Menden. Die Stadt Menden will der heimischen Gastronomie in ihrer schlimmsten Krise helfen. Doch sie gleicht bestenfalls einige Nachteile wieder aus.

Es gibt keinen einzigen Tisch mehr als vorher: Weniger Hilfe als sie bräuchten haben die um ihre Existenz kämpfenden Mendener Wirte durch den beschlossenen Zusatzplatz für Außengastronomie zu erwarten, mit denen die Stadt Menden sie unterstützen will. Zwar dürfen Außengastronomien laut Beschluss des Ausschusses für Öffentliche Sicherheit und Ordnung auf städtischem Grund ausgeweitet werden. Aber nur so weit, dass die Nachteile durch die Corona-Abstandsregeln aufgehoben werden. Für Jozeh Ramazani vom „Salsa“ am Alten Rathausplatz heißt das immerhin, dass er vor der Vincenztreppe weiterhin 15 Tische aufstellen darf. „Ohne die Regelung der Stadt wären es nur sechs gewesen.“

Auch interessant

Allerdings hatte er Ende letzter Woche Besuch vom Ordnungsamt. Dabei wurde geprüft, ob die Tische nicht auch so zu stellen seien, dass die Sichtachse Bahnhof/Vincenzkirche nicht versperrt wird. Als sich herausstellte, dass das nicht anders machbar ist, durften die Tische stehenbleiben. Alles andere wäre für Gastronom Jozeh Ramazani allerdings auch eine Katastrophe gewesen. Denn das „Salsa“ liegt laut Ramazani inzwischen bestenfalls bei der Hälfte des Vor-Corona-Umsatzes. „Es ist wie im Winter“, und mit dem „Wo anders“ und dem „Wo anders im Keller“ sind zwei von drei Betrieben immer noch geschlossen.

Gastronomen setzen auf mehr Lockerungen ab Herbst: „Sonst wird es richtig hart“

Dass man angesichts dieser Lage überhaupt an so etwas wie Sichtachsen denkt, findet der Erste Beigeordnete der Stadt, Sebastian Arlt, indes legitim: „„Wir suchen ja das Gespräch, wollen gemeinsam Lösungen finden, und wenn das nicht geht, passiert auch nichts weiter. Wegen der Sichtachse würden wir den Platz für die Tische ganz bestimmt nicht zurücknehmen.“

Das Salsa in Corona-Zeiten: Trotz Existenzkampfes ging es dem Ordnungsamt auch noch um die Sichtachse Bahnhof/Vincenzkirche.
Das Salsa in Corona-Zeiten: Trotz Existenzkampfes ging es dem Ordnungsamt auch noch um die Sichtachse Bahnhof/Vincenzkirche. © WP | Sophie Beckmann

Auch interessant

Anders habe das für ein anderes Restaurant ausgesehen, das mit seinen Tischen die Feuerwehrzufahrt verstellt habe. Und: Ramazani habe sechs zusätzliche Bänke auf den Alten Rathausplatz stellen dürfen. Das war aus der Sicht des Wirts zwar gut gemeint, hilft ihm beim Umsatz aber nicht. „Der Abstand zum Salsa ist einfach zu groß.“

Zu weit weg: Mehr Sitzbänke auf dem Rathausplatz helfen dem Umsatz nicht

Die Bänke könnten – auch bei besserem Wetter als zuletzt – tatsächlich nur Sitzgelegenheiten bleiben, die nicht bewirtet werden. Das liege daran, dass man heiße Speisen nicht quer über einen belebten Platz tragen könne, und auch das kühlste Bier sehe danach nicht mehr frisch aus. Zudem funktionierten die Geräte der Servicekräfte für Bestellungen und bargeldlose Abrechnung über die lange Funkstrecke nicht mehr. Stehenlassen will Ramazani die Tische trotzdem, als Gelegenheit zum Verweilen.

Strikte Corona-Regeln für Kneipen und Restaurants

Am 11. Mai durften Gaststätten in NRW wieder öffnen – unter neuen Hygieneregeln.

So sind 1,50 Meter Abstand zwischen Tischen Pflicht.

Gäste müssen namentlich registriert werden, pro Tisch dürfen höchstens Angehörige aus zwei Haushalten Platz nehmen, also zwei Familien, Paare oder Einzelpersonen.

Für sich selbst und seine Kolleginnen und Kollegen hoffe er inständig, dass ab September weitere Lockerungen möglich sind. „Da haben wir noch mehrere Geburtstage und Hochzeiten, die bis Ende August ja alle abgesagt sind.“ Bliebe es auch im Herbst noch so wie heute, „wird es richtig hart“.