen aus Menden
Unter den Kommentaren der Heimatcheck-Teilnehmer finden sich ähnliche Stimmen. „Spielplätze werden reduziert und abgebaut, ohne Ersatz zu bieten. Es gibt kaum Beschäftigungsmöglichkeiten für Jugendliche“, meint eine Mendenerin. Ein anderer Teilnehmer schreibt: „Gefühlt wird hier mehr für Senioren als für Kinder gemacht.“ Dass sich „im Innenstadtbereich nicht ausreichend interessante Spielplätze für Kinder“ finden, bemängelt eine Mendenerin.
Hunde machen auf Spielplätzen ihr Geschäft“: Stimmen aus Fröndenberg
Fast gleichauf mit Menden, und damit auch nicht sonderlich gut, liegt die Nachbarstadt Fröndenberg in Sachen Kinderfreundlichkeit. Die Note 3,05 im Heimat-Check ist nur um Nuancen besser als die Mendener 3,1. Als „teilweise sehr kinderunfreundlich“ und mit „kaum Freizeitmöglichkeiten für unter Sechsjährige“ beurteilt eine Fröndenbergerin ihre Stadt. Die Spielplätze seien teilweise kaputt und marode, „es liegt sehr viel Müll dort“. Hunde machten ihr Geschäft auf den Spielplätzen, „und die Besitzer machen es häufig nicht weg“.
Stadt-Sprecher Ehrlich hält dagegen: „Note 3,1 nicht wirklich zu verstehen“
„Aus Sicht der Stadtverwaltung können wir die Benotung mit einer 3,1 nicht wirklich verstehen“, erklärt Stadt-Sprecher Johannes Ehrlich auf WP-Anfrage. Denn anders als in vielen Nachbarstädten werde gerade in Menden durch das eigene Jugendamt mit seinen Teams „Tagesbetreuung“ und „Stadtteilarbeit“ sehr viel getan.
Auch interessant
So habe Menden unter anderem 90 Spielflächen, also Spielplätze, Bolzplätze und Schulhöfe, dazu die Freizeitzentren Biebertal und Frielingsen. Die Kinder- und Jugendtreffs deckten fast jeden Stadtteil ab, jeweils eigene Stadtteilteams bestünden aus engagierten Kräften, die vor Ort ansprechbar und gut vernetzt seien. Hinzu komme die städtische Jugendbildungsstätte Kluse mit zahlreichen Aktivitäten wie dem Ferienspaß, das Spielmobil MeMo, Ferienfreizeiten und Treff-Angebote, der Kindersommer unterm Zeltdach oder der große Kindertrödel in der Innenstadt.
Auch interessant
Die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht „Augen auf! Für Menden“ am 9. November werde seit Jahren unter Beteiligung vieler Mendener Schülerinnen und Schüler durchgeführt. Auch das Naturschutzzentrum „Arche Noah“ sei gerade bei Kitas und Schulen hochbeliebt. Großes Engagement zeige die Stadt im Kinder- und Jugendschutz. Ehrlich: „Es gibt die Drogenberatungsstelle Drobs, die einen Schwerpunkt auf vorbeugende Arbeit mit Kindern und Jugendlichen legt. Dazu ein Team Schulsozialarbeit, das an den Schulen eingesetzt wird.“
Ganz neu ist ein Onlineportal nur für Kinder und Jugendliche auf der Homepage www.jmndn.de mit einem aktiven Socialmedia-Auftritt des Teams Stadtteilarbeit auf Facebook und Instagram@jmndn. Menden verfügt über 25 Kindertagesstätten, die teils in städtischer, teils freier Trägerschaft arbeiten, und viele Tagesmütter und -väter, koordiniert durch den SKFM im Auftrag der Stadt.
Stadt hat Kinder und Jugendliche auch an vielen Planungen beteiligt
„Wir haben OGS-Angebote an allen Grundschulen, Betreuungsangebote an den weiterführenden Schulen, engagierte Vereine, Arbeitsgemeinschaften und Organisationen wie den Stadtjugendring, die Stadtranderholung Böingsen, den CVJM und andere mehr“, erklärt Ehrlich.
Kinder und Jugendliche in Menden seien an der Entwicklung des neuen Konzepts für die Offene Kinder- und Jugendarbeit beteiligt worden. Beteiligungen gab es auch bei den Planungen zur Umgestaltung des Kinder- und Jugendtreffs „Das Zentrum“ – und in den ersten Anläufen, um ein Jugendparlament in Menden ins Leben zu rufen. Auch beim Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzept, kurz IKEK, gab es eine eigene Befragung von Kindern und jungen Leuten.