Menden. Heute vor 75 Jahren hieß es in Menden: „Die Amis kommen!“ Sie befreiten das Stalag-Horrorlager in Hemer – und nahmen 4500 Kriegsgefangene.

In der Corona-Krise drohen auch wichtige Gedenktage in Vergessenheit zu geraten: Heute vor 75 Jahren endete für Menden der zweite Weltkrieg – mit einer nahezu kampflosen Übergab von Menden, Hemer und Iserlohn ans US-Militär. Diese Kapitulation konnte es nur geben, weil sich deutsche Offiziere damit den Durchhaltebefehlen Hitlers widersetzten.

Noch mancher Ort für sinnlose Kämpfe dem Erdboden gleichgemacht

Wäre hier – wie andernorts im Sauerland – weitergekämpft worden, hätten alle drei Nordkreis-Städte wohl noch viele Opfer und schlimmste Verwüstungen erlitten. Peter Müller, einer der Initiatoren der Ausstellung „Die Amis kommen!“ aus dem Jahr 2005: „Gegen Kriegsende ist noch mancher Ort für sinnlose Kämpfe dem Erdboden gleichgemacht worden.“

Horror-Lager befreit: Das Grauen von Stalag VI A

Als auch Hemer am 14. April 1945 kampflos eingenommen wurde, entdeckten die Amerikaner auch das Kriegsgefangenenlager Stalag VI A. Dort hatten unerträgliche Zustände geherrscht, unter denen auch amerikanische Kriegsgefangene zu leiden hatten. 25.000 meist russische Kriegsgefangene hatten hier ihr Leben gelassen.

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Während die Überlebenden jetzt befreit wurden, gingen deutsche Soldaten in Gefangenschaft. In der Dokumentation von Peter Müller, Franz Rose und Andreas Reiser heißt es dazu: Der Druck auf den östlichen Teil des Ruhrkessels wurde Mitte April 1945 immer größer. Die deutschen Einheiten unter Generalleutnant Bayerlein hatten sich in den Raum Iserlohn-Hemer zurückgezogen. Bayerlein besuchte Hemer und das Stalag VI A am 12. und 13. April. Seiner Meinung nach sollte das Stalag VI A ordnungsgemäß an die Amerikaner übergeben werden, um die Sicherheit der Stadt – es befanden sich immerhin 23 000 Gefangene auf dem Gelände – zu gewährleisten. Einheiten der 7. Armored Division und der 99. Infantrie-Division lagen vor der Stadt.“ Nach Verhandlungen kam es zur kampflosen Übernahme der Stadt Hemer durch die Amerikaner, 4500 deutsche Soldaten gingen in Gefangenschaft. Am 14. April war Hemer vollständig besetzt.

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Problematisch wurden Unterbringung und Versorgung der deutschen Kriegsgefangenen. Viele Soldaten aus dem Raum Menden-Hemer-Iserlohn wurden zunächst in Sümmern in einem Camp auf freiem Feld gesammelt, dann auf Lkw nach Brilon und in andere „Zwischenlager“ gebracht. General Major Walter E. Lauer gibt in seinem Buch „Battle Babies“ eine Gefangenenzahl von 44.240 zwischen dem 5. und 17. April 1945 im Bereich der 99. Infantrie-Division an. Später kamen die Gefangenen in große Lager in Remagen und Rheinhausen.

So war für die einen die Gefangenschaft zu Ende, für andere begann eine oft lange Leidenszeit. Für die Bevölkerung in Menden, Hemer und Iserlohn aber war der Krieg aus.