Menden. In der Coronakrise ist das Thema Klimaschutz etwas in den Hintergrund geraten. Die Mendener Gruppe engagiert sich trotzdem weiter.
Der 24. April sollte zum fünften großen Aufmarsch der Fridays-for-Future-Bewegung werden. Doch die Corona-Krise macht auch vor den Bemühungen der größtenteils jungen Aktivisten kein Halt. In Menden sollte der weltweite Streik eigentlich den Auftakt für eine öffentlichkeitswirksameres Auftreten werden. Tobias Schürmann sprach mit der 15-jährigen Finja Bentz, die sich in Menden fürs Klima einsetzt.
Was macht Fridays for Future in Zeiten von Corona?
Finja Bentz: Leider nicht so viel, es ist ja sehr schwierig momentan. Wir versuchen uns ein wenig mit Telefonkonferenzen auf dem Laufenden zu halten – und wir haben trotzdem am globalen Streik teilgenommen.
Wie das?
Jede Ortsgruppe macht Fotos von sich mit den Demo-Plakaten und das wird dann gepostet. Wir haben aber auch versucht, ein wenig an uns selbst zu arbeiten. Dabei haben wir überlegt: ,In welchen Bereichen können wir ein bisschen umweltfreundlicher leben?'. Dass man beispielsweise ein wenig mehr Fahrrad fährt. Wir haben auch Kreidebilder kreiert und wollten dafür eintreten, dass Menden Teil des Projekts „Sichere Häfen“ wird.
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Auf die Straßen gehen ist derzeit nicht drin. Wie läuft der Protest denn im digitalen Raum?
Der große Unterschied ist, dass Proteste auf der Straße jeder mitbekommt. Jetzt bekommen es leider nur diejenigen mit, die sich dafür interessieren und informieren wollen. Es machen recht viele Künstler und Musiker mit – wenn man diesen Leuten online folgt, bekommt man es natürlich mit.
Wie groß ist die Fridays-for-Future-Ortsgruppe in Menden mittlerweile?
Wir sind noch relativ klein, das Kernteam besteht aus etwa sieben Leuten. Wir wollten gerade neue Leute hinzugewinnen, aber dann kam Corona (lacht). Wir hoffen, dass sich nach der Krise noch einige finden und das ganze unterstützen.
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Die Wissenschaft hat während dieser Pandemie Hochkonjunktur. Ärgert es euch, dass der Klimawandel seit Jahren wissenschaftlich unumstritten ist, aber verglichen mit der Corona-Krise nicht so schnell gehandelt wird?
Tatsächlich haben wir noch nie über diesen Punkt gesprochen. Wenn es aber darum geht – und da kann ich für die ganze Gruppe sprechen – regen wir uns natürlich auf, weil es den Lobbyismus ein stückweit widerspiegelt. In Deutschland greift die Automobilbranche viel zu stark ein und deshalb wird nicht so viel für den Klimaschutz getan – das regt uns natürlich auf.
Wie könnte Corona Eure Arbeit verändern oder beeinflussen? Glaubt Ihr, dass sich Menschen nach Corona eher mit kritisch-wissenschaftlichen Argumenten auseinandersetzen?
Das wäre möglich, bezweifle ich aber ein wenig. Es macht den Anschein, dass die Menschen schon wieder genervt sind von dem, was die Wissenschaft sagt. Ich glaube vielmehr, dass sie aber ein wenig offener für unsere Vorschläge werden könnten, weil man derzeit gezwungen ist, Zeit in der heimischen Natur zu verbringen. Vielleicht führt das zu der Einsicht, dass man das auch erhalten möchte.
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Wo soll die Reise für die Mendener Ortsgruppe denn mittelfristig hingehen?
Am besten zur nächsten Demo (lacht). Aber es ist momentan nichts planbar. Wir hatten für Anfang kommenden Jahres angesetzt, als Klimasänger durch die Stadt zu ziehen, das ist das einzige auf das wir bauen können.
Dadurch dass öffentlichkeitswirksame Proteste wegfallen, habt Ihr Angst, dass die Bewegung an Fahrt verliert, nachdem man in den vergangenen Monaten bereits einige Diskussionen angestoßen hatte?
Ich glaube nicht, dass es dadurch Fahrt verliert. Wenn die Proteste wieder losgehen, sind alle wieder viel motivierter – eben weil wir wieder auf die Straße gehen und uns lautstark äußern können (lacht). Ich denke eher, dass es ein wenig heftiger zugehen und mehr anstoßen wird als in den letzten Monaten.