Menden/Fröndenberg. ÖPNV: Beim WP-Heimatcheck vergeben die Teilnehmer in Menden keine guten Noten. Das Angebot in Ortsteilen und abends steht in der Kritik.

Für den Nahverkehr in Menden, Balve, Fröndenberg vergeben die Heimatcheck-Teilnehmer keine guten Noten. Wobei Menden sogar im Drei-Städte-Vergleich noch am besten abschneidet (3,27), gefolgt von Fröndenberg (3,74) und Balve (4,26), das mit Abstand das Schlusslicht bildet.

Auch mit Blick auf das Notenspektrum im gesamten Verbreitungsgebiet schaffen es Menden/Fröndenberg/Balve mit der Gesamtnote 3,76 gerade mal auf den vorletzten Platz -- nur in Wittgenstein sind die Umfrageteilnehmer mit dem öffentlichen Nahverkehr noch unzufriedener (4,05). Nicht verwunderlich, dass beim ÖPNV vor allem die Großstadt Hagen punkten kann (2,74).

Menden

Wer in der Mendener Innenstadt wohnt und auf Bus und Bahn angewiesen ist, hat in der Hönnestadt noch die besten Karten. In den Ortsteilen sieht es oftmals anders aus. Ganz konkret wird Gaby Topp aus Halingen: „Der Nahverkehr ist in unserem Dorf eine Katastrophe.“ Eine Buslinie bedient das Dorf, in die eine Richtung nach Menden, in die andere nach Unna. Ohne Auto, sagt die 56-Jährige auf Nachfrage der WP, sei sie jedoch aufgeschmissen. Zumal auch die Infrastruktur fehle und ein Großeinkauf mit dem Bus schlichtweg unmöglich sei.

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Sie schildert die Situation auch mit Blick auf ihre Kinder. Ihr Sohn besuche demnächst ein Berufskolleg in Iserlohn. „Das wird sicherlich ein Problem“, ahnt sie schon jetzt nichts Gutes. Er müsse dann erst mit dem Bus nach Menden und von dort aus weiter nach Iserlohn. Unna wäre dagegen mit dem Bus direkt erreichbar -- aber dort gab's eine Absage des Berufskollegs, weil bei der Aufnahme Schülern aus dem Kreis Unna vorrangig aufgenommen werden. So bleibt nur Iserlohn - und die schlechte Anbindung an die Waldstadt.

Bürgerbus befördert im Jahr 16.000 Fahrgäste

Seit vielen Jahren ergänzt der Bürgerbusverein Menden mit seinem Angebot den öffentlichen Nahverkehr in Menden. „Wir befördern im Jahr 16.000 Fahrgäste. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir angenommen werden“, bilanziert Vorsitzender Helmut Brechmann mit Stolz in der Stimme. 25 Fahrerinnen und Fahrer teilen untereinander die Fahrten auf, allesamt sind sie ehrenamtlich unterwegs.

Der Kleinbus des Vereins bedient vor allem viele Stationen, die von der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) mit ihren großen Bussen nicht bedient werden (können). „Wir kennen viele unserer Fahrgäste“, spricht Brechmann für sein Team. Meist seien es Ältere, die Pünktlichkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Fahrer zu schätzen wissen und ganz gezielt den Bürgerbus nutzen. Und gerade die Verlässlichkeit sei ein Merkmal, das man bei Weitem nicht in diesem Maße bei öffentlichen Verkehrsmitteln antreffen könne.

Der Bürgerbusverein gründete sich 1997 vor dem Hintergrund, dass größere Busse manche Bereiche der Ortsteile nicht bedienen können. Voraussetzung, dass dort der Bürgerbus fährt, ist ein gewisses Potenzial an Fahrgästen.

Corona: Betrieb derzeit eingestellt

Der Bürgerbus Menden bedient die Stadtteile Platte Heide, Lendringsen, Bösperde und Lahrfeld, und ist auch in den Schülerverkehr eingebunden.

Wegen der Corona-Pandemie hat der Bürgerbus seinen Betrieb derzeit eingestellt. An einer Wiederaufnahme wird derzeit gearbeitet.

