Menden. . Gedenken in der Großdisco? Mendener Schüler zeigen, warum die Feier des Lebens und der Vielfalt auch eine Lehre aus der Geschichte sein kann.
Einen einzigartigen Freitagabend erlebten rund 1400 überwiegend junge Leute aus Mendener Schulen in der „Event Factory“ Schmelzwerk: Unter den bunten Scheinwerfern, die sonst eine wogende Menge tanzender Partygäste in grelles Licht hüllen, geht es heute um die Erinnerung an Gewalt, Leid, millionenfachen Tod. Am 80. Jahrestag der Reichspogromnacht heißt es hier und heute „Augen auf! Für Menden“ – und viele Male ist zu hören: „Nie wieder!“ Dennoch gibt es keine Bedrückung, denn hier feiern sie das Leben, die eigene Vielfalt. Kinder und Jugendliche stellen sich mutig auf die Bühne – singen im Chor, in der Band oder solo selbst komponierte oder adaptierte Songs. Sechstklässler der Gesamtschule rappen: „Denk’ positiv!“ Die kleinen „Hönne-Stars“ vom Gymnasium singen „Dir gehört mein Herz“ aus dem Musical „Tarzan“.
Stars grüßen in Promi-Videos
Sie machen auch anderen Mut, zum Beispiel der jüdischen Bloggerin Juna Grossmann. „Heute fragen sich Juden schon wieder, wann sie gehen sollen“, zitiert sie den Publizisten Richard C. Schneider. „Sie fragen sich, ob sie denselben Fehler machen wie die Juden in der 1920er und -30er Jahren, die damals blieben. Wo Antisemitismus möglich wird, ist die Demokratie in Gefahr“, ruft sie den jungen Leuten zu. „Lasst euch nicht verbiegen, macht weiter so, es ist großartig!“ Kurz danach liest sie am Walburgis aus ihrem neuen Buch über jüdisches Leben in Deutschland.
Zwischendurch gibt’s Musik – und Videobotschaften: Superstar Bryan Adams, Culcha Candela, Langlauf-Europameister Jan Fitschen oder Ex-Profi und BVB-Markenbotschafter Patrick Owomoyela gratulieren zur Veranstaltung. Alle werden in der Fabrik laut bejubelt.
Mahnung einer KZ-Überlebenden
Das eindrücklichste Gesicht auf dem Großbildschirm gehört indes der Frau, die auch die mahnendsten Worte spricht: Die KZ-Überlebende und spätere Stifterin Margot Friedländer sagt, es habe „damals so angefangen, wie es heute ist.“ Niemand hätte geglaubt, dass Hitler einmal an die Macht komme.
Veranstalter danken Organisatoren und Sponsoren
Möglich gemacht haben diesen Abend der Rotary-Club Menden, die Stadtwerke, LAM, Bürgermeister Martin Wächter, die Sparkassenstiftung und die Mendener Stiftung Denkmal und Kultur. Ein Dank ging auch an alle beteiligten Schüler und Lehrer.
Das Schlusswort hat Rotarier Peter Hoppe: „Wenn ihr euch fragt, welchen Beitrag gegen Ausgrenzung ihr in der kleinen Stadt Menden leisten könnt – heute wart ihr hier und habt ein Zeichen gesetzt, weit über Menden hinaus. Dafür allen vielen Dank!“