Lendringsen. Alle Betreuungszeiten um zehn Wochenstunden gekürzt. Kita-Teams durch Aufteilung der Gruppen gefordert: Die Bären sind jetzt Pandas und Koalas.

Bis auf eine Familie haben alle anderen ihre Kinder am Montag wieder in die städtische Kita Zeisigstraße gebracht – genau genommen bis ans Außengelände, denn hinein dürfen Eltern wegen der Corona-Gefahren noch nicht. Dafür musste bei keinem der 74 Kinder Fieber gemessen werden. Denn in Menden gilt diese Vorgabe nur, wenn ein Kind Symptome einer Erkältung zeigt. Mit einem umfangreichen Hygieneplan hatten sich Kita-Leiterin Angela Rimpel und ihr 14-köpfiges, durchweg weibliches Team auf den Komplettstart vorbereitet. Auf Anfrage der WP zieht Angela Rimpel ein erstes Fazit, das beispielhaft wohl auch für andere Kitas gelten darf.

Das Team

„Wir hatten erst einmal in großem Umgang Hygieneartikel beschafft, vom Desinfektionsmittel bis zum Papierhandtuchhalter“, berichtet die Kita-Leiterin. Notwendig sei zudem eine hohe personelle Präsenz, denn die vier Gruppen seien jeweils gesplittet worden, um sie möglichst klein zu halten: „Die Bärengruppe zum Beispiel teilt sich jetzt auf in Koala- und Pandabären.“ Jede Gruppe hat ihren eigenen Raum, wofür auch Neben-, Schlaf- und Differenzierungsräume herzurichten waren. Keine der nunmehr acht Gruppen darf mit anderen in Kontakt kommen, auch dann nicht, wenn sie zum Nachmittag hin kleiner werden. „Das gilt für drinnen wie auch fürs Außengelände, wo wir die Flächen unterteilt haben. Das Ganze soll dafür sorgen, dass sich Gruppen untereinander nicht infizieren können“, erläutert Angela Rimpel. Das Trennverfahren kenne das Team schon aus der Notbetreuung. Die galt bis vor kurzem für Kinder von Eltern aus der kritischen Infrastruktur und berufstätige Alleinerziehende.

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Die jeweilige Erzieherin bleibe durchgehend bei ihrer Gruppe, Ausnahmen gebe es nur bei Urlaub oder Krankheit, da die Kleinen sonst zu Hause bleiben müssten. In den Waschräumen müsse es zudem Begleitungen geben, damit die Kleinen vom Händewaschen nicht nur Lieder singen, sondern es auch tatsächlich durchführen. Angela Rimpel: „Das ist sehr zeitintensiv.“

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Zudem sei vermehrt zu reinigen. „Das Spielzeug der U3-Kinder muss täglich gesäubert werden, das der älteren ein Mal pro Woche.“ Bei alledem tragen die Erzieherinnen drinnen fast durchgehend Schutzmasken, was anstrengend sei. Doch 1,50 Meter Abstand zu den Kindern zu halten sei eben nicht immer möglich: „Da sind mal Schnürsenkel zuzubinden, oder die Kleinen kommen spontan mal auf den Schoß.“

Die Kinder

Es sei erstaunlich, wie rasch sich die Kinder wieder an die Kita gewöhnt hätten – auch unter den ungewöhnlichen Umständen, sagt Rimpel. So habe es kaum Abschiedstränen vor der Tür gegeben, obwohl die meisten jetzt monatelang zu Hause waren. Dass ihnen die Erzieherinnen mit Masken gegenübertreten, werde ebenfalls akzeptiert. „Die Kinder kennen die Masken inzwischen aus dem Stadtbild und von zuhause.“ Lob für die Eltern gibt es auch in Sachen Abstand: „Jedes Kind wusste, was Abstand ist, auch wenn sie natürlich viel impulsiver handeln als Erwachsene.“

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Ein schwieriges Thema sei aber die Trennung in Teilgruppen: „Viele Kinder verstehen nicht, warum sie nach der Aufteilung jetzt mit Freunden aus ihrer eigenen Gruppe nicht mehr spielen sollen, gerade auch draußen.“ Zumal die Kita unweit des Freizeitzentrums Biebertal liegt – „und da dürfen sie überall hin.“

Die Eltern

Die Eltern treffe vor allem die Reduzierung der Öffnungszeiten. Statt 25, 35 und 45 Wochenstunden gebe es jetzt coronabedingt je zehn Stunden pro Woche weniger. Das beeinträchtige die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erheblich. „Das kritisieren viele Eltern sehr, wobei sie wissen, dass die Einschränkung nicht von uns kommt. Aber viele fühlen sich hier so allein gelassen wie in der Schließungsphase auch.“

Die Waldkita

Die Waldkinder am Zeisigweg hätten es etwas einfacher: „Für unsere Waldhüpfer ist draußen nicht nur die Ansteckungsgefahr geringer, auch die Abstände sind leichter einzuhalten.“