Menden. Wirtschaftsförderer Tim Behrendt und Beigeordneter Sebastian Arlt sprechen mit Mendener Einzelhändlern und Gastronomen. Viele Erkenntnisse.

Die Kunden kommen nach der Corona-Zwangspause eher zögerlich wieder in die Mendener Geschäfte, auch ihr Verhalten hat sich deutlich verändert. Doch das größte Sorgenkind ist und bleibt die Gastronomie. So lautet das Fazit mehrerer Erkundungsgänge durch die Innenstadt, die der neue Wirtschaftsförderer Tim Behrendt gemeinsam mit dem Ersten Beigeordneten Sebastian Arlt nach der Wiedereröffnung vieler Geschäfte in den letzten Tagen unternommen hat.

Längere Tiefgaragen-Öffnung als erstes zählbares Ergebnis der Befragung

Erstes zählbares Ergebnis war auf Wunsch mehrerer Einzelhändler die wieder ausgeweiteten Öffnungszeiten der Rathaus-Tiefgarage, berichtet Tim Behrendt. Er ist offiziell erst seit dem 1. Mai im Amt, hat aber schon vorher mit Unterstützung der WSG-Internetseite und der Vorstellungstour begonnen. „In den Geschäften ist es eher langsam und zaghaft wieder angelaufen, die Umsätze sind noch längst nicht auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit“, schildert Behrendt seine ersten Eindrücke. Nahezu alle Händler hätten die hohe Disziplin der Kundschaft in Sachen Maskenpflicht gelobt.

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„Wir sind froh, dass die Kunden jetzt mit Maske kommen“, sagt Ulf Schulte-Filthaut, Geschäftsführer bei OptiX an der Hauptstraße. Dort sind alle Vorbereitungen getroffen: Die Kunden empfängt im Eingang ein Desinfektions-Tischchen, anprobierte Brillengestelle kommen nicht zurück ins Regal, sondern bis zur Reinigung in ein Extra-Schälchen. Und für den Sehtest, bei dem sich Optiker und Kunde Aug’ in Auge gegenübersitzen, hat Schulte-Filthaut einen Plastik-Spuckschutz zwischen die Okulare gehängt.

Optiker Ulf Schulte-Filthaut zeigt sich froh darüber, dass auch die Kunden jetzt mit Schutzmasken hereinkommen. Die Hygienemaßnahmen bei OptiX sind umfassend.
Optiker Ulf Schulte-Filthaut zeigt sich froh darüber, dass auch die Kunden jetzt mit Schutzmasken hereinkommen. Die Hygienemaßnahmen bei OptiX sind umfassend. © Thomas Hagemann

Behrendt und Arlt erfahren aber noch mehr. Mehrere Einzelhändler hätten angemerkt, dass sich auch das Kundenverhalten im Geschäft verändere. „Es wird viel zielgerichteter gekauft“, berichtet Beate Hoffmann, die hinter Maske und Plexiglasscheibe an der Kirchstraße bei Dieler an der Kasse steht. Wer fünf Unterhosen braucht, kauft exakt fünf Unterhosen, zahlt bargeldlos und verlässt das Geschäft: „Das sonst übliche Stöbern und Schnuppern entfällt jetzt nahezu ganz“, hat die erfahrene Verkäuferin beobachtet. „Vermutlich sind es die gerade für Brillenträger unbequeme Maske und die sonstigen Rahmenbedingungen, die das Einkaufserlebnis beeinträchtigen“, meint Behrendt. Hier könne man aber vorläufig nur auf Gewöhnungseffekte setzen.

In Gastronomie gerade bei kleineren Betrieben große Existenzängste

Und dann die Gastronomie: „Hier haben wir vielfach erfahren, dass die weiterhin fehlende Öffnungs-Perspektive bei laufenden Pachtzahlungen und bestenfalls geringeren Umsätzen durch Außer-Haus-Verkäufe gerade bei den kleineren Betrieben inzwischen große Existenzängste auslösen“, berichtet Behrendt. Die Durchhaltefähigkeit sei bei einigen Gastronomen nach eigenen Angaben nur noch sehr begrenzt.

Auch Salsa bietet jetzt einen Mitnahme-Service

Wie viele andere Mendener Gastronomen hat jetzt auch Jozeh Ramazani vom „Salsa“ einen Mitnahme-Service eingerichtet. Jeweils von Donnerstag bis Sonntag zwischen 17 und 21 Uhr hat die Mexican Bar Speisen wie „Hamburguesas“ sowie Cocktails für Selbstabholer im Angebot.

Die seit Mitte März anhaltende Schließungsphase in der Gastronomie war bisher dazu genutzt worden, das Lokal an der Marktstraße zu renovieren und umzubauen. Gleiches gilt laut Tim Behrendt auch für die Mendener Mühle am Südwall. Überall in Menden hofften die Gastronomen darauf, bald wieder öffnen zu können.

Daher werde er unter Einhaltung eines Hygienekonzepts mit Abstandsregeln die rasche Wiedereröffnung gewünscht. Allerdings ergänzt Sebastian Arlt, als Verwaltungschef auch verantwortlich fürs Ordnungsamt, dass es auch anders lautende Stimmen gegeben habe.

Hygienekonzepte: CDU macht Vorschläge aus Menden ans Land NRW

„Wenn die Abstandsregeln so streng sein müssen, dass nur wenige Gäste Platz finden, wird sich der Aufwand mit einer Besetzung von Küche, Kellner und Kasse kaum lohnen.“ Da, meint Arlt, seien dann eher finanzielle Hilfen sinnvoll.

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Wie Peter Maywald, Vorsitzender der Ortsunion Menden, auf WP-Anfrage bestätigte, gibt es inzwischen ein Mendener Papier an die heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Marco Voge und Thorsten Schick mit Vorschlägen dazu, unter welchen hygienischen Bedingungen die Kneipen und Restaurants wieder öffnen könnten. Hierzu zählten Mundschutz bei Personal und Gästen – natürlich außer beim Essen und Trinken, Mindestabstände der Tische, an denen zudem höchstens vier Personen sitzen dürften und viele weitere Details. Auch sollten die Städte die Regelungen zur Gastronomie in Außenbereichen überdenken, dies könne dann auch der Mendener Stadtrat beschließen.