Verbesserungsbedarf sehen die Teilnehmer an der Heimatcheck-Umfrage besonders beim ÖPNV-Angebot in den Abendstunden. „In Menden kann ich nicht bleiben, weil mir die Mobilität wegen des schlechten Nahverkehrs vor allen Dingen an Abenden und Wochenenden fehlen würde“, kritisiert eine Mendenerin, die am Papenbusch wohnt. Auch Gaby Topp sieht das Mama-Papa-Taxi schon in Halingen starten, wenn ihre Kinder demnächst auch mal abends länger unterwegs sein sollten. Gerade für Jugendliche ist der öffentliche Nahverkehr auch bei der Freizeitgestaltung ein Thema.

Etwas süffisant kommentiert ein Umfrage-Teilnehmer: „Eine Abendgestaltungen in Menden-Stadt ist leider sehr einfach für junge Menschen. Zum Ausweichen geht's mit dem Zug nach Unna und spätestens und zu früh um 23.24 Uhr wieder mit dem Zug nach Menden.“

Tagsüber schon stabiles Angebot

Für die Hönnetalbahn kann Johannes Schmoll, Sprecher der Eisenbahnfreunde Hönnetal, die positiven Veränderungen der vergangenen Jahre exakt benennen, aber genauso gut auch die Baustellen, an denen sich noch etwas tun sollte.

Tagsüber biete die Hönnetalbahn den angebundenen Städten inzwischen ein stabiles Angebot, das gut funktioniere. Vor allem der verbesserte, direkte Anschluss in Fröndenberg nach Dortmund sei „eine gute Sache". Bahnreisende sparten rund 20 Minuten im Vergleich zur Zeit vor der veränderten Taktung.

Während tagsüber und an den Wochenenden die Anbindung inzwischen sehr gut sei, kämen die Mendener abends in und aus Richtung Fröndenberg allerdings noch viel stärker in den Genuss eines verbesserten Angebotes als die Balver. Der letzte Zug (RB 54) bis Neuenrade fährt in Fröndenberg unter der Woche um kurz nach 20 Uhr, danach heißt es in Menden „diese Zugfahrt endet dort". Der letzte Zug nach Menden fährt beispielsweise samstags von Fröndenberg aus um Mitternacht. „Eine gescheite Spätverbindung bis Balve und Neuenrade fehlt", sieht Johannes Schmoll vor allem in den Abendstunden noch Verbesserungspotenzial. „Und auch, wer ganz früh irgendwo sein muss, hat ein Problem", ergänzt der Sprecher der Eisenbahnfreunde.

Insgesamt aber sei in den vergangenen Jahren „erheblich etwas passiert", blickt Johannes Schmoll auf die Anfänge zurück. „Damals fuhr samstags um 15 Uhr der letzte Zug am Wochenende", erinnert er sich. Die Eisenbahnfreunde Hönnetal gründeten ihren Verein eigens, um Verbesserungen herbeizuführen.

Im Visier der Kritik stehen auch die Preise für Bus und Bahn: „Der Nahverkehr ist nicht zu bezahlen, um mir der Bahn von Menden nach Dortmund zu kommen, werden für die einfache Fahrt 10,50 Euro erhoben“, rechnet ein Umfrage-Teilnehmer vor. Und die Pünktlichkeit? „Die MVG-Busse sind sehr unpünktlich im Ortsteil Bösperde, man hat den Eindruck, das Fahrpersonal, ignoriert den Fahrplan", schildert ein Bösperder seine Erfahrungen. Die Hönnetalbahn fahre aber bis Mitternacht pünktlich, so seine Einschätzung.

Fröndenberg

Die Fröndenberger Umfrage-Teilnehmer geben dem Nahverkehr in ihrer Stadt sogar noch eine schlechtere Note als die Mendener - eine 3,74. Dementsprechend kommentiert eine Umfrageteilnehmerin aus Fröndenberg: „Die Straßen sind eine Katastrophe und der ÖPNV ist schlecht ausgebaut.“

Zuletzt geriet das Unternehmen Westfalenbus wegen des Schülerbeförderung in die Kritik. Aus der Politik kam seinerzeit der Vorschlag, Fröndenberg möge zur Verkehrsgemeinschaft Kreis Unna (VKU) und den Schulbusbetrieb neu struk­turieren.

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