Dortmund/ Fröndenberg. 34-Jähriger vor dem Landgericht Dortmund angeklagt. Disput mit Bekanntem aus Menden soll im Himmelmannpark eskaliert sein

Der Fröndenberger, der einen Bekannten aus Menden im Herbst 2019 mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt haben soll, muss sich seit dieser Woche vor dem Landgericht Dortmund verantworten. Dabei findet der Prozess unter verschärften, coronabedingten Sicherheitsmaßnahmen statt.

Leere Flure

Und das wird direkt beim Betreten des Landgerichts deutlich. Im Eingangsbereich gibt es inzwischen eine Besucherschleuse samt Desinfektionsständer. Auf einem Formular müssen dann mögliche Corona-Kontakte und Auslandsreisen angegeben werden - sicher ist sicher. Aber auch auf den Fluren des Landgerichts macht sich die Pandemie bemerkbar; es ist deutlich leerer als üblich, viele Verhandlungen sind verschoben worden. Die, die noch über die Flure huschen, sind mit Gesichtsmasken ausgestattet oder zwängen sich auf den Sitzbänken an den äußersten Rand, um den 1,50-Meter-Abstand zu wahren.

Das Vorgehen spiegelt sich derweil auch im Prozessablauf wider. Aufgrund der Abstandsregelung nehmen die drei Schöffen nicht an der Seite der vorsitzenden Richterin Britta Graja Platz, sondern auf der Seite der Staatsanwaltschaft und des Nebenklagevertreters. Braune Klebemarkierungen auf Tischen und Stühlen regeln dabei den Abstand. Am ersten Verhandlungstag steht zunächst die Anklageverlesung auf dem Programm. Der 34-jährige Fröndenberger äußert sich zu den Vorwürfen zunächst nicht. Der Angeklagte, der 2015 aus Syrien in die Ruhrstadt kam, wie er sagt, hört den Ausführungen von Staatsanwalt Henner Kruse zu, ein Dolmetscher übersetzt.

Zum Mond gedreht

Demnach soll der 34-Jährige seinen Bekannten am 18. Oktober 2019 im Himmelmannpark "heimtückisch" angegriffen haben. Das Mendener Opfer und der Angeklagte trafen sich demnach gegen 22.10 Uhr am Ruhrbalkon. Unter zunächst nicht näher genannten Umständen soll er seinem mutmaßlichen Opfer gesagt haben, sich zum Mond zu drehen - vom Erdtrabanten geblendet, soll der 34-Jährige dann mit einer 20 Zentimeter langen Klinge auf seinen Bekannten eingestochen haben. "Dann ließ er das blutende Opfer am wenig frequentierten Tatort zurück", so Staatsanwalt Kruse. Der Mendener, der zwischenzeitlich "in akuter Lebensgefahr" schwebte, wurde ins künstliche Koma versetzt und konnte nur mit mehreren Bluttransfusionen gerettet werden.

Sieben Verhandlungstage

Der Angeklagte - weißes Hemd, dunkle Jeans - verfolgt die Ausführungen der Staatsanwaltschaft gelassen, blickt immer wieder in den Zuschauerraum zu seiner Frau und Tochter. Zu den Vorwürfen werde sich sein Mandant zunächst nicht äußern, erklärt Verteidiger Bernd Kachur. Insgesamt sind am Landgericht Dortmund vor der 39. Schwurgerichtskammer sieben Verhandlungstage angesetzt.

Ibox:

Der Prozess wird am Donnerstag, 30. April, fortgesetzt. Dann soll unter anderem das Opfer sowie Freunde des Opfers aussagen. Auch Polizeibeamte sind für den ersten Fortsetzungstermin von Richterin Britta Graja geladen worden.

Problematisch, so die vorsitzende Richterin, könnte die Inaugenscheinnahme von Lichtbildern zur Tatwaffe und möglichen Verletzungen werden. Aufgrund der Corona-Beschränkungen müsse dies in anderer Art erfolgen.