Menden. Mendener Kleingärtner freuen sich über ihre blühenden Rückzugsorte während der Krise. Nicht nur Entspannung steht auf dem Programm.

Mendens Kleingärtner sind froh um ihre kleinen Paradiese aus Blumen- und Gemüsebeet, Rasenfläche und Laube. Ein Rückzugsort nah an der Natur in Zeiten von Corona-Stillstand und Isolation. Arbeit bietet ihnen die Frühlingszeit jedenfalls genug.

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An einem frühlingshaften Wochenende, sich sowohl in Stadt wie auch Wald und Flur nicht zu nahe zu kommen, da sollte es doch in einer Kleingartenanlage in all den Parzellen deutlich voller sein als sonst. Oder? Die WP hat am Sonntagnachmittag die einzige Kleingartenanlage Mendens, die „Kleine Heide“, besucht und festgestellt: Es ist quasi genauso voll, wie sonst auch im Frühling. Denn der passionierte Kleingärtner verbringt sowieso jede freie Minute hier, sagt Rudolf Barton.

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Mehrere Kisten mit Blumen stapeln sich in seinem Reich. Selbst gezogen in der Wohnung, sollen sie nun hier in den Boden. Wenn denn kein Frost mehr kommt. Aber das ist sich Rudolf Barton nicht so sicher. „Die Blumen sind die Aufgabe meiner Frau“, sagt er grinsend und erzählt von seinem Bereich: Gemüse und Obst. Auch hier macht der Frost etwas Sorge. Der Pfirsichbaum war nämlich schon aufgeblüht. Ob er die darauf folgende Kälte überstanden hat, lässt sich im Moment noch nicht sagen. Barton ist eher skeptisch.

Jeden Tag vor Ort

Besser sieht es in seinem Kleingarten hingegen mit dem Apfel- und Kirschbaum aus. Und allerlei Gemüse, das im Moment noch im Gewächshaus untergebracht ist, wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen den Weg ins Beet finden. „Jetzt beginnt die Arbeitszeit so richtig.“ Man werde dafür aber auch belohnt: „All das frische Grün, die anderen bunten Farben des Frühlings, wo jetzt die Natur zum Leben erwacht. Einfach fantastisch.“

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Rudolf Barton ist froh um sein kleines Paradies angesichts der Corona-Einschränkungen. „Aber auch so bin ich eigentlich jeden Tag hier.“ Ein bisschen seltener höchstens im Winter. Denn etwas zu tun ist ja immer. So geht es den meisten hier. Eine Gruppe aber, so berichtet Rudolf Barton, ist im Moment deutlich häufiger zu sehen: die Kinder aus den Kleingärtner-Familien.

Danai (oben) und Theo (unten) auf ihrem Lieblings-Kletterbaum im Kleingarten ihrer Familie.
Danai (oben) und Theo (unten) auf ihrem Lieblings-Kletterbaum im Kleingarten ihrer Familie. © Alexander Lück | Alexander Lück

Theo und Danai Tsolis zum Beispiel sind schon selber aktiv geworden. Der Fünfjährige und seine drei Jahre ältere Schwester haben Mama und Papa in ihrer Parzelle bei der Aussaat geholfen, ihre eigene kleine Fläche auch markiert. „Rote Beete, Karotten, Radieschen“, zählt Grundschülerin Danai auf, was sie alles in die Erde gebracht hat. Fast noch besser auf ihrem Grundstück gefällt den beiden ihr Kletterbaum und das Trampolin. Da wiegt es auch nicht mehr ganz so schwer, dass auch der Spielplatz der Kleingartenanlage im Moment geschlossen bleiben muss.

Als griechisch-orthodoxe Christen hat Familie Tsolis am gestrigen Sonntag das Osterfest gefeiert. Die Kinder haben Eier gesucht, der Gottesdienst- wie auch der Verwandtenbesuch, sonst obligatorisch, fielen aber aus. Umso glücklicher sind die Vier, dass sie den Garten haben. Sie sind noch relativ neu hier, aktuelle Bauprojekte sind ein Hochbeet und ein kleiner Wasserfall. Aber Rudolf Barton kann auch mit mehreren Jahrzehnten Kleingartenerfahrung gelassen diesen Satz aussprechen: „Wirklich fertig wird man nie.“ Was er sich für die nächsten Wochen wünscht: mehr Regen. Der war zuletzt im Februar noch wirklich hinreichend vom Himmel gekommen. Barton hat sogar eine genaue Zahl parat: erst zwei Liter pro Quadratmeter seien es im April gewesen. Deutlich zu wenig.

Grillfest fällt kleiner aus

Auf eine Folge der letztjährigen Dürre schaut Familie Walke von ihrem Grundstück ganz am Rande der Anlage aus in den Wald gegenüber: völlig verdorrte Bäume. Durch Trockenheit und den Borkenkäfer, der sich deswegen ungestört verbreiten konnte. Bei Walkes ist gleich der Grill bereit. Auch sie sind im Prinzip täglich hier, sagt Ursula Walke, egal ob nun „draußen“ gerade Pandemie ist. Aber das Grillfest fällt kleiner aus. „Ich vermisse den engen Kontakt zu den anderen“, sagt Rudolf Barton. „Dass man mal auf ein Fläschchen Bier zu den Nachbarn gehen kann.“