Menden. Menden am Montag: Viele Geschäfte öffnen wieder, die Innenstadt wirkt fast wie gewohnt. Erst genaueres Hinsehen zeigt: Normal ist noch nichts.
Wer am ersten Öffnungstag nach der Corona-Schließung vom 18. März durch die Mendener Innenstadt geht, erlebt beinahe den gewohnten Alltag, wären da nicht einige Einkäufer mit Schutzmasken. Die Innenstadt ist nicht gerade rappelvoll, doch wer Abstand zu anderen Passanten halten will, muss schon Schlangenlinien gehen. Die WP fragte am späten Montagnachmittag in einzelnen Geschäften nach: Wie ist es gelaufen? Und stellte fest: Wirklich normal ist in der Stadt noch nichts.
Andreas Wallentins vergeblicher Kampf fürs Maskentragen
Andreas Wallentin von der Buchhandlung Daub ist ganz ehrlich: „Ich hatte Angst vor heute.“ Doch dann habe sich erst der Kundenstrom in gut steuerbaren Grenzen gehalten, außerdem seien die Leseratten sehr diszipliniert gewesen, „auch wenn fast keiner Mundschutz trug“. Dabei hatte der Buchhändler draußen zunächst die Bitte ausgehängt, jeder Kunde möge nur mit Mundschutz ins Geschäft kommen. Dann ergänzte er die Aufschrift um den Zusatz „möglichst“, am Ende nahm er den Zettel ab. Es hielt sich keiner daran, obwohl es Mundschutze auch nebenan in der Apotheke Köster wieder gebe.
Hochbegehrte Ware: Masken-Bänder sind das neue Klopapier
Wer weiter in die Stadt geht, mag das kaum glauben. Denn die einzige Schlange, die sich in der Innenstadt gebildet hat, steht vor Stoffe Werning. Gefragt, auf was sie hier warten, sagen die Leute: „Gummibänder!“ Für selbstgenähte Masken.
Dass Gummibänder offenbar in Erwartung einer Maskenpflicht jetzt eine hoch begehrte Mangelware sind, bekommt auch Barbara Linnhoff in der Textilierie Hamer an der Kolpingstraße zu spüren. „Unser Bestand war heute Morgen nach einer halben Stunde weg, und bei der Nachlieferung am Nachmittag war’s genau dasselbe Spiel.“
Mundschutze hat sie noch einige, aber Gummibänder sollen erste Ende der Woche wieder reinkommen, 1000 Meter immerhin. „Das hält wieder für eine halbe Stunde“, weiß Barbara Linnhoff schon jetzt. Gummibänder – das neue Klopapier.
Der bestfrisierte Juwelier freut sich über treue Kundschaft
Über seine treue Kundschaft freut sich derweil Juwelier Matthias Lehmkühler – mit Mundschutz. „Ich habe Vertrauen zu Menden. Es sind heute einige Kunden gekommen, mehr als in unserer Münsteraner Trauring-Lounge. Dabei wurde viel Service nachgefragt, Batterien oder Uhrenarmbänder, aber ich habe auch verkauft.“ Was bei dem Münsteraner ins Auge sticht: Der Mann ist perfekt frisiert, anders als wir Wuschelköppe. Wie geht das, wenn Friseure erst im Mai wieder öffnen dürfen? Matthias Lehmkühler lacht: „Meine Frau ist ausgebildete Friseurin!“
„Zurückhaltend“ sei der Mendener Tag 1 in der „Goldwaage“ auf der Hauptstraße verlaufen, heißt es dort im An- und Verkauf für Gold und Silber. Offenbar müssen die Mendener ihre Geschmeide trotz der Corona-Krise noch nicht zu Geld machen, oder? Die Antwort lässt alles offen: „In ein paar Tagen kann man mehr sagen.“
Ärger über Spott aus der Risikogruppe
Fast schon wieder im Normalbetrieb läuft es unterdessen bei Blumen Risse, wie Fachfrau Katrin Fritz berichtet. „Wir haben ja schon seit Donnerstag wieder geöffnet, am Wochenende war hier schon richtig was los. Die Leute haben sich auch einfach gefreut, dass wir wieder da sind, als ein Stück Normalität.“ Diese Freude, sagt sie, teile sie. Was sie befremdlich findet, sagt sie allerdings auch: „Es sind ja die Älteren, für die das alles hauptsächlich passiert. Wenn ausgerechnet die uns dann spöttisch fragen, was wir mit den Masken und Spuckschutzen doch für einen Firlefanz veranstalten, dann ärgert einen das schon.“
Masken und Plexiglas sind beileibe nicht die einzigen Vorkehrungen. In fast jedem Mendener Geschäft empfängt den Kunden im Eingang die Bitte, eine Höchstzahl an Personen einzuhalten. Mal zwei, mal sechs, je nach Größe des Ladens. Vielleicht liegen im Eingang bald auch Schutzmasken bereit.