Dortmund/Fröndenberg. Hinter der Messerattacke im Himmelmannpark in Fröndenberg könnte ein Streit um eine 17-Jährige stecken. Das Opfer leidet weiter unter den Folgen.

Das Opfer des mutmaßlichen Messerstechers aus dem Himmelmannpark leidet immer noch schwer unter dem Angriff vom Oktober 2019. Der 26-Jährige schilderte, wie er im Himmelmannpark die lebensgefährlichen Verletzungen erlitt. Er schwebte zwischendurch in akuter Lebensgefahr, lag im künstlichen Koma. Als Motiv vermutet er beim Angeklagten Geld und Liebe.

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Der 34-jährige Angeklagte aus Fröndenberg und das spätere Opfer aus Menden kannten sich gut. „Wir waren Freunde“, sagte der 26-Jährige am Donnerstagvormittag am zweiten Verhandlungstag im Prozess vor dem Dortmunder Landgericht aus. Beide Beteiligten stammen aus Syrien, hatten nach ihrer Flucht aus dem Bürgerkriegsland 2015 in Deutschland ein neues Zuhause gefunden, zeitweise auch unter einem Dach gelebt.

Treffen von Opfer und Täter am Ruhrbalkon im Himmelmannpark

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Wie also konnte es zwischen den beiden zu der verhängnisvollen Gewalttat kommen am späten Abend des 18. Oktober 2019, einem Freitag? An dem fraglichen Abend traf er sich gegen 22 Uhr mit dem Angeklagten am Ruhrbalkon im Himmelmannpark. Nach Aussage des 26-jährigen Opfers (übermittelt durch den Übersetzer) sollte ihm der 34-jährige Bekannte Geld zurückgeben, das er diesem noch schuldete.

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Das Verhältnis der beiden habe schon in den Wochen davor vor allem aber noch etwas anderes belastet: die Liebe des 26-Jährigen zu einer jungen Frau, die auch dem 34-Jährigen gut bekannt ist. Auch mit dieser zusammen sowie ihren Eltern lebten die beiden für eine Zeit zusammen in einer Asylbewerberunterkunft in Menden. Der 26-Jährige war mit der Frau – zu dem fraglichen Zeitpunkt erst 17 Jahre alt – in einer Beziehung, so sagte er es nun selber aus. Das habe aber vor allem ihrem Vater nicht gepasst und der habe den hier Angeklagten als „Vermittler“ eingeschaltet, damit der 26-Jährige die Beziehung beendet.

Opfer und 17-Jährige sind weiter ein Paar

Das wollte dieser aber wohl nicht. Das Mädchen, nun volljährig, lebe mittlerweile in Düsseldorf, sie beide seien weiterhin ein Paar, sagte das Opfer der Gewalttat. Die Mutter finde das auch in Ordnung, nur der Vater habe weiter Schwierigkeiten mit dieser Beziehung. Man treffe sich, ohne das er es mitbekomme. Als der hier Angeklagte im Herbst letzten Jahres anfing, die junge Frau zu kontaktieren, habe das dem 26-Jährigen nicht gepasst, schließlich gab es mehrfach Streit zwischen den Männern.

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Zahlreiche Text- und Sprachnachrichten wurden vor Gericht verlesen. Viel ist in diesen die Rede von Männlichkeit, Ehre und Moral. Dass man einzelne Passagen durchaus auch als Androhungen körperlicher Gewalt verstehen könne, wie es die Vorsitzende Richterin Britta Graja dem Zeugen vorhielt, bestritt dieser. An eine Auseinandersetzung habe er nicht gedacht, obschon er durch das Verhalten seines Bekannten aufgebracht gewesen wäre. „Ich habe ihm schließlich die Freundschaft gekündigt“, sagte der Geschädigte über sein Verhältnis zum Angeklagten.

Schwerverletzter ruft Freunde mit dem Handy an

Das Opfer schildert den Tatabend dann so: Der Angeklagte habe in seine Tasche gegriffen. Um seine Geldbörse zur Begleichung der Schulden herauszuholen, vermutete der 26-Jährige. Tatsächlich war es ein Messer und er stach nach Ausrufen der Worte „Du Zuhälter“ auf sein Gegenüber ein. Zunächst traf er die Schulter, später auch Hals und Gesicht. Schwerverletzt blieb der Syrer zurück, konnte aber noch Freunde anrufen, die den Rettungsdienst benachrichtigten. Die Folgen spüre er bis heute: „Ich habe Probleme am Rücken, kann nicht sehr lange sitzen und auch keine schwere Lasten heben. Außerdem habe ich Schlafstörungen, muss deshalb Medikamente nehmen.“

Der Angeklagte macht in dem Prozess weiter von seinem Recht Gebrauch, sich nicht zu äußern. In den Ermittlungen nach der verhängnisvollen Auseinandersetzung – so berichtete es der leitende Polizeibeamte – habe der Beschuldigte von Notwehr gesprochen. Und auch davon, dass nicht er, sondern der später so schwer Verletzte das Messer selber zum Tatort mitgebracht habe.

